Schurkeninsel – eine Rezension

Kuba – Nachrichten von der Schurkeninsel Ein weiteres Mal nach 2005 veröffentlicht der Kissinger Rechtsanwalt ein Buch mit seinen Recherchen zu Kuba. Sein Überprüfen, Forschen und Zusammentragen von Wahrheit und Lüge, Moral und Amoral wurde ihm offensichtlich zum Steckenpferd. Die allgemein gut recherchierten Beiträge auch in seinem neuen Buch kommen wie beim Vormaligen nicht ohne Ironie daher. Man kann diese Art des Schreibens lieben, mancher wird der ironischen Seite eher weniger abgewinnen können, da allein die Benutzung eines Begriffes wie Schurkenstaat implizieren könnte, das dies ein allgemein gültiges Indiz für die Inselregierung wäre und man dieses damit einmal mehr in Umlauf setzt. Im wesentlichen beziehen sich diese ironischen Bemerkungen allerdings auf ebengenannten Titel sowie deren Untertitelung: Episoden aus einem Feldzug für die Freiheit.
Wessen Freiheit hier gemeint ist umschreibt er sehr ausführlich und interessant, bringt bisher eher weniger bekannte Details, zieht allerdings auch keine weiteren Schlüsse daraus.
Dies leistet aber den informativen und entlarvenden Inhalten des Buches keinen Abbruch.


Ein längeres Kapitel widmet der Rechtsanwalt Weiss dabei den Miami 5 und deren Prozess. Er trägt dabei (für Insider) Altbekanntes, wie aber auch neuere, unbekanntere Aspekte des Falles zusammen und kommt auch dort leider nicht umhin dem Leser seine ironische Empörung spüren zu lassen in der immer wiederkehrenden Bemerkung: Ein ganz normaler Prozeß in einem ganz normalen Land. Es dürfte das Kopfschütteln eines deutschen Rechtsanwalts sein ob des Gebahrens der unbarmherzigen US-amerikanischen Klassen-(Wertung des Rezensenten)Justiz.
Die Details legen jedenfalls nochmals dar, wie verrückt, unmenschlich und ungerecht dieses Verfahren ist.

Interessant und informativ zeigen sich weiterhin seine Recherchen im Fall des Films "Havanna – die neue Kunst Ruinen zu bauen". Er entlarvt auch hier voreingenommene Kommunistenhasser, die mit ihren Halbwahrheiten Geld machen bzw. berühmt werden. So etwa im Fall Borchmeyer. Weiters deckt Weiss Ungereimheiten, Halbwahrheiten und Lügen auch bei anderen bürgerlichen Medienreportagen auf. Besonders bekannt wurde, vor allem auf Grund ihres immensen Budgets von 850.000 Euro, die Dokumentation über die Ermordung John F. Kennedys. Der Film Rendezvous mit dem Tod des Filmemachers Wilfried Huismann hatte darin versucht, die These zu untermauern, dass Kennedy im Auftrag Fidels ermordet wurde. Artikel und Reportagen aus den bürgerlichen Medienbetrieben Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Bayerischer Rundfunk werden zerlegt und der Leser kann mit Genuss dem Dialog beiwohnen, den Weiss mit den verantwortlichen Autoren führt. Beeindruckend die Vielfalt der Quellen, die Weiss heranzieht und benennt. Diese belegen die umfassenden Recherchen dessen, was er hier vorlegt. Lesenswert!

Hans Weiss, Jahrgang 1950, ist Rechtsanwalt in Bayern. Bekannt ist der den Lesern der CL durch sein Buch "Märchen von Kuba – Insel zwischen Lüge und Wahrheit" (2005). Er kennt Kuba aus inzwischen dreißig Besuchen. Er hält das Land nicht für ein karibisches Paradies, aber für eine unterstützenswerte Alternative zu lateinamerikanischen Elendsvierteln.

Hans Weiss
Kuba – Nachrichten von der Schurkeninsel
Episoden aus einem Feldzug für die Freiheit
199 Seiten, 14,90 Euro, Nomen-Verlag, August 2009

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CUBA LIBRE 4-2009