Elizabeth Palmeiro, die Ehefrau von Ramón Labañino, einem der "Cuban Five", öffnet den Lesern ihr Herz, um ihnen ihre Sicht über ihre 20-jährige Ehe mitzuteilen, deren Jahrestag an diesem 2. Juni war. Obwohl der alte Tango von Gardel und La Pera behauptet, dass zwanzig Jahre gar nichts seien, ist es für Elizabeth Palmeiro eine lange Zeit mit den dazu gehörigen Umständen, die sie in den zwei Jahrzehnten ihrer Ehe mit Ramón durchlebte.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ramón zu diesem zwanzigjährigen Ehejubiläum eine Nachricht zu schicken, was würden Sie ihm sagen?
Dass ich ihn liebe wie am ersten Tag. Ich würde ihm versichern, dass ich an seiner Seite bleibe, was auch geschehen mag, dass ich ihn in seiner Situation unterstütze und dass meine Liebe weit davon entfernt ist, sich zu verringern, dass sie durch solchen Kummer, Schmerz und die enorme Frustration, die diese Umstände mit sich bringen, wuchs. Diese Dinge würde ich ihm gegenüber wie immer wiederholen.
Ramón ist romantischer (als ich). Er schreibt Gedichte, sehr schöne Briefe, und wenn ich auch in dieser Beziehung schüchterner bin, beweise ich es ihm durch meine Taten, mit Werken der Liebe zu ihm, wie weiter für die Familie und unsere Töchter zu sorgen.
Wie gehen Sie mit diesem 20-jährigen Ehejubiläum mit Ramón um?
Die Umstände dafür sind nicht die besten, denn Ramón war über einen Monat lang in dem MCCreary-Gefängnis in Isolationshaft, nachdem er die Bescheinigung darüber erhalten hatte, dass er gemäß der 30-jährigen Strafe, die über ihn im vergangenen Dezember verhängt wurde, in eine Einrichtung mit geringerer Sicherheitsstufe überführt werde.
Wir sprachen am 25. April, an meinem Geburtstag, telefonisch miteinander, und er nutzte die Gelegenheit, mir auch schon zu Muttertag zu gratulieren, und am 27. steckten sie ins Loch, aus Sicherheitsgründen, wurde ihm von den Gefängnisbehörden gesagt, um dort auf den Transfer zu warten.
Den letzten Anruf erhielt ich am 30. Mai, einen Monat später, und er sagte mir, dass er nicht wisse, wann er überführt werde.
Sie können sich vorstellen, wie es ist, wenn so etwas inmitten so vieler Anlässe zum Feiern passiert: Muttertag, Hochzeitstag, sein Geburtstag am 9. Juni, in dem Monat, in dem wir auch Vatertag feiern, und diese Unsicherheit, nicht zu wissen, wann er die Kommunikation wieder aufnehmen kann.
Wie fühlen Sie sich jetzt inmitten der Isolation von Ramón?
Sie können sich vorstellen, wie ich mich in einer solchen Situation fühle, ohne normal mit ihm zu kommunizieren, und die Post kommt, wann sie kann.
Ich bin nicht in Feierstimmung.
Das einzige, was mir bleibt, ist die Befriedigung all' dem Druck und den Bemühungen, unsere Familie zu zerstören, widerstanden zu haben, denn der Zweck der ungerechten Inhaftierung ist, unter anderem, den ganzen Hass, den sie gegen das kubanische Volk hegen, auf diese fünf Männer abzuladen, sie durch Isolation und Distanz als menschliche Wesen zu vernichten und die Familien zu zerstören.
Aber sie hatten keinen Erfolg, und wir sind jetzt 20 Jahre verheiratet, wie am ersten Tag, als er das Haus verlassen musste, und ich mit der älteren Tochter Laura, die jetzt 17 Jahre alt ist, schwanger war, und er sie 18 Monate nicht sehen konnte.
So langsam gewöhnte ich mich daran, dass Ramón weg war, aber nie zu weit, trotz der Entfernung war er immer da.
Woran erinnern Sie sich am meisten in diesen 20 Jahren ohne Ihren Mann Ramón?
Ramón und ich konnten nur kurze Zeit zusammenleben, weil er schon drei Jahre nach der Hochzeit mit dieser Mission gegen die Feinde Kubas begann, was ihn von zu Hause fernhielt, und es bedurfte viel Geduld und Verständnis von beiden, mit dieser Situation umzugehen. Wir wussten beide, dass er mir bei vielen Dingen, die Männer im Haus erledigen, nicht helfen konnte, aber ich habe immer gesagt, dass es gut sei, einen Mann im Haus zu haben, wenn auch nur, um sich mit ihm zu besprechen. Wir haben kein normales Familienleben, obwohl wir die Träume jeder Familie verwirklichen konnten, aber unter sehr ungewöhnlichen Umständen.
Ich musste mit den Mädchen allein bleiben, erst mit Laura und später mit Lisbeth, die ihren Vater im Gefängnis besucht hat, und ich musste alles erledigen, wurde aber immer von ihm unterstützt, und nahm an seinem Leben teil.
Sind Sie diese Jahre an Ihrem Hochzeitstag durchgegangen?
Das ist das schlimmste, diese zwanzig Jahre noch einmal durchzugehen, weil es viele schöne Momente für uns beide zusammen gegeben hat. Sie jetzt zu überdenken, kann dich ein wenig traurig machen, aber es gibt keinen Grund für Traurigkeit.
Es gibt mehr Gründe, sich selbst anzufeuern, um stärker zu werden, um die gegenseitige Liebe noch zu steigern, damit wir das ertragen, was wir noch durchmachen müssen, wovon niemand sagen kann, wie lange es noch dauern wird, aber Tatsache ist, dass Ramóns Strafe 30 Jahre beträgt, und wenn wir das Ziel der großen internationalen Solidarität, die Fünf aus dem Gefängnis zu bekommen, nicht erreichen, habe ich noch einen langen Weg vor mir.
Ist der Hochzeitstag ein Tag der Besinnung?
Kann sein, dass es für andere Paare ein Tag der Besinnung ist, aber ich will nicht zu viel nachdenken, weil es sehr hart war und es kostete Jahre, um damit fertig zu werden. Ich habe keine Bilanz gezogen, und es waren 20 Jahre.
Ich will mich auf die Zukunft vorbereiten, um fit zu sein, und nicht darüber nachdenken, was ich verloren habe, was ich mit ihm nicht genossen habe.
Ich wiederhole, dass ich bis zum bitteren Ende an seiner Seite sein werde, ihn immer unterstützen und ihn lieben wie am ersten Tag.
Miguel Fernandez Martínez
ACN, 9. Juni 2010
Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)
CUBA LIBRE 3-2010