Kuba – nicht eingeladen und doch präsent.
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Auch die Lateinamerikaner haben jetzt ihren »Gemeinsamen Standpunkt«. Was die Europäische Union sich in Bezug auf Cuba leistet, haben die Länder Lateinamerikas und der Karibik jetzt gegenüber den USA durchgesetzt: Sie fordern die Integration Kubas auf allen Foren Amerikas und die Anerkennung der Souveränität Argentiniens über die Malvinen. Da die USA und Kanada sich weigerten, diese Themen zu behandeln, kam es nicht zu der bei solchen Treffen obligatorischen Abschlusserklärung. Was nichts anderes bedeutet, als dass der Gipfel als gescheitert zu betrachten ist.
»Wir sind im Übergang vom sogenannten ›Konsens von Washington‹, der uns das neo-liberale Modell aufoktroyieren wollte, zum ›Konsens ohne Washington‹ «, sagte der venezolanische Außenminister Maduro.
»Kuba wird wieder Protagonist zukünftiger Treffen sein, während die USA die Isolierung erfahren werden, unter der Kuba so lange gelitten hat«, meinte Vicente Torrijos, Analytiker für internationale Beziehungen der Universität von Bogotá.
Das muss Präsident Obama schon gemerkt haben, weswegen er darauf bestand, die Reden der Präsidenten nicht übertragen zu lassen. Auch ein weiteres Thema der Debatte lief nicht zur Zufriedenheit Washingtons. Der von den USA lancierte »Krieg gegen die Drogen« wurde als rundherum gescheitert angesehen. Er habe zwar Hunderttausende von Toten in Lateinamerika zurückgelassen, aber weder die Produktion noch den Konsum im Geringsten gesenkt. Evo Morales machte deutlich, dass der Kampf dagegen über eine Reduktion des Drogenkonsums in den USA laufen müsse und Washington nicht länger den Lateinamerikanern die Schuld in die Schuhe schieben könne.
Fest steht, dass auf dem nächsten Gipfel Länder wie Venezuela, Ecuador, Bolivien, Nicaragua, Argentinien und Brasilien nicht mehr teilnehmen, wenn Kuba nicht eingeladen werden sollte.
In Cartagena hat Lateinamerika zum ersten Mal mit lauter Stimme gesprochen und der US-Präsident hielt sich bedeckt. Nicht nur wegen des Sex-Skandals seiner Geheimdienstleute, der sicherlich medial übertrieben wurde, um vom Gipfel selbst abzulenken. Obama ist bewusst, dass jetzt alle wissen, dass seine Versprechungen beim letzten Amerikagipfel von einem Verhältnis unter gleichen Partnern und einer »neuen Richtung bei den Beziehungen zu Kuba« reines Theater waren.
Renate Fausten
CUBA LIBRE 3-2012