Filmrezension von Peter Nowak

ASALTO AL SUEÑO - Angriff auf den Traum

ASALTO AL SUEÑO - Angriff auf den Traum (OmU)

84 Min, Regie: Uli Stelzner

Mindestens 72 Flüchtlinge aus El Salvador und Honduras wurden Mitte August auf ihrer Tour in die USA in Mexiko von Drogenkartellen ermordet. Sie hatten sich geweigert, Kurierdienste und Drogenschmuggel zu leisten. Dieses Verbrechen lenkte für kurze Zeit auf das Schicksal von Tausenden von Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die USA wollen und in Mexiko stranden. Der Filmemacher Uli Stelzner hat in seinem Film „ASALTO AL SUEÑO - Angriff auf den Traum“ schon 2005 das Schicksal dieser Menschen recherchiert und in dem Film festgehalten.


Ausgeraubt, misshandelt, verstümmelt

Stelzner, der in der Nicaragua-Solidaritätsbewegung sozialisiert wurde, hat bereits am Beginn der Reise dokumentiert, wie die durchreisenden Flüchtlinge Opfer der Überfälle von Jugendbanden und korrupten Grenzbeamten werden. Sie fallen ermüdet vom Zug oder werden von Gangs vom Zug gestoßen, nachdem sie vorher ausgeraubt worden sind. Sie werden in groß angelegten Razzien von der mexikanischen Migrationspolizei und Armee gefangen genommen, tagelang eingesperrt und abgeschoben. Nur mit einer kleinen Digitalkamera ausgerüstet, hat sich Stelzner in die Grenzregion begeben. Er begleitete die MigrantInnen am Rande der Bahnhöfe bei dem zermürbenden Warten auf die Bestie, wie die Züge genannt werden.

Er wird Zeuge täglicher Übergriffe bewaffneter Grenzeinheiten, schleust sich in das nahe gelegene Abschiebegefängnis ein und trifft Frauen, Männer und Kinder, die traumatische Erlebnisse ihrer Odysseen schildern und für die es trotz wiederholter Abschiebung meist kein Zurück gibt. Nur wenige sagen, dass sie die gefahrvolle Reise nicht noch einmal beginnen wollen. Die Verzweiflung der Menschen ist in dem Film immer sichtbar.

Nur ein junger Mann aus El Salvador schafft es tatsächlich, in die USA einzureisen. Für die meisten der im Film interviewten Menschen bleibt der Traum, in den USA ein besseres Leben führen zu können, ein Wunsch- oder gar ein Albtraum. Noe, aus El Salvador, der im Film mehrmals interviewt wurde, überlebte die Dreharbeiten nur um wenige Tage. Er wurde auf der Straße des mexikanischen Grenzortes ermordet. Die Täter wurden nie gefunden. Stelzner hat auch nach Beendigung des Filmes den Kontakt zu den Menschen, deren Schicksal er dokumentiert hat, nicht abgebrochen. Der Film wurde mit großem Erfolg in mehreren Ländern Zentralamerikas gezeigt. In Deutschland hatte kein Fernsehsender Interesse. Das hat sich auch nicht geändert, nachdem durch das Massaker die Aktualität des Themas gewachsen ist. Der Regisseur hat sich entschieden, den Film als Video zu vertreiben.

Uli Stelzner

1961-1980 aufgewachsen in NRW (Kindergarten, Schule, Straßenfußball) und Franken (Gymnasium, Semi-Profifußball, Post- und Müllmann, Abitur). 1981 -1982 Landlehrer in Bolivien 1983 Bäcker in der Schweiz. 1984 – 1991, Aufenthalte in Nicaragua, Cuba, Peru, Sibirien und Wackersdorf. Studium der Pädagogik und Visuelle Kommunikation) in Kassel. Lehrauftrag für Sozialfotografie an einer Bergarbeiter-Universiät in Bolivien. Mit Dynamo Windrad Kassel (Spaßfußball) in Cuba, UDSSR, und DDR. Mitbegründung der Mediengruppe ISKA. Seit 1992 Dokumentarfilme, Mobiles Kino, Lehraufträge für Dokumentarfilm in Lateinamerika sowie ständige Mitarbeit bei dem Projekt Visuelle Erinnerung in Guatemala. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm agdok sowie Mitbegründer der Vereinigung der Filmschaffenden Guatemalas AGA. Zwei Töchter, lebt als Autor, Regisseur und Produzent zwischen Berlin und Mittelamerika.

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CUBA LIBRE 4-2010