Die FG Essen beteiligt sich seit einigen Jahren sporadisch, seit 2004 jährlich mit einem
mehrtägigen Beitrag am Gemeinschaftsstand der Essener Selbsthilfegruppen (»Wiese e.V.«) bei der
Verbrauchermesse »Mode-Heim-Handwerk«.
Die FG Essen ist seit 1992/93 Gründungsmitglied der »Wiese e.V.«, damals neben anderen
gesellschaftspolitisch ausgerichteten Organisationen. Mit den Jahren hat sich die »Wiese e.V.« zu einer
Organisation mit rund 80% gesundheitsorientierten Gruppen entwickelt, weitere Gruppen behandeln Themen
wie Alleinerziehende, Alleinstehende, Müttergruppen u.a.m. Einige dezidiert politisch
ausgerichtete Gruppen sind zwar weiterhin Mitglied, aber nicht mehr in den »Wiese«-Strukturen aktiv. So
kommt es bei unseren jährlichen Auftritten bei der Messe immer wieder zu amüsanten Szenen wie
denen, dass Besucher (die Messe wird jeweils von rund 160.000 Besucher/innen frequentiert) das
angebotene Cuba-Flugblatt ablehnen, weil sie »doch gesund sind!«. Mit wenigen Sätzen lässt
sich dieses Mißverständnis dann in der Regel ausräumen. Zusammengefasst: Der
Selbsthilfe-Bereich im Rahmen der Messe »Mode-Heim-Handwerk« ist für sich genommen schon etwas
exotisch und die FG Essen wiederum innerhalb dieses Bereiches ein weiteres Exotikum.
Das hindert uns natürlich nicht daran, unsere Möglichkeiten wahrzunehmen. Wenn denn die in
der Cuba-Solidaritätsbewegung weithin akzeptierte Einsicht richtig ist, für
Gegenöffentlichkeit zu sorgen, um Cubas Realität authentisch wiederzugeben: Wo, wenn nicht in
der sprichwörtlichen »Mitte der Gesellschaft« sollten wir uns bewegen?
In diesem Jahr hat sich die FG Essen besonders ins Zeug gelegt: Gerade angesichts der schwierigen Lage
unserer fünf Brüder nach der Ablehnung der Neubefassung durch den Supreme Court hatten wir
beschlossen, unsere Solidarität zu verstärken. Durch eine Spendensammlung und
zusätzlichen BV-Zuschuss konnten wir 5.000 professionell gemachte
Faltblätter
(siehe auch: FG vor Ort)
erstellen und diese während der 5 Tage an die Messebesucher/innen verteilen, dabei zahlreiche
Informationsgespräche und Diskussionen führen, Unterschriften sammeln und vor allem:
Präsent sein und gerade in diesem Fall die Medienblockade vor Ort durchbrechen.
Eine solche Aktion kostet viel Kraft und manche durch die Bewusstseins-Industrie verursachte
ideologische Verwüstungen in den Köpfen vieler Menschen sind gelegentlich erschütternd.
Doch gerade deshalb sollte sich niemand davon abhalten lassen, engagiert und offensiv solche oder
ähnliche Aktionen – je nach Kapazität der eigenen Gruppe – anzugehen.
Innerhalb der »Wiese«-Gemeinschaft haben wir uns einen kollegialen, gleichberechtigten und z.T.
freundschaftlichen Status erarbeitet. In zahlreichen Gesprächen und Diskussionen mit
Messebesucher/innen konnten wir Vorurteile gegenüber Cuba abbauen, die Wahrheit vor allem
über die Situation unserer fünf Brüder mitteilen.
Post scriptum: Während es bei dieser Messe in den vergangenen Jahren einen großen Stand des
Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung gab, wurde dieser in diesem Jahr durch einen ebenso
großen Stand der Bundeswehr ersetzt. Die FG Essen hat sich in einem Brief an das Essener
Friedensforum dafür ausgesprochen, im nächsten Jahr gemeinsam mit allen anderen relevanten
Essener Gruppen dem bestätigtem Willen der Mehrheit der Bevölkerung gegen alle
Kriegsbeteiligung öffentlich Ausdruck zu verleihen.
Heinz-W. Hammer, Vorsitzender Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba / Essen
Fotos: hwh
CUBA LIBRE 1-2010