Musterbrief an deutschsprachige Fakultäten an US-Universitäten

Sehr geehrte Damen und Herren Professoren, sehr geehrte Studentinnen und Studenten,

trotz einer anscheinend seitens der Massenmedien verhängten Informationssperre gibt es sowohl hier in der Bundesrepublik Deutschland wie in den Vereinigten Staaten als auch in anderen Teilen der Welt immer mehr Menschen, die in großer Sorge um das Schicksal von fünf kubanischen politischen Gefangenen sind.

Mittlerweile gibt es über 350 Komitees zur Befreiung der Fünf in weit über 100 Ländern.
Wir fragen uns daher, wie weit Sie über den Fall informiert sind und ob wir etwas zu Ihrer Information beitragen können. - Es handelt sich um:

Gerardo Hernández Nordelo, 2001 verurteilt zu zweimal lebenslänglicher Haft, zuzüglich 15 Jahren,
René González Sehwerert, 2001 verurteilt zu 15 Jahren Haft;
Ramón Labañino Salazar, 2001 verurteilt zu lebenslänglicher Haft, zuzüglich 18 Jahren, im Dezember 2009 reduziert auf 30 Jahre Haft,
Antonio Guerrero Rodríguez, 2001 verurteilt zu lebenslänglicher Haft, zuzüglich 10 Jahren, im Oktober 2009 reduziert auf 21 Jahre + 10 Monate Haft;
Fernando González Llort, 2001 verurteilt zu 19 Jahren Haft, im Dezember 2009 reduziert auf 17 Jahre + 9 Monate Haft:

Wie Sie der Chronologie der Ereignisse entnehmen können, bestand das Vergehen der fünf Männer darin, als nichtregistrierte Agenten paramilitärische Gruppen in Südflorida unterwandert zu haben, um ihr Heimatland vor deren geplanten Terroranschlägen zu warnen. Tatsächlich konnten sie in den 1990er Jahren auf diese Weise über 170 Anschläge verhindern und viele Menschenleben retten, auch das von US-Bürgern.

Insbesondere seit den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 sollten es gerade die U.S.-Bürger nachempfinden können, wie bedroht sich die kubanische Bevölkerung in ständiger Habachtstellung vor Terroranschlägen seitens revanchistischer Exilkubaner fühlt. Denn Kuba beklagte bereits 1999 vor der UNO 3.478 Tote und 2.099 lebenslang Beeinträchtigte aufgrund solcher Terroranschläge, ganz abgesehen von dem wirtschaftlichen Schaden, den diese Sabotageakte anrichteten.

1997 verlor auch ein italienischer Tourist, Fabio Di Celmo, bei einer Serie von Bombenanschlägen auf Hotels in Havanna sein Leben, die von dem berüchtigten exilkubanischen Terroristen Luis Posada Carriles von Mittelamerika aus lanciert worden waren. Posada war unter anderem auch schon 1976 für einen Bombenanschlag auf ein kubanisches Zivilflugzeug mitverantwortlich, bei dem 73 Menschen getötet wurden.

Aus Sicht der kubanischen Bevölkerung und seiner Behörden handelte es sich also um absolute Notwehr, was dem US-Gesetz der "defense of necessity" entspräche, nachdem ihre Protestnoten an das Weiße Haus ignoriert wurden und sie daher Anfang der 1990er nach Freiwilligen Ausschau hielten, die bereit waren, sich als unbewaffnete verdeckte Agenten in "die Höhle des Löwen" zu wagen und die exilkubanischen Gruppen zu infiltrieren, um geplante Anschläge auf ihr Land zu deren Verhinderung an die kubanischen Behörden zu melden.

Die Fünf gehörten zu denen, die sich für diesen selbstlosen Einsatz zur Verfügung stellten. Sie wurden jedoch am 12. September 1998 verhaftet und im Dezember 2001 von einer eingeschüchterten Jury in Miami-Dade 2001 zu den oben genannten Freiheitsstrafen verurteilt und in über die USA verstreute Hochsicherheitsgefängnisse verbracht.

Gerardo Hernández und René González ist es darüber hinaus bisher nicht erlaubt, trotz zahlreicher Eingaben angesehener Persönlichkeiten und Organisationen an die jeweiligen US-Ministerien, Besuche von ihren jeweiligen Ehefrauen Adriana Pérez und Olga Salanueva im Gefängnis zu empfangen.

Nach einem fast 12-jährigen von Menschenrechts- und Völkerrechtverletzungen gepflasterten Instanzenweg wollen die Anwälte am kommenden 14. Juni ihren letztmöglichen Berufungsantrag nach dem "habeas corpus act" einreichen und hoffen, zumindest die absurden lebenslänglichen Strafen für Gerardo Hernández Nordelo aufheben lassen zu können. - Dazu brauchen sie aber vor allem die Unterstützung aus der US-Öffentlichkeit.

Juristen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens protestieren gegen die Behandlung des Falles der Fünf, die nicht nur gegen internationales Recht sowie gegen die U.S.-Verfassung verstößt, sondern auch gegen das Rechtsempfinden der meisten U.S.-Bürger.
Wir sind der Überzeugung, dass die Mehrheit des amerikanischen Volkes, wenn ihr der Fall nur erst bekannt wäre, es nicht zulassen würde, dass ihre Administration den Fünfen und ihren Familien, zu denen auch Kinder gehören, die zum Zeitpunkt der Verhaftung ihrer Väter noch im Säuglingsalter waren und seit fast 12 Jahren ohne sie aufwachsen müssen, weiterhin ihr Recht verwehrt.
Daher bitten wir Sie, den Fall in Ihrer Region und Ihrem Einflussbereich bekannter zu machen.

Mit Dank im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit, in der Hoffnung auf Ihre Unterstützung des Falles durch dessen Bekanntmachung
und freundlichen Grüßen

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CUBA LIBRE 3-2010