Ein mörderischer Exmilitär und ein ultrarechter vermögende Populist, der mit der Todesstrafe gegen renitente Jugendliche droht, zwischen diesen beiden Schreckensgestalten sollen die Wähler in Guatemala am 8. November in einer Stichwahl abstimmen.
Der Ex-General Molina geht mit knapp 32 Prozent als Favorit in die Stichwahl gegen Manuel Baldizon, der knapp 20 Prozent bekam. Für Molina ist das Ergebnis eine Niederlage, hatte er doch ganz auf Sieg gesetzt und gab sich überzeugt, schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit zu erreichen. Vielleicht lag es auch an der Kampagne von Menschenrechtlern, die Molina seine Beteiligung an den Verbrechen in den Jahren des Guerillakrieges erinnerten, dass er den erhofften Wahlsieg verfehlte. Das ist eigentlich ein positives Zeichen, doch dass sich jetzt mit Baldizon ein Protofaschist als Alternative geriert, der sein Mordprogramm gegen Oppositionelle gar nicht verschweigt,macht den Zustand der guatemaltekischen Linken deutlich. Dabei wurde es sogar noch als gutes Ergebnis gewertet, dass die über die Landesgrenzen Guatemalas hinaus bekannte Menschenrechtlerin Rigoberta Menchu über 2 % der Stimmen bekommen hat. Dabei wurde sie von der Breiten Front, einem Mitte-Links-Bündnis unterstützt.
Menchu wurde auch in deutschen Medien vorgeworfen, sie wäre nicht die richtige Kandidatin, weil sie angeblich nicht die Probleme der einfachen Menschen im Lande kennt. In Wirklichkeit wollen diese Kommentatoren damit nur zum Ausdruck bringen, dass Menchu einer anderen Zeit angehört, weil sie noch bestimmte linke Basisgrundlagen vertritt, wozu auch die Solidarität mit Kuba gehört. Allerdings war Menchu nie Marxistin und hat daher keine Konzepte, mit denen die unterdrückten und verelendeten Massen Guatemalas mobilisiert werden könnten. Allerdings ist das nicht Menchu anzulasten. Sie gehörte zu der indigenen Bevölkerungsmehrheit, die sich in den 80er Jahren gemeinsam mit christlichen Basisgemeinden und sehr wenigen kommunistischen Gruppen organisiert und bewaffnet gegen ihre Unterdrückungspolitik kämpften. Mit Unterstützung der USA unter Präsident Ronald Reagan wurde gegen die in einer vereinigten Guerillafront und legalen Frontorganisationen organisierte guatemaltekische Linke ein Aufstandsprogramm initiiert. Tausende legal arbeitende Gewerkschafter, Studierende und Campesinos wurden ermordet, darunter auch Verwandte von Menchu. Molina war damals einer der örtlichen Handlager der Unterdrückung. Baldizon gehört zu denen, die ihn darin heute beerben wollen. Wenn man über die Gründe für die schweren Zeiten für eine linke Bewegung in Guatemala redet, darf man auch vor der sich sozialdemokratisch schimpfenden bisherigen Regierung Colom nicht schweigen, die an dem Machtverhältnissen in dem Land nichts ändert wollte und konnte. Anfangs hatten auch manche Linken Hoffnungen in ihn gesetzt. Auch darin ist ein Grund für die gegenwärtige Misere der guatemaltekischen Linken zu sehen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich von der Basis her neu konstituiert, im Kampf gegen eine unterdrückerische Politik, egal ob sie von Molina oder Baldizon exekutiert wird.