Renés Botschaft an die Kubaner

Da ein Teil der an den Besuch geknüpften Auflagen darin bestand, den ganzen Aufenthalt in Kuba möglichst unauffällig vonstatten gehen zu lassen, bekamen nur wenige Kubaner René zu sehen. Nach seiner Rückkehr schrieb er deshalb eine »Botschaft an mein Volk«, in der es unter anderem heißt:

René González

Foto: Bill Hackwell / Cubadebate

Zurück in der Welt des Absurden, nach einem sehr kurzen Besuch in meinem Vaterland, der in einigen die unterschiedlichsten Überlegungen erweckt hat, ist es an der Zeit mit diesen Worten eine Schuld mit unserem Volk zu begleichen. Diese Worte richten sich nicht an die, die uns im Vorfeld schon kritisierten, weil sie glaubten, dass mein Aufenthalt in Kuba zu einer politischen Demonstration würde und die uns jetzt kritisieren, weil er ein Beispiel an Diskretion war.

Sie richten sich auch nicht an jene, die vorhersagten, dass ich nicht zurückkehren würde und die jetzt die verschiedensten Gründe dafür suchen, warum ich es doch getan habe. Es handelt sich um eine elementare Pflicht gegenüber einem Volk, (…) das hoffte meinen Besuch verfolgen zu können.

Wie allgemein bekannt war, hatte mein Besuch einen humanitären Charakter im Geist und Buchstaben der Bewährungsauflagen. Es handelte sich weder um eine Vergünstigung, noch um eine politische Forderung, sondern um eine Situation, die im Gesetz vorgesehen und an strenge Auflagen gebunden ist. Im Geiste des Respekts vor der Legalität, der uns seit Beginn dieses ganzen Prozesses geleitet hat, war es unerlässlich, meinen Aufenthalt in Kuba nicht in etwas zu verwandeln, das der Natur dieses Antrags nicht entsprochen hätte. (…)

Daraus ergab sich die geringe Verbreitung meines Besuches, was für viele überraschend war. Wir sind sicher, dass diese Erklärung von allen, die in meinem Aufenthalt die Möglichkeit für öffentliche Empfangs- und Freudenkundgebungen sahen, verstanden wird. Die natürlichen Beschränkungen dieser Reise machten dies unmöglich. (…)

Von meinen kurzen Spaziergängen durch unsere Straßen und der spontanen Kontaktaufnahme durch unser Volk nehme ich unauslöschliche Erinnerungen mit, die mir Inspiration sind und mir Kraft geben. Allerorts erhielt ich in diesen Tagen viel Zuneigung und alle respektierten die Diskretion, die mein Besuch erforderte. Ich weiß, dass über diejenigen Landsleute, die ich getroffen habe, mir die Zuneigung der Millionen entgegengebracht wurde, die gerne über den Verlauf meines Aufenthalts auf dem Laufenden gewesen wären. Allen, denjenigen mit denen ich das Privileg hatte Kontakt zu haben und den anderen, mit denen dies nicht möglich war, möchte ich meine tiefe Dankbarkeit aussprechen für die Beweise des großzügigen Respekts und für ihre Bekundungen der Solidarität und der guten Wünsche für meinen Bruder.

Zurück in der Welt des Absurden, bin ich bereit mich der großen Schlacht zu stellen, damit uns Gerechtigkeit widerfährt. Es war unerlässlich, dass ich in Kuba äußerste Zurückhaltung üben musste. Es war undenkbar nicht zurückzukehren. Mit im Herzen behalte ich die intensiven Erfahrungen dieser wunderschönen vierzehn Tage zusammen mit meinem Volk, mit dem wir eines Tages die Rückkehr der Fünf feiern werden.

An alle im Namen meiner Familie und in meinem eigenen, meine tiefste Dankbarkeit.

Und im Namen der Fünf wiederhole ich, dass wir niemals versagen und immer eurer würdig sein werden.

René


Roberto González

Roberto González gestorben


Drei Monate nach Renés Besuch in Cuba ist sein Bruder Roberto am 21. Juni in Havanna gestorben. Roberto, von Beruf Rechtsanwalt, hatte als Mitglied des Anwaltsteams der Cuban Five seine letzten Lebensjahre ganz deren Befreiung gewidmet.

Renés Rechtsanwälte haben nach dem Tod seines Bruders jetzt beantragt, man möge es René erlauben den Rest seiner ungerechtfertigten dreijährigen Bewährung nicht weiter in Florida, sondern in Cuba im Kreise seiner Familie abzuleisten.

Wir trauern mit René und seiner Familie.
R.F.


Logo CUBA LIBRE

CUBA LIBRE 3-2012