Unter dem Motto "Honduras darf kein zweites Chile werden" sind in den letzten Tagen weltweit Menschen auf die Straße gegangen. Sie forderten die Wiedereinsetzung des im Juli 2009 von rechten Militärs gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya. Der liberale Politiker hatte sich durch seine sozialreformerische Politik im Innern und sein Bündnis mit den linken Regierungen auf dem amerikanischen Kontinent den Zorn der Oberschicht zugezogen. Doch der Putsch hat auch Förderer und Unterstützer im Ausland. Sie sitzen im Umfeld der bei den letzten Wahlen abgewählten rechten Arena-Partei in El Salvador genauso wie bei den Ultrarechten in den USA, die in der Bush-Administration die Lateinamerikapolitik wesentlich mitbestimmten.
Die Putschisten waren international isoliert, aber wollten den Widerstand einfach aussitzen. Die Fassade der Normalität, die sie in den letzten Wochen aufbauten, wurde in dem Augenblick zerstört, als Zelaya Ende September wieder nach Honduras zurückkehrte, wo er in der brasilianischen Botschaft Tegucigalpa die Proteste organisierte. Sofort zeigte das Regime die faschistische Fratze. Massendemonstrationen für Zelaya wurden brutal niedergeschlagen, es gab viele Schwerverletzte und auch Tode. Regimegegner wurden in ein Stadion verfrachtet, hier entstanden Bilder, die den Tagen nach den Militärputsch in Chile 1973 glichen. Die brasilianische Botschaft, in der sich neben Zelaya zahlreiche weitere Menschen aufhielten, wurde aus der Luft mit giftigen Substanzen besprüht. Zahlreiche Menschen litten an Atembeschwerden. Zuvor war von den Putschisten schon Strom und Wasser in der Botschaft abgestellt worden.
Mit der Rückkehr Zelayas, den Massendemonstrationen und Streiks wurde auch deutlich, dass sich ein Großteil der honduranischen Bevölkerung politisiert hat. In einem Land, das bisher eine schwach entwickelte Linke hatte, trotzen Gewerkschaften, soziale Organisationen, Landarbeiterinitiativen und Menschenrechtsgruppen dem Terror der Rechten. Doch ihre Lage ist nicht einfach. Das Regime ist nervös, was aber die Brutalität nur steigert. Selbst ein scheinbarer Kompromiss, der die Abhaltung von Neuwahlen ohne Zelaya vorsieht, wäre für die linken Organisationen nicht akzeptabel. Denn dann hätte die Bourgeoisie ihr Ziel erreicht. Die formaldemokratische Fassade wäre mit einem Präsidenten wieder hergestellt, der die alte Ordnung verteidigt.
Fidel Castro schrieb Ende September über die Entwicklung in Honduras:
"In den kämpferischen sozialen Bewegungen zeichnen sich neue und bewundernswerte Kader aus, die in der Lage sind, dieses Volk auf den schweren Wegen zu führen, die auf die Völker Unseres Amerikas warten. Dort entsteht eine Revolution." Tatsächlich hat der Putsch den Linken auf dem amerikanischen Kontinent deutlich gemacht, dass auch in 21. Jahrhundert die Reaktion ihre Macht mit allen Mitteln verteidigt. Das zeigte sich in Bolivien im letzten Jahr genauso wie jetzt in Peru oder Honduras.