In der Solidaritätsbewegung sind sich alle einig, dass die Medienblockade das Haupthindernis einer
fairen Berichterstattung über Cuba ist.
Alle träumen von einer Möglichkeit, eigene Medien zur Verfügung zu haben. Beim Eurotreffen
Mitte Mai diesen Jahres in Sofia nahm dieses Thema wieder einen breiten Raum ein und es wurde beschlossen,
"Cubainformación" als gemeinsame Internetplattform zu nutzen.
Was ist eigentlich "Cubainformación"?
"Cubainformación" beinhaltet ein Internetfernsehen, eine Webseite mit täglichen
Nachrichten, eine alle drei Monate erscheinende Zeitschrift und ein wöchentliches Radioprogramm.
Es ist ein neues Tool der Cuba-Solidaritätsbewegung, das entstanden ist, um über die
Realität Cubas zu informieren und konzentriert sich dabei insbesondere auf die Aspekte, die von den
großen Kommunikationsmedien systematisch totgeschwiegen, zensiert oder manipuliert werden.
Entstanden ist es aus einem Projekt der Solidaritätsgruppe Euskadi-Cuba, eine der vielen
Solidaritätsorganisationen in Spanien.
Da das Projekt von der baskischen Regierung unterstützt wird, stand genügend Geld zur
Verfügung. Ein Zustand, der bei Soli-Organisationen eher unüblich ist. Euskadi-Cuba sah das
Internet wegen seiner globalen Reichweite als das Medium an, um ihr Ziel zu erreichen. Deswegen wurde von
Anfang an versucht, sich nicht nur an ein baskisches Publikum zu wenden. Aber
"Cubainformación" richtet sich natürlich an ein spezifisches Publikum, nämlich
an Menschen, die sich für Cuba interessieren. Deshalb sollte es auch in der ganzen
Solidaritätsbewegung bekannt werden, damit wir es alle als ein Mittel im Kampf gegen die
Desinformation nutzen können. "Cubainformación" bietet nämlich
Möglichkeiten, die vorher für eine Soli-Gruppe undenkbar waren wie z.B. Videokameras von einem
professionellen Team gehandhabt, eine tägliche Video-Produktion und ein wöchentliches
Radioprogramm. Viele Soli-Gruppen betreiben zwar einen Blog oder eine Webseite, aber ein konstantes
Medium, das jeden Tag etwas Neues hervorbringt, existierte bisher nicht.
José Manzaneda, der augenblickliche Koordinator von "Cubainformación" sagte in
einem Interview:
"Es schien uns wichtig, dass unser Projekt genutzt wird, um einer größtmöglichen
Anzahl von Personen ein Bild von Cuba zu vermitteln, damit sie sich der cubanischen Realität in
allen ihren Schattierungen anzunähern können. Mit Hilfe des ICAP und anderer Organisationen
starteten wir deshalb einen Aufruf, sich an unserem Projekt zu beteiligen. Schon jetzt wird
"Cubainformación" innerhalb der verschiedenen Gruppen als ganz natürliches Mittel
der Kommunikation gesehen. Durch uns können viele Gruppen etwas einfacher miteinander in Verbindung
treten. Wir bewegen uns mit der Hilfe von Freiwilligen aus vielen Gruppen, aus Madrid, den Vereinigten
Staaten, Buenos Aires, Italien und Cubanern, die in der Ukraine wohnen."
Manzaneda betont, dass die Organisationen der im Ausland lebenden Cubaner sich dauerhaft aktiv
beteiligten. "Cubainformación" biete ihnen eine Möglichkeit sichtbar zu werden,
weil es sich um innerhalb der Solidaritätsbewegung neue Organisationen handele.
Cubainformación habe ihnen ein Gesicht gegeben.
Aus dem letzten Treffen der in Europa lebenden Cubaner z.B. entstanden 60 Videos.
Jetzt ist man dabei, die Videos, die bis zu 10 Minuten dauern, in "YouTube" zu stellen, die
Videos von 20 Minuten erscheinen in Dailymotion und alle in blip.tv. Die Videos in YouTube werden am
meisten geguckt, wohl auch, weil sie die polemischsten sind.
Videos ins Netz zu stellen ist ein relativ einfacher Prozess, der auch von Leuten durchgeführt werden
kann, die keine Experten sind. Das größte Handicap, mit dem sich das Projekt aktuell
auseinandersetzen muss, ist der Mangel an Leuten, die professionell aufnehmen und edieren können.
Diesen Mangel versucht man nach und nach zu beheben, indem fortgesetzt Workshops angeboten werden, in
denen Interessierte sich ausbilden lassen können.
Um den Nachrichtenteil von "Cubainformación" weiter auszubauen, muss es gelingen, einen
konstanten Fluss von Materialien zu erreichen. Diese müssen zwar nicht alle gleich interessant sein,
aber es muss gewährleistet sein, dass konstant Neues zur Verfügung steht. Außerdem ist es
wichtig, dass es einmalige Materialien sind, die nirgendwo sonst zu finden sind und die sich dazu eignen,
bestimmte Dinge zu erklären.
Nach Meinung von Manzaneda ist es das, was die Leute möchten.
Er sagt: "Auf dem Gebiet der Information gibt es viele, die den Medien misstrauen, weil sie wissen,
dass, wenn sie nicht lügen – und natürlich machen sie das oft genug – sie genau das aussuchen,
was sie an der Realität interessiert und sich somit eine Realität schaffen.
Es kann aber auch sein, dass ihnen die wesentlichen Informationen fehlen, um eine Meinung verbreiten zu
können. Also versuchen wir einige Fragen anzusprechen, die sogar teilweise widersprüchlich sein
können, aber die ganze Komplexität des Landes berücksichtigen. Dabei erheben wir nicht den
Anspruch, alles, was in Cuba vorgeht, erklären zu können. Aber es gibt bestimmte Fragen, die
sich ein Europäer stellt, zu denen wir drei oder vier wichtige Informationen geben können."
Auf der Webseite von "Cubainformación" findet man die grundsätzlichen Punkte, nach
denen eine Medienkampagne aufgebaut ist.
Dazu meint José Manzaneda: "Die Kampagne gegen Cuba wiederholt immer die gleiche
standardisierte Sprache. Sie reißen bestimmte Phänomene aus ihrem Zusammenhang, betrachten
einige unter die Lupe und was sie nicht interessiert, legen sie weit weg. Sie suchen sich einige Themen
und lassen andere aus, zensieren immer die großen Leistungen. Sie haben ein festgelegtes Protokoll,
nach dem sie verfahren; das einzige, was sich ändert sind die Varianten, die sie anwenden.
Tatsächlich sagst du dir manchmal, wenn du ein Video machst: >Ich mache das gleiche wie beim
letzten Mal<, weil es immer die gleiche Geschichte ist ...
Die letzte Kampagne war aggressiver als die vorherigen, aber sie hat weniger gespalten und irgendwie
waren wir auch besser vorbereitet, weil wir Tools hatten und die sozialen Netze funktionierten.
Cubainformación konnte der Solidaritätsbewegung helfen, weil es einige Möglichkeiten
für schnelle Antworten zur Verfügung stellte. Das heißt, wenn jemand eine Nachricht in
Zweifel zieht oder das, was einer Person passiert ist, steht ihm ein Video zur Verfügung oder ein
Artikel, um ihm zu erklären: >Informiere dich wenigstens und ziehe nachher deine eigenen
Schlüsse daraus<.
"Cubainformación" – Eine Bresche in der Medienblockade
"Cubainformación" möchte eine Bresche in die Medienblockade schlagen, unter der das
Land durch die großen Informationsoligopole hauptsächlich in den USA und Europa leidet.
Die cubanische Revolution ist einer Dauerkampagne von Nachrichtenmanipulation ausgesetzt, deren Absicht
es ist, das Entwicklungsmodell Cubas und sein politisches und ökonomisches System als nicht
durchführbar, ungerecht und antidemokratisch darzustellen.
Einige Schwerpunkte der Darstellung Cubas in den Nachrichten sind: Die Auswahl von nachrichtenwerten
Fakten, die mit Aspekten der cubanischen Gesellschaft in Verbindung gebracht werden können, die man
negativ auswerten kann; die Übertreibung und Überdimensionierung dieser negativen Aspekte; das
Schweigen und die eindeutige Zensur der enormen sozialen Leistungen Cubas im Bereich von Bildung,
Gesundheit, Gleichberechtigung der Geschlechter, Kooperation mit südlichen Ländern und andere,
die eine Gesellschaft wie die cubanische unter solch geopolitisch ungünstigen Bedingungen zustande
gebracht hat; das bewusste Weglassen des geographischen und historischen Kontexts des Landes; die
Wiederholung von Stereotypen und Clichés; die Benutzung einer standardisierten Sprache, die
angehäuft ist mit verurteilenden und abwertenden Konnotationen.
"Cubainformación – ein Tool der Solidaritätsbewegung
Im Bereich der Nationen des Südens steht Cuba für eine erfolgreiche Alternative zum
kapitalistischen Modell. In Cuba baut man ein eigenständiges Modell auf, das auf sozialer
Gerechtigkeit basiert und dessen ideologische, soziale und ökonomische Grundlagen –
Gemeinschaftseigentum, Bürgerbeteiligung, nationale und internationale Solidarität – radikal
entgegengesetzt zu den Systemen stehen, die die großen Informationsmedien in Händen des
internationalen Kapitals gestalten, repräsentieren und verteidigen. Die Konsequenz davon ist eine
konstante Kampagne der Nachrichtenmanipulation und der systematischen Zensur von wichtigen Aspekten der
cubanischen Realität seitens der großen Medien.
Seit Jahren hat die Solidaritätsbewegung mit Cuba den Kampf gegen diese Blockade durch die Medien
als einen wesentlichen Punkt ihrer Arbeit übernommen.
Die Freundschaftsgesellschaften mit Cuba und die verschiedenen Solidaritätsgruppen haben bescheidene,
aber zahlreiche alternative Informationstools geschaffen. Cubainformación sucht in diesem Rahmen
nach neuen Formen der Solidaritäts-Kommunikation. Es ist ein Kommunikations-Tool aus der
Solidaritätsbewegung, in Ergänzung der vielen anderen bereits existierenden, offen für die
Teilnahme jeder einzelnen Person und jeden Kollektivs.
"Cubainformación" ist nicht so sehr das Organ irgendeiner speziellen Gruppe, sondern
offene Plattform für Freundschaftsgesellschaften, internationalistische Gruppen und ganz allgemein
für alle Freunde Cubas, die sich dem Projekt anschließen möchten.
Wer unterstützt "Cubainformación"?
Cubainformación ist 2006 als Projekt des Fonds der Kooperation und Hilfe zur Entwicklung von der
Baskischen Regierung angenommen und subventioniert worden.
Cubainformación ist zunächst in spanischer Sprache. Jede Gruppe, die ein Video über eine
Veranstaltung aufnimmt, eine interessante Diskussion oder Aktion, soll dieses an
"Cubainformación" schicken. Die Übersetzung erledigen die Leute des Projekts. Bei
entsprechender Mitwirkung aus anderen Ländern kann sich Cubainformación dann wirklich in das
Medium der Soliorganisationen weltweit entwickeln und die berühmte Bresche in das Informationsmonopol
schlagen. Wir werden noch weiter analysieren müssen, wie wir hier in der deutschen
Solidaritätsbewegung dazu beitragen können.
www.cubainformacion.tv