Frauen helfen Frauen – so lautetete das Motto von Kornelia Dorens zweiter Spendeninitiative für Kuba.
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Nach dem Erfolg der ersten Projekts
(156 Fahrräder für kubanische Kinder)
im Dezember 2010 fühlte sich die Münchner Reisejournalistin mit Kuba-Faible angespornt, eine weitere Spendenaktion zu organisieren; zumal in Kuba viele gesellschaftliche Gruppen Unterstützung gut gebrauchen können: Kinder, KünstlerInnen, alleinstehende Mütter, RentnerInnen, RollstuhlfahrerInnen. Das US-Embargo macht vor allem ihnen das Leben schwer in einem Alltag, der ohnehin von Versorgungsengpässen geprägt ist. In Deutschland gibt es vieles im Überfluss. Gut Funktionerendes wird so manches Mal weggeworfen, weil man nicht weiß: Wohin mit dem alten PC, dem Fahrrad aus der Studentenzeit oder Omas Nähmaschine? In Kuba wäre das Wegwerfen von alledem undenkbar ...
Die Ausprägungen von Mangel und Überfluss begegnen Doren auf vielen Reisen. Gemeinsam mit dem emsigen "Europaverein Eschweiler e.V." und der kubaerfahrenen "Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V." versuchte sie daher, im Rahmen einer verwaltungskostenfreien Privatinitiative, zu helfen. Gewissermaßen, um einen kleinen, symbolischen Ausgleich zu schaffen, zwischen Entbehrung und Verschwendung und gleichzeitig die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren.
Auch dieses Mal gewann sie die tatkräftige Unterstützung der Firmen "Condor" (Unternehmensgruppe Thomas Cook) und "Leisure Cargo". Ohne die großzügige Hilfe der beiden Unternehmen hätten sonst niemals 1.700 kg Spendenmaterial per Flugzeug nach Kuba befördert werden können. Herzlich gedankt sei an dieser Stelle auch allen SpenderInnen, Organisationen, Verbänden, InteressentInnen, ohne die das Projekt nicht realisierbar gewesen wäre!
Die zweite Initiative galt speziell den kubanischen Frauen, die sich selbstständig machen wollen. Denn seit April 2011 ist das in Kuba möglich. Da viele Frauen Schneiderin als Berufswunsch haben, ihnen aber das Geld für die Anschaffungen fehlt, sollten gut funktionierende, gebrauchte Nähmaschinen aus Deutschland als Basis für ihre Existenzgründung dienen. Immerhin kostet eine Nähmaschine auf der Antilleninsel bis zu drei Jahresgehälter.
Über 200 Familien aus München, Aachen, Berlin und Frankfurt haben sich am Sachspendenprojekt mit Nähmaschinen, Stoffen, Nähgarn, Stickgarn, Knöpfen, Reißverschlüssen und Schnittmustern beteiligt. Nachbarschaften wurden dadurch nebenbei intensiviert. Im Wohnhaus, in dem Doren lebt, haben alle Mieter über Wochen hinweg meterhoch gestapelte Kisten und aufgetürmte Nähmaschinen im Hausflur wohlwollend toleriert. Hausbewohner halfen beim Zählen oder zeitaufwändigen Testen jeder einzelnen Nähmaschine vor dem Abtransport.
Nachdem vom Stadthistorikerbüro in Havanna das Spendenprojekt im Mai 2011 genehmigt wurde, gelang im August 2011 die erste Teilübergabe. 15 Nähmaschinen und drei Kisten Baumwollstoffe wurden an das Seniorenheim von Belén, einem Stadtteil von Alt-Havanna, übergeben. Damit können nun nähinteressierte Rentnerinnen für sich und ihre MitbewohnerInnen Pyjamas und Bettwäsche schneidern. Die Seniorinnen brachten auch etwas mit zum offizíellen Treffen: selbstgebastelte Püppchen, Hüte und eine Hexe. Sie übergaben sie Doren und Kreiten als Geschenk für die deutschen Spender.
Die Aufgaben der Hermandad de las Bordadoras y Tejedadoras de Belén:
Theater-, Festival- und Berufsbekleidung, Workshops, Design, Modeschauen sowie Verkauf von eigenen Kreationen
Als eines der ersten Sozialprojekte des Stadthistorikers Dr. Eusebio Leal wurde Anfang der 90er Jahre die rund 400-köpfige Hermandad de Bordadoras y Tejedadoras gegründet. Ziel der "Schwesternschaft der Näherinnen, Stickerinnen und Strickerinnen" unter Leitung von Elvira Reynaldo Muñoz war es, alte Kunsthandwerksraditionen zurück nach Habana Vieja zu holen und sie so vor dem Vergessen zu bewahren. Zusätzlich sollte durch diese sozialen Aktivitäten der Altstadt neues Leben eingehaucht werden:
1. Weitergabe von Fachwissen an jüngere Schneidergenerationen
2. Workshops für Nähinteressierte und diejenigen, die ihre ökonomische Situation verbessern wollen
3. Erlernen von unternehmerischen Fähigkeiten
4. Befriedigung der Nachfrage nach Bekleidung in der Bevölkerung
Obwohl die kubanischen Behörden bereits im Mai 2011 eine Autorisation für die Spendenübergabe erteilt hatten wurde dieser Frauenverein allerdings wenige Monate später, etwa zum Zeitpunkt der Auslieferung der Nähmaschinen, aus Gründen der "Reorganisation" geschlossen. Ein Teilerfolg konnte jedoch im August 2011 mit der Auslieferung von 15 von insgesamt 53 Nähmaschinen, 7 von 35 Spannungsumwandlern für den elektrischen Betrieb der Nähmaschinen und 3 der 33 Materialkisten erzielt werden.
Wann die restliche Übergabe erfolgen wird, einschließlich einer Strickmaschine, vielen Stick- und Strickmaterialien, Schnittmustern und einer Schneiderpuppe, bleibt noch zu klären. Kornelia Doren übergab am 24.09.2011 einen Brief an Dr. Eusebio Leal mit der Bitte, das nächste Übergabedatum zu definieren. Vor allem aber liegt ihr unverändert am Herzen, dass die Nähmaschinen möglichst an die ehemaligen Vereins-Schülerinnen ausgehändigt werden können - auch wenn dieser Verein auf zunächst unbestimmte Zeit geschlossen wurde - damit die Frauen in der Lage sind, sich selbstständig zu machen. So kann das Spendenprojekt seinen Zweck erfüllen: Hilfe zur Selbsthilfe, von Frau zu Frau. Um darüber vor Ort zu verhandeln, war Doren jeweils im August und September 2011 nach Kuba gereist. Eine Antwort des Stadthistorikerbüros stand noch aus ...
Texte und Infos: Frauen helfen Frauen
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