Obamas »Smart Power«
               Hintergrund: Vor sechs Monaten putschte in Honduras das Militär gegen den Präsidenten
               Manuel Zelaya
               Henry Kissinger sagte einmal, Diplomatie sei »die Kunst, die Macht zu zügeln«. Offensichtlich
               bezog sich damit einer der Einfluss reichsten Ideologen der US-Außenpolitik des 20. Jahrhunderts
               auf die Notwendigkeit, die Macht und Regierenden anderer Länder »zu zügeln«, um die
               vorherrschende Stellung der Vereinigten Staaten in der Welt zu bewahren. Präsidenten wie George W.
               Bush griffen zur »harten Macht« (Hard Power), um dieses Ziel zu erreichen: Waffen, Bomben, Drohungen
               und Militärinvasionen. Andere, wie William Clinton, nutzten die »weiche Macht« (Soft Power):
               Kulturkrieg, Hollywood, Ideale, Diplomatie, moralische Autorität und Kampagnen, um »die Hirne und
               Herzen« der Zivilbevölkerung in den gegnerischen Ländern zu gewinnen. Aber die Administration
               von Barack Obama hat sich für eine Abwandlung dieser beiden Konzepte entschieden und verbindet die
               militärische Macht mit der Diplomatie, den politischen und ökonomischen Einfluss mit dem
               kulturellen und rechtlichen, und nennt dieses Konzept »intelligente Macht« (Smart Power). Dieses
               Konzept wurde erstmals beim Staatsstreich in Honduras, angewandt, und bis heute funktioniert es fast
               perfekt.
               Während ihrer Anhörung zur Bestätigung vor dem Senat der Vereinigten Staaten sagte
               Außenministerin Hillary Clinton, »wir müssen das nutzen, was ›Smart Power‹ genannt worden
               ist: das komplette Arsenal von diplomatischen, wirtschaftlichen, militärischen, politischen,
               rechtlichen und kulturellen Werkzeugen, die uns zur Verfügung stehen, und für jede Situation
               jeweils das richtige Werkzeug oder die richtige Kombination von Werkzeugen auswählen. Mit der
               ›Smart Power‹ wird die Diplomatie die Vorhut unserer Außenpolitik sein.« Später unterstrich
               Clinton dieses Konzept mit der Aussage, der weiseste Weg sei, zuerst zu überzeugen.
               Was ist das Intelligente an dieser Konzeption? Sie ist eine Form von Politik, die schwer zu
               klassifizieren, schwer zu erkennen und schwer zu demontieren ist. Dafür ist der Fall Honduras
               beispielhaft.
               Übergang zur Demokratie blockiert
               Es schien ein Déjà-vu zu sein. Ein Staatsstreich gegen einen rechtmäßig
               gewählten Präsidenten in Lateinamerika, entführt durch die Putschmilitärs. Die
               offiziellen Medien von den Putschisten geschlossen. Die Sendefrequenzen der internationalen Medien
               blockiert, damit das Volk die Nachricht nicht vernehmen kann. Die Botschafter befreundeter Länder
               bedroht und geschlagen, ihre diplomatische Immunität verletzt. Die Regierung in Washington zeigt
               sich »besorgt«, aber bereit, »mit den demokratischen Kräften zu arbeiten«.
               Es erinnerte an Venezuela im April 2002, als es zum Putsch gegen Präsident Hugo Chávez kam.
               Und nun vor sechs Monaten der Staatsstreich gegen Manuel Zelaya im Morgengrauen des Sonntags, 28. Juni.
               Soldaten drangen schießend in die Präsidentenresidenz ein, schlugen den Präsidenten und
               nahmen ihn gefangen. Sie brachten ihn zu dem von den Vereinigten Staaten seit den 50er Jahren besetzten
               Militärstützpunkt »Coronel Enrique Soto Cano« in Palmerola, 97 Kilometer nördlich der
               Landeshauptstadt Tegucigalpa, und koordinierten dort sein erzwungenes Exil. Sie setzten ihn in ein
               Flugzeug, ohne ihm zu sagen, wohin er gebracht werde. Stunden später erreichte er Costa Rica.
               Die Koordinatorin einer Oppositionsorganisation in Honduras, Martha Diaz von der Gruppe Frieden und
               Demokratie, die über die USAID (United States Agency for International Development, Behörde
               der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung) Finanzmittel der US-Regierung erhält,
               erklärte am selben Tag im spanischsprachigen Programm von CNN, dass die »Zivilgesellschaft« der
               Meinung sei, dass es in Honduras keinen Putsch, sondern einen »Übergang zur Demokratie« gegeben
               habe.
               Der Putsch wurde nach Tagen voller Spannung in Honduras vollzogen und war die Antwort auf eine
               Volksinitiative für ein beratendes – nicht verpflichtendes – Referendum über die
               Möglichkeit, während der nächsten Wahlen im November auch über die Einberufung
               einer verfassungsgebenden Versammlung abstimmen zu dürfen. Die von Präsident Zelaya gemeinsam
               mit sozialen Bewegungen und verbündeten Parteien vorgeschlagene Initiative wurde vom Obersten
               Gerichtshof von Honduras für illegal erklärt, nachdem der von einer gegen Zelaya
               eingestellten Mehrheit gebildete Kongress des Landes dort beantragt hatte, die
               Verfassungsmäßigkeit der Befragung zu überprüfen.
               Am 24. Juni hatte Präsident Zelaya den Chef des Generalstabs, General Romeo Vásquez,
               abgesetzt, nachdem dieser sich einer Order Zelayas, seines obersten Befehlshabers, verweigert hatte,
               Abstimmungsmaterial im Land zu verteilen. Am folgenden Tag erklärte der Oberste Gerichtshof die
               Absetzung von General Vásquez für illegal und setzte ihn wieder in sein Amt ein. Inmitten
               der Aufregung erklärte der Verteidigungsminister Angel Edmundo Orellana seinen Rücktritt.
               Am Freitag, 26. Juni, gingen Zelaya und Tausende Mitglieder von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen
               auf die Straße, um den Staatschef und die Durchführung der für den folgenden Sonntag
               vorgesehenen Volksbefragung zu unterstützen. Sie erreichten den Militärstützpunkt, in
               dem die Wahlmaterialien gelagert wurden, holten es heraus und begannen, es im ganzen Land zu verteilen,
               um die historische Befragung vorzubereiten. Die gegenwärtig gültige Verfassung von Honduras
               wurde im Jahr 1982 geschrieben, inmitten des von Ronald Reagan entfesselten schmutzigen Krieges gegen
               das sandinistische Nicaragua, und beschränkte die Beteiligung des Volkes an politischen
               Angelegenheiten. Die für jenen Sonntag vorgeschlagene Befragung wäre der erste partizipative
               Prozess in der Geschichte des zentralamerikanischen Landes gewesen und hätte gezeigt, dass
               Honduras auf dem Weg gewesen wäre, eine Demokratie mit mehr Mitwirkungsrechten des Volkes
               aufzubauen.
               US-Politik konsolidiert Putsch
               Aber all das wurde am Sonntagmorgen des 28. Juni mit der Entführung Zelayas und der sofort
               einsetzenden Repression auf den Straßen von Honduras gewaltsam gestoppt. Die privaten
               Massenmedien zeigten Zeichentrickfilme und Telenovelas an Stelle von Nachrichten. Das spanische
               Programm von CNN und Telesur wurde in den Morgenstunden abgeschaltet, um zu verhindern, dass die
               Wahrheit über den Staatsstreich an die Öffentlichkeit gelangte. Die Botschafter Venezuelas
               und Kubas in Honduras wurden entführt, geschlagen und in einem abgelegenen Gebiet außerhalb
               der Hauptstadt Tegucigalpa ausgesetzt. Außenministerin Patricia Rodas wurde aus ihrer Residenz
               unter Schlägen entführt und von den Putschmilitärs gefangen genommen.
               Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) berief an jenem Morgen eine Sondersitzung ein und
               verurteilte einstimmig den Staatsstreich in Honduras. Die Rio-Gruppe wurde einberufen, um eine
               Erklärung zur Verurteilung des Putsches zu verabschieden, und die Präsidentin von Chile,
               Michelle Bachelet, die auch zeitweilig Präsidentin der Union Südamerikanischer Nationen
               (Unasur) war, verurteilte im Namen der südamerikanischen Gemeinschaft ebenfalls den Staatsstreich.
               Bis hin zur Europäischen Union und zur Generalversammlung der Vereinten Nationen reichte die
               Verurteilung des Putsches.
               Aber die einzige Regierung der Region, die nicht ausdrücklich die Situation in Honduras
               verurteilte, war die von Barack Obama. Der US-Präsident äußerte seine »Besorgnis«
               über die Lage in Honduras, nahm jedoch keine feste Haltung der Ablehnung gegenüber den
               Ereignissen in dem kleinen Land ein. Die Verwicklung Washingtons in den Putsch in Honduras machte in
               den vergangenen sechs Monaten seine Konsolidierung erst möglich. Die »Smart Power« spielte eine
               Hauptrolle, um einen Regimewechsel zu erreichen, der letztlich den US-Interessen dient. Das State
               Department weigerte sich, die Ereignisse in Honduras als Staatsstreich zu bezeichnen. Am 1. Juli
               erklärten Sprecher des US-Außenministeriums: »Bezüglich dieses Schlages wäre es
               das Beste, von einer zwischen den Militärs und einigen zivilen Akteuren koordinierten Anstrengung
               zu sprechen.«
               Diese Haltung, das Geschehen als Bruch der verfassungsmäßigen Ordnung, nicht jedoch als
               Staatsstreich zu definieren und nicht die Wiedereinsetzung des rechtmäßigen Präsidenten
               zu verlangen, wurde nach einem Treffen von Außenministerin Hillary Clinton mit Zelaya am 7. Juli
               bekräftigt: »Ich hatte eine produktive Begegnung mit Präsident Zelaya. (...) Ich habe ihm
               bekräftigt, dass die Vereinigten Staaten die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen
               Ordnung in Honduras unterstützen. (...) Wir rufen alle Seiten auf, keine Gewaltakte zu begehen und
               durch den Dialog eine friedliche, verfassungsmäßige und stabile Lösung für die
               ernsthaften Spaltungen in Honduras zu erreichen. Mit diesem Ziel haben wir mit unseren Partnern in der
               Hemisphäre gearbeitet, um Verhandlungen zu etablieren.« Nach diesem Treffen war klar, dass
               Washington nicht weiter von einer Rückkehr Zelayas an die Macht sprechen würde. Das Interesse
               der USA war, »Verhandlungen« mit den Putschisten zu befördern, die letztlich ihren Interessen
               dienen würden. Ohne die Macht Washingtons auf seiner Seite würde die Rückkehr Zelayas
               erschwert werden. Und so war es auch.
               Militärstützpunkt Soto Cano
               Im Zentrum des Putsches in Honduras stand außerdem ein weiterer, entscheidender Akteur: das
               Pentagon. Die Vereinigten Staaten haben im Stützpunkt Soto Cano eine sehr starke
               Militärpräsenz. In den 80er Jahren wurde Soto Cano von US-Oberst Oliver North als
               Operationsbasis für die »Contras« genutzt. Diese von der CIA trainierten und finanzierten
               Paramilitärs hatten den Auftrag, Krieg gegen die linken Bewegungen Zentralamerikas und speziell
               gegen die sandinistische Regierung Nicaraguas zu führen. Von Soto Cano gingen die Terrorangriffe
               der »Contras«, die Todesschwadronen und »Sondermissionen« aus, die Tausende Ermordete, Verschwundene,
               Gefolterte, Verletzte und Traumatisierte in Zentralamerika forderten.
               John Negroponte, der damalige Botschafter der USA in Honduras (1981–1985), leitete diese schmutzigen
               Operationen gemeinsam mit Oliver North und dem Chef des direkt dem US-Geheimdienst unterstellten Office
               of Public Diplomacy for Latin America and the Caribbean, Otto Reich.
               Die honduranische Verfassung erlaubte keine ausländische Militärpräsenz im Land. Ein
               Abkommen »per Handschlag« zwischen Washington und Honduras ermöglichte die strategisch wichtige
               Präsenz Hunderter US-Militärs auf dem Stützpunkt. Das Abkommen wurde 1954 als Teil der
               Militärhilfe geschlossen, die Washington Honduras anbot. Zuerst wurde die Basis von der CIA
               genutzt, um im selben Jahr den Putsch gegen Jacobo Arbenz in Guatemala durchzuführen.
               Jahr für Jahr genehmigte Washington Hunderte Millionen US-Dollar Wirtschafts- und
               Militärhilfe für Honduras, eines der ärmsten Länder der Hemisphäre. Aber das
               Abkommen, dass die US-Militärpräsenz in dem zentralamerikanischen Land genehmigt, konnte von
               der honduranischen Regierung jederzeit gekündigt werden.
               Am 31. Mai 2008 kündigte Präsident Manuel Zelaya an, dass Soto Cano zu einem Flughafen
               für internationale kommerzielle Flüge umgewandelt werden solle. Der Bau des Zivilterminals
               wurde aus einem Fond der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA)
               finanziert. Offensichtlich sah das Pentagon den möglichen Verlust seiner strategischen
               Präsenz in Honduras mit großer Sorge.
               Auf honduranischer Seite wurden die Militärs in den vergangenen 50 Jahren von der US-Armee
               finanziert, trainiert, indoktriniert und kommandiert. Ihre Militärdoktrin ist die »Nationale
               Sicherheit« mit einer gegen die Linke gerichteten, antisozialistischen Stoßrichtung. Für
               die honduranischen Militärs war es leicht und logisch, gegen Zelaya vorzugehen, da sie ihn als die
               »linke Bedrohung« ansahen, die sie doch schon in den vergangenen Jahrzehnten bekämpft hatten.
               Schachzug gegen Zelaya
               Die Repression gegen das honduranische Volk war in den vergangenen sechs Monaten brutal. Das Komitee
               der Familienangehörigen verschwundener Verhafteter in Honduras (COFADEH) hat Tausende
               Menschenrechtsverletzungen seit dem Staatsstreich registriert. Zwischen dem 28. Juni und dem 10.
               Oktober zählte das Komitee 21 Morde, mehr als 100 Todesdrohungen, fast 1000 Verletzte, mehr als
               3000 illegale Verhaftungen, politische Verfolgung, Razzien, Übergriffe auf Journalisten und die
               Schließung von gegen den Putsch eingestellten Medien. Die Mehrzahl dieser Verletzungen und
               Aggressionen wurden von den Sicherheitskräften und Militärs unter dem Befehl des
               Putschregimes von Roberto Micheletti begangen.
               Der Widerstand des honduranischen Volkes hat diese brutale Repression ausgehalten und den Staatsstreich
               standhaft verurteilt. Am 21. September kehrte Präsident Zelaya heimlich in das Land zurück
               und suchte in Brasiliens Botschaft in Tegucigalpa Zuflucht. Seither harrt er dort aus und koordiniert
               mit dem Volk die Anstrengungen der Widerstandsbewegung gegen den Putsch. Michelettis Putschregime
               erklärte, dass Zelaya sofort festgenommen und eingesperrt werde, sollte er die Botschaft
               verlassen.
               Am 29. November fanden in Honduras Präsidentschaftswahlen statt. Das Datum und die Kandidaten
               hatten schon seit fast einem Jahr festgestanden. Aber eine Mehrheit der Staaten der Welt erklärte
               ihre Ablehnung dieser Wahlen, die unter Staatsstreichsbedingungen durchgeführt wurden. Am 30.
               Oktober reiste Washingtons damaliger Vizeaußenminister Thomas Shannon mit einer Delegation
               hochrangiger Funktionäre nach Tegucigalpa, wo er ein »Abkommen« zwischen Micheletti und Zelaya
               »erzielte«. Angeblich sollte es den Putsch beenden und die Wiedereinsetzung Zelayas in sein Amt
               beinhalten. Aber es war offensichtlich, dass das Abkommen einfach nur ein Versuch war, die Wahlen vom
               29. November zu legitimieren.
               Am Ende bedeutete das von Washington durchgesetzte und zunächst so gefeierte »Abkommen« nur die
               Einschaltung des Parlaments, desselben Parlaments, das ein Rücktrittsschreiben Zelayas
               gefälscht hatte, um den Putsch zu rechtfertigen, und die illegale Übernahme der
               Präsidentschaft durch Micheletti unterstützt hatte. Dieser Kongress sollte nun entscheiden,
               ob Zelaya wieder in die Präsidentschaft eingesetzt werde oder nicht. Und das erst, nachdem die
               Meinung des Obersten Gerichtshofs eingeholt werden sollte, der ja schon geurteilt hatte, dass Zelaya
               ein Verräter sei, als er die unverbindliche Volksbefragung über eine mögliche
               Verfassungsreform betrieben hatte, und der die gewaltsame Verhaftung des Präsidenten angeordnet
               hatte. Beide Instanzen wiesen die Rückkehr Zelayas ab und ließen so das Abkommen ohne jeden
               Inhalt zurück.
               Aber mit der Unterzeichnung des Abkommens vom 30. Oktober hob Washington zugleich die wenigen
               Restriktionen auf, die es als Druck gegen das Putschregime verhängt hatte. Die Putschisten
               bekamen wieder Visa und konnten in den Norden reisen, sie brauchten sich keine Sorgen mehr um die
               Millionen-Dollar-Hilfen der USAID machen, die in der Zwischenzeit nicht einmal ausgesetzt worden waren.
               Die US-Militärs in Soto Cano konnten ihre Aktivitäten wieder öffentlich aufnehmen,
               zumal sie diese nie eingestellt hatten. Washington entsandte seine Beobachterdelegation zu den Wahlen
               vom 29. November, und das State Department gab zu, dass die USA den Wahlprozess finanzierten, damit
               alles »gut ausgehe«.
               Das Volk blieb außen vor, kein Wort mehr von den Monaten voller Repression, Gewalt, Verfolgung,
               Vergewaltigungen, Ausgangssperren, Schließung von Medien, Folterungen und Morden. Washington und
               seine Anhängsel in der Region – Kolumbien, Costa Rica, Peru und Panama – waren die einzigen, die
               die Wahlergebnisse anerkannten. Außerhalb der Region stimmte nur Israel der Wahlfarce zu. Nichts
               davon war überraschend. In den vergangenen sechs Monaten war immer wieder auf die Präsenz
               israelischer Waffen und Militärausrüstungen in Honduras hingewiesen worden, die von den
               honduranischen Militärs zur Niederschlagung des Volkes benutzt wurden. Außerdem waren
               israelische Sondereinheiten vor Ort, die honduranische Soldaten ausbildeten.
               Lateinamerika in Gefahr
               Auf die Knie gezwungen und an Washington ausgeliefert, wurde die durch den Putsch provozierte Krise in
               Honduras »gelöst«, die im Norden selbst fabriziert wurde. Nun rücken Paraguay, Nicaragua,
               Ecuador und Venezuela ins Visier des Imperiums, wo Tag für Tag Subversion und Destabilisierung
               zunehmen.
               Obamas »Smart Power« ist eine geschickte Verkleidung des Unilateralismus der USA. Vom ersten Tag an
               wurde die Agenda Washingtons durchgesetzt. Aber für die Mehrheit der lateinamerikanischen
               Völker bedeutet der Sieg dieser »Smart Power« einen sehr dunklen und gefährlichen Schatten,
               der ihnen näher rückt. Initiativen wie ALBA hatten gerade erst die wirkliche
               Unabhängigkeit in Lateinamerika erreicht. Zum ersten Mal erhoben sich die Länder und
               Völker gemeinsam mit Würde und Souveränität, um selbst über ihre eigene
               Zukunft zu entscheiden. Da kam Obama mit seiner »Smart Power« und schlug ALBA, schwächte die
               lateinamerikanische Integration und versuchte, jedes Denken über Unabhängigkeit und
               Souveränität im Hinterhof Washingtons zu ersticken.
               Das Volk von Honduras leistet weiter Widerstand. Mit der Einforderung seiner Rechte ist es zu einem
               Symbol der Würde geworden. Es darf nicht zulassen, dass im Geschichtsbuch die Konsolidierung eines
               Staatsstreichs seine Zukunft bestimmt. Der einzige Weg, die Aggression des Imperiums zu besiegen, ist
               die Einheit und Integration der lateinamerikanischen Völker.
               Aus dem Spanischen von André Scheer
               Die in New York geborene Eva Golinger ist eine US-amerikanische Anwältin und Publizistin
               venezolanischer Abstammung. Sie führt eine Kanzlei in New York und lebt seit 1997 zeitweilig in
               Caracas. Bekannt wurde sie, als sie nach dem Putsch 2002 gegen Venezuelas Präsident Hugo
               Chávez Dokumente der US-Administration veröffentlichen konnte, die eine Verwicklung
               Washingtons in den Staatsstreich und in die Versuche zum Sturz der venezolanischen Regierung belegen.
               Diesen Beitrag verfasste sie exklusiv für jW.
             
            
            
            
              Eva Golinger
              Junge Welt, 29.12.2009
CUBA LIBRE 1-2010