Ein heikles Treffen
Der UNASUR-Gipfel in Bariloche, Argentinien

"Lula" da Silva, der Präsident Brasiliens, hätte gerne Obama auf diesem außerordentlichen Gipfel der Südamerikanischer Staaten dabeigehabt, denn der Anlass dazu war ein bilaterales Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Kolumbien, das die Installierung von nicht weniger als sieben US-Militärbasen auf kolumbianischem Gebiet vorsieht. Lula hatte Obamas Teilnahme bei dem Besuch, den ihm unlängst sein US-Amtskollege abstattete, allen Ernstes angeregt, wobei er dem sehr vernünftigen Gedanken gefolgt sein mag: Weshalb sich mit der Marionette begnügen, wenn man doch viel besser gleich mit dem Puppenspieler redet? Mit diesen Worten wird er es sicher nicht formuliert haben, aber man darf wohl annehmen, dass Obama ihn zwischen den Zeilen des Gesagten so verstanden hat.
Dass Obama diese Einladung dankend ablehnte, sollte man ihm nicht vorschnell als Feigheit auslegen. Zum einen hat der Ärmste zurzeit in seinem eigenen Land ganz andere Sorgen und zum andern wäre er (anders als bei der OAS) bei diesem UNASUR-Gipfel lediglich ein Gast ohne Stimmrecht gewesen. Ob er ohne Einflussmöglichkeit geblieben wäre, ist freilich eine ganz andere Frage, denn REDEN – da sind sich seine Befürworter und Gegner immer noch einig – kann er.

Alvaro Uribe, der Präsident von Kolumbien, die "Marionette", mit der man sich "begnügen" musste, der sich aber immerhin dem Wind stellte, der ihm von vielen Seiten ins Gesicht blies, machte unter dem Strich gar nicht mal so eine schlechte Figur. Ich sage das als jemand, der gewiss nicht zu Uribes Followern gehört. Ich sage es auch mehr unter dem Gesichtspunkt der Optik, denn ich habe die letzten drei Stunden dieses von "Telesur" übertragenen schwierigen Gipfels live im Fernsehen verfolgt. Dies zu können ist schon etwas anderes, als sich auf die Zusammenfassung von (auch wohlwollenden) Nachrichtenagenturen verlassen zu müssen.

Die Optik! Was sagte sie aus – in Verbindung mit der Akustik der Wortbeiträge? Das war hochspannend. Eine Frage, die immer wieder im Raum stand, war diese: Wer kann mit wem gut, mittelprächtig oder ums Verrecken nicht?
Hier gibt es eine Gemengelage aus denen, die den Sozialismus des 21. Jahrhunderts wollen und denen, die (im heutigen Sinne) sozialdemokratisch sind oder immer noch rechts stehen. Moderatoren der Veranstaltung waren zum einen Christina Fernandez als Präsidentin des Gastgeberlandes, die eine gemäßigt progressive Linke ist und Rafael Correa (Präsident von Ecuador) als aktueller Vorsitzender der UNASUR, der zwar den Boden hasst, auf dem Uribe wandelt, aber zu sehr Intellektueller und zivilisierter Staatsmann ist, um es sich anmerken zu lassen.

Der Venezolaner Hugo Chavez, der sonst am meisten das Herz auf der Zunge trägt, nahm sich ebenfalls wunderbar zusammen, obgleich man ihm mehr als Correa anmerkte, wie viel ihn das kostete. Boliviens Evo Morales, der "erste Indio" in einem Präsidentenamt Südamerikas, war – völlig untypisch für ihn – der Aggressivste aller Staatschefs. Auf die Interpretation Uribes hin, die 7 US-Stationen in Kolumbien seien ja überhaupt keine Militärbasen, meinte er, wenn es keine ausländischen Basen in Südamerika gebe, dann könne man ja im Schlussdokument verankern, dass man sie auch künftig dort nicht akzeptieren werde. "Problem gelöst", fügte er mit unverhohlenem Sarkasmus hinzu. Es schien mir, als wollte er Alvaro Uribes begrifflichen Eiertanz, was eine Militärbasis sei und was nicht, auf seinen absurden Punkt bringen – gegen das spürbare Harmoniebedürfnis der anderen.

Die nervöse Spannung auf diesem Gipfel war jedenfalls mit Händen zu greifen und – nicht zu vergessen – man war mit diesem kontroversen Thema auf dem Präsentierteller audiovisueller Medien, da man sich entschlossen hatte, die Sitzung öffentlich abzuhalten.

André Scheer von der Tageszeitung "Junge Welt" überschrieb seinen Artikel vom 31.8. mit der Schlagzeile "Großer Schritt", womit er sich auf eine Äußerung von Hugo Chavez bezog. Ja? War es einer?
Ich stelle diese Frage nicht rhetorisch. Ich stelle sie mir wirklich. Was dafür spräche, wäre zweierlei: zum einen die Tatsache, dass die "Guten", also jene, die zum Neoliberalismus in Südamerika auf Distanz gehen, mittlerweile in der Mehrheit sind (wobei ihre Kritik an den Segnungen des Kapitalismus gewiss graduell unterschiedlich ausgeprägt ist, aber der einzige heute noch übriggebliebene ausgewiesene Rechte neben Kolumbiens Uribe ist Alan García aus Peru); der andere Umstand, der dafür spräche, dass das Treffen ein Erfolg war, ist wohl der, dass dieser immer noch arg heterogene Haufen aus Staatschefs und Staatschefinnen, die den amerikanischen "Subkontinent" regieren, sich inzwischen trifft, um Probleme auf den Tisch zu legen und darüber miteinander zu reden, weil Südamerika, Lateinamerika, "unser Amerika", wie sie es nennen, ein GEMEINSAMES Anliegen (zumindest vieler) ist. Früher, noch vor gar nicht langer Zeit, wären Gipfel wie der von Bariloche undenkbar gewesen, weil die gigantische Landmasse Südamerikas in Partikularinteressen zerfiel. Aber das erprobte kolonialistische Prinzip "Teile und herrsche" funktioniert nicht mehr in diesen neuen, jungen, emanzipierten Gesellschaften, die eigentlich erst im Werden begriffen sind. Das ist in der Tat ein gewaltiger Fortschritt!

Andererseits ist die Kluft zwischen den ALBA-Ländern, den ALBA-Anwärterländern sowie den Ländern, die ALBA zumindest nicht feindlich gesonnen sind, einerseits und denen, die neoliberale und neokoloniale Maßstäbe in ihren jeweiligen Staaten gutheißen und befördern, andererseits, nicht kleiner geworden. Und der Konflikt namentlich zwischen Kolumbien und Venezuela – der von den USA gewollt ist – hat kürzlich ein weiteres Drehen an der Schraube erfahren durch Hugo Chavez’ Handelsabkommen mit Russland, das (in Reaktion auf die 7 ominösen Militär- oder Nichtmilitärbasen im Nachbarland) die Lieferung von 23 Kampfjets, 50 Hubschraubern und 100.000 Kalaschnikows vorsieht. Anders gesagt: Die Angelegenheit schaukelt sich allmählich und unausweichlich hoch – trotz Bariloche – und verläuft derzeit leider spurgenau auf der Marschtabelle der Vereinigten Staaten von Amerika, die nur darauf warten, dass sie ein befreundetes Land um Hilfe anruft. Die gängigen Medien haben das Ihre zur Vorbereitung beigetragen; haben sie doch seit Jahren nichts unversucht gelassen, Chavez’ bolivarianischen Traum sturmreif zu schießen. Und die Welt, die ein schlechtes Gedächtnis hat, wann immer es um die USA geht, wird im Kriegsfall sagen: Gut, dass wir diesen "linken Populisten" bzw. "Diktator" endlich loswerden!
Zugegeben, ich fabriziere hier ein "worst-case"-Szenario, aber ich fürchte, genau davon sind wir momentan nicht mehr allzu weit entfernt.

Im Folgenden möchte ich einige Passagen aus der Stunden langen, schwierigen Debatte von Bariloche zitieren, die subjektiv gewählt und zusammengestellt sind mit dem Ziel, ebendiese Schwierigkeit der Kommunikation deutlich zu machen.

Cristina Fernández, Präsidentin von Argentinien

Das zentrale Ziel des Treffens besteht darin, eine gemeinsame Doktrin für die Bewertung und Handhabung von Spannungssituationen festzulegen wie der, die durch das Militärabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Kolumbien entstanden ist.
Wir müssen, was die Installation extraterritorialer Streitkräfte in Südamerika anbetrifft, zu einheitlichen Normen ohne jeglichen doppelten Standard finden. Die Doktrin muss für alle und unter welchen Umständen auch immer gültig sein, verbunden mit einem Kontrollsystem, um die Souveränität eines jeden Mitgliedslandes von UNASUR zu garantieren.
Wir müssen die Institutionalität und die Demokratie in Bolivien stützen und den Staatsstreich in Honduras verurteilen.

Rafael Correa, Präsident von Ecuador

Bei unserem Treffen von Quito, wo mir der turnusmäßige Vorsitz übertragen wurde, tauchte das besorgte Interesse auf, das Thema der Militärbasen in unserem Bruderland Kolumbien zu behandeln und wir beschlossen, diese solidarische Zusammenkunft in Argentinien abzuhalten. Hoffen wir, dass dies ein fruchtbares Treffen mit offener Agenda sein wird.
Es wurde beantragt, dass dieses Treffen offen für die Kommunikationsmedien sein sollte. Ich persönlich habe kein Problem damit, aber wenn es Einwände dagegen gäbe, könnten wir diesen Punkt noch diskutieren. Die Hauptthemen sind die Militärbasen in Kolumbien, der Waffenhandel in der Region, der Drogenhandel, militärische Abkommen in der Region sowie der Fall Honduras.

Alvaro Uribe, Präsident von Kolumbien

Kolumbien hatte seit 1952 eine Reihe von Übereinkünften mit den USA. Im Jahr 2000 wurde mit dem "Plan Kolumbien" ein wichtiger Schritt gemacht (...).
Kolumbien hat sein Bemühen in Abkommen mit Argentinien und Brasilien gezeigt, die dem Zweck dienten, die Geißel der Drogen auszurotten; wir würden gern Abkommen mit allen Ländern vorantreiben, besonders mit unseren Nachbarn, wo sich die größten Schwierigkeiten ergeben.
Kolumbien, das unter dieser Geißel leidet, hat auf allen Foren Solidaritätsadressen und auch Beileidsbekundungen erhalten, aber selten Angebote zu praktischer Kooperation. Die Hilfe, die uns die Vereinigten Staaten gewähren, ist dagegen praktisch und effizient.
Die entmilitarisierte Zone, die wir der FARC überlassen haben, wird von ihren Mitgliedern zu Entführungen, ungesetzlichem Drogenanbau und zum Weiterkommen in ihrer Absicht, ein Imperium des Terrors zu errichten, genutzt.
Viele Generationen von Kolumbianern haben keinen einzigen Tag des Frieden erlebt. Die Taten, die auf das Konto dieser Gruppen gehen, sieht man auf diesen Fotografien. (zeigt Fotos von Massakern an verschiedenen Familien)
Während Europa, die USA und Kanada diese Realitäten anerkennen und diese Gruppen als Terroristen brandmarken, beunruhigt uns die Tatsache, dass Lateinamerika dies nicht tut. Man hat nur einzelne Vorfälle terroristisch genannt, nicht die Gruppe.
Uns beunruhigt, dass in manchen Diskussionen diese Gruppen wie politische Verbündete angesehen werden. Uns beunruhigt, dass diese Gruppen sich auf Territorien außerhalb Kolumbiens verstecken, Verbrechen in Kolumbien begehen, und dann wieder in ihr voriges Versteck zurückkehren.
Uns beunruhigt, dass man bei diesen Gruppen Waffen findet, die aus anderen Ländern sind.

Tabaré Vázquez, Präsident von Uruguay

Ich möchte unsere Zustimmung dahingehend ausdrücken, dass Südamerika ein Territorium des Friedens sein muss, der Unabhängigkeit und der Demokratie.
Uruguay ist dafür, dass es keine Intervention in anderen Staaten gibt, dass auf unsrem Boden keine ausländischen Militärbasen zugelassen werden, ebenso wenig wie sonst wo in Ländern Südamerikas.
Deshalb weisen wir die Einrichtung ausländischer Basen auf den Malvinen zurück (...). Uruguay verweigert britischen Flugzeugen, auf unserer Erde Treibstoff aufzunehmen, um damit Flugzeuge auf den Malvinen zu versorgen.
Uruguay wird weiterhin die aktuelle Botschafterin von Honduras nicht anerkennen wegen ihrer Anhängerschaft zur faktische Regierung dort.

Hugo Chávez Frias, Präsident von Venezuela

Es gibt ein zentrales Thema, das uns hier beschäftigt und das ist das Thema der Installation von sieben Militärbasen – oder wie man sie nennen will – in Kolumbien.
Ich stimme mit Rafael Correa überein, dass Uribe die "integrale Dokumentation" präsentieren oder doch wenigstens die vielen Zweifel und Unbekannten ausräumen muss, die zumindest Venezuela spürt.
Die globale Strategie der Herrschaft der Vereinigten Staaten ist der Grund für die Einrichtung dieser Basen in Kolumbien.
Ich habe ein Dokument mitgebracht, von dem ich glaube, dass es helfen wird, das Panorama zu erhellen – das so genannte Weißbuch des Luftkommandos der Vereinigten Staaten (Global En Route Strategy), das man bis kürzlich auf der Website der Universität der Luftstreitkräfte (www.au.af.mil) der USA konsultieren konnte. Besagtes Dokument nennt die kolumbianische Basis von Palanquero als eines der Zielobjekte für Truppenbewegungen.
In Venezuela gibt es weder chinesische oder russische Militärbasen, noch eine militärische Präsenz dieser Länder, obwohl wir von ihnen Waffen gekauft haben.
Zum Glück hat Lula genügend Petroleum gefunden – und findet immer noch weiter welches – sodass wir nicht die Einzigen im Fokus der Begierde auf das Öl sind, welches das Imperium braucht, um sich zu erhalten.
Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass das Abkommen der USA mit Kolumbien eher einen Teil der globalen Militärstrategie der Vereinigten Staaten darstellt, als dass es um den Kampf gegen Drogen gehen würde. Für Venezuela sind diese Basen ein Grund zu hoher Besorgnis. An Venezuela liefern sie (die USA) keinerlei Ersatzteile für unsere Flugzeuge. Sie blockieren jeden Kauf an jedem Ort der Welt, um zu verhindern, dass wir eine kleine Maschine oder ein Radar bekommen. Darum gingen wir nach Moskau und Peking (...). Die UdSSR ist schon vor langer Zeit verschwunden. Das Yanqui-Imperium ist es leider immer noch nicht.

Evo Morales, Präsident von Bolivien

Die Geschichte Südamerikas ist voll von politischen und militärischen Interventionen seitens der Vereinigten Staaten, Interventionen mit vielen Mechanismen. Wenn Regierungen für Sicherheit und Souveränität ihrer Länder kämpfen: Staatsstreiche. Wenn Regierungen sich dem Imperium beugen: Kooperation.
Zuerst benutzten sie die "Doktrin des Antikommunismus", um Gewerkschaftsführer, die für Ansprüche kämpften, zu verfolgen ... Später kam dann die Doktrin gegen die Subversion und gegen den Drogenhandel. Wir waren von dem Moment an Drogenhändler, als sie die sozialen Bewegungen nicht mehr in die kommunistische Schublade stecken konnten. Seit dem 11. September 2001 gelten wir als Terroristen.
Da ich in meiner Präsidentschaft keine politische Konspiration dulden wollte, warfen wir den Botschafter der USA hinaus. Ausländischen Militärs den Zugang in unser Land zu erlauben, wäre eine Herabwürdigung unserer eigenen bewaffneten Streitkräfte und unserer nationalen Polizei gewesen.
Wann immer wir Ausrüstung zum Kampf gegen den Drogenhandel kaufen wollen, wollen die USA sie uns nicht verkaufen. Man muss um Sondergenehmigungen betteln. Wenn sie unsere Bemühungen in diesem Sinne unterstützen wollen, warum verweigern sie sich dem Verkauf von Technologien für den Kampf gegen den Drogenhandel?
Wenn keiner eine Militärbasis will, warum unterzeichnen wir nicht ein Dokument, in dem der Konsens in Bezug auf Einheit und Unabhängigkeit unserer Völker deutlich wird und aus dem hervorgeht, dass die Präsidenten Südamerikas Militärbasen der USA in keinem der Länder akzeptieren werden?
Wir können nicht das Instrument zur Spaltung Südamerikas sein. Die Imperien wollten noch nie die Einheit Südamerikas. Ich will, dass wir die Verantwortung übernehmen, dass sich nie wieder die Imperien über die Völker erheben.

Alan García, Präsident von Peru

Ich denke, dies ist eine gute Gelegenheit, die Karten auf den Tisch zu legen und zu sagen, wovon diese Übereinkunft mit den Vereinigten Staaten handelt. Von was für Basen, welcher Art von Hilfe, welcher Präsenz reden wir hier? Und was das angeht, glaube ich Präsident Uribe.
Falls die Präsidenten der südamerikanischen Staaten es versäumen, die diplomatische Krise in der Region zu analysieren, werden wir zu Verrätern am Wesen Südamerikas werden, indem wir die Region einem internationalen Konflikt aussetzen. Und das wäre wirklich ein Grund zur Besorgnis.
Wenn es darum gehen sollte, dass die USA unsichtbare Flugzeuge und sphärischen Radar über Kolumbien zum Einsatz bringen, wäre ich geneigt, ein Dokument der Ablehnung der Basen zu unterschreiben. Wenn es aber nur um ein auf Kolumbien begrenztes Abkommen geht, erscheint mir das nicht als Bedrohung.
Es ist eine Schande, dass Präsidenten, die sich Verteidiger des Volkes nennen, im vorigen Jahr 38 Milliarden Dollar für Waffenkäufe ausgegeben haben. Das wäre mehr als genug, um die Probleme von Millionen von Familien auf dem Kontinent zu lösen.

Rafael Correa, Präsident von Ecuador

Alan García hat gesagt, dass es heute mehr Widersprüche und Konflikte gebe als früher. Ich bin nicht dieser Meinung. Vielmehr ist es so, dass früher über diese Dinge nicht diskutiert wurde. Es ist ein positives Zeichen, eines der Hoffnung, dass wir jetzt über diese Themen brüderlich debattieren können.
Ich bin dafür, dass der Verteidigungsrat die Möglichkeit haben sollte, den Gebrauch dieser Basen in unseren Ländern zu überprüfen. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.

Cristina Fernández, Präsidentin von Argentinien

Die Apparaturen in den Basen von Palanquero haben mehr mit konventionellen Kriegen zu tun als mit dem Antidrogenkrieg.

Michelle Bachelet, Präsidentin von Chile

Ich glaube, wir müssen noch mehr daran arbeiten, gegenseitiges Vertrauen sowohl unter den Nachbarstaaten, als auch denen, die nicht benachbart sind, zu schaffen. Wichtig ist, dass eine Transparenz hinsichtlich der Natur und Reichweite von Abkommen, welche mit Drittländern geschlossen werden, gewährleistet ist.
Es müssen explizite Garantien gegeben werden, dass die Verträge keine Bedrohung darstellen und keine extraterritoriale Ausweitung zu befürchten ist (...).
In einer anderen Instanz müssen wir uns zusammensetzen und über den Putsch in Honduras debattieren. Ich glaube, dass die Zukunft von UNASUR davon abhängen wird, wie wir mit den Herausforderungen fertig werden, aber am wichtigsten ist, dass die Regierungen politisch handlungsfähig sind.
Chile bekräftigt die Unterstützung der legitimen Forderung Argentiniens im Hinblick auf die Malvinen.

Fernando Lugo, Präsident von Paraguay

Als wir in Quito beschlossen, uns hier wiederzutreffen, kamen wir darin überein, dass sich Präsident Uribe nicht von uns verhört fühlen sollte. Ich habe versucht, mich in seine Haut zu versetzen mit den zahlreichen Problemen in seinem Land, nicht weniger, als wir in unseren Ländern haben, wie die Dokumentation von Chávez zeigt.
Ich möchte hier für die völlige Wiederherstellung der Beziehungen zwischen allen unseren Ländern eintreten. Ich weiß von den Schwierigkeiten, die wir mit einander haben. Wenn wir auch eine gemeinsame Geschichte haben, so haben wir doch unterschiedliche Prozesse in unseren Ländern durchlaufen, und das wiederum ist ein Reichtum, der uns bei der regionalen Integration wie auch der UNASUR helfen muss. Auf dass uns nie dieser politische Dialog fehlen möge.
Wenn die militärischen Basen in Kolumbien keine Gefahr darstellen, Glückwunsch, aber falls doch, muss die UNASUR sich dazu äußern.

Luis Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien

Ich habe darüber schon mit Uribe gesprochen und ihm gesagt, dass wir die Souveränität eines jeden Landes respektieren. Aber wir wollen uns schützen. Es wäre wichtig, dass der Vertrag juristische Garantien enthielte oder ein internationales Forum dafür.
Die Diskussion sollte ausgeweitet werden, nicht nur um die Rolle der US-Truppen innerhalb Kolumbiens zu analysieren, sondern die Rolle der Vereinigten Staaten in Lateinamerika.
Ich erlaube mir, Uribe vorzuschlagen, die Notwendigkeit von US-Truppen zur Bekämpfung des Drogenhandels und des Terrorismus einer Revision zu unterziehen.
Was ich Uribe sagen möchte, ist, mit allem Respekt, dies: Wenn die Basen dort schon seit 1952 existieren und das Problem noch immer nicht gelöst ist, müssen wir neu überlegen, was für andere Dinge wir gemeinsam unternehmen können.

Rafael Correa, Präsident von Ecuador

Die Nachbarn schützen keine terroristischen Gruppen, damit diese Kolumbien angreifen können. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Gruppen wie die FARC agieren auf dem Territorium Ecuadors. Wir mussten 1.500 Mann in Marsch setzen – zusätzlich zu den 10.000, die wir bereits in Esmeralda haben.
Wir grenzen nicht an Kolumbien, sondern an die FARC. Auf ecuadorianischer Seite haben wir die zulässigen Anbaugebiete und auf der anderen Seite gibt es ein grünes Meer von Drogenkulturen. Das Problem ist Kolumbien. 20 Prozent der Streitkräfte Ecuadors stehen an der Grenze zu Kolumbien. Deshalb ist Ecuador drogenfrei. Kolumbien hat lediglich 3.000 Mann an der Grenze stationiert. Das ist gerade mal 1 Prozent seiner Truppen.
Die kolumbianische Regierung hätte genügend eigene militärische Mittel zur Bekämpfung des Drogenhandels und Kolumbien wird keine Kontrolle über die Nordamerikaner ausüben können.
Wenn das Abkommen Immunität für die US-Soldaten vorsieht, frage ich mich, inwieweit man Einsicht in das ganze Dokument nehmen sollte, da doch dieser Vertrag die Souveränität eines ganzen Volkes an andere weitergibt.
Was die Aufrüstung in der Region angeht, so stammt, wenn unsere Informationen zutreffen, ein Teil der Waffen, die von den irregulären Gruppen, die in Kolumbien agieren, benutzt werden, aus Peru und wir sollten nicht vergessen, dass US-Soldaten festgenommen wurden bei der Übergabe von Waffen an die Paramilitärs. Lasst uns doch analysieren, woher der Waffenhandel kommt.

ΐlvaro Uribe, Präsident von Kolumbien

Für uns ist es wichtig, dass UNASUR sich nicht losgelöst von der OAS oder gegen sie entwickelt. Kolumbien glaubt, dass UNASUR nicht gegen das interamerikanische System gerichtet sei kann, das sich um die OAS bewegt.
Das, was Kolumbien gekauft hat, hat nicht den Zweck, Kriege zwischen den Nationen zu bewirken, sondern nur den, ein internes Problem, den Drogenhandel und den Drogenterrorismus zu bekämpfen.
Wir haben eine große Anstrengung zur Sicherung der Grenze unternommen. Früher hatten wir 9.000 Mann und heute haben 19.000 an der Grenze stationiert. Jeden Zwischenfall an der Grenze haben wir mit Feingefühl behandelt.

Cristina Fernández, Präsidentin von Argentinien

Wenn ein Nachbarland Militärbasen installiert, würde ich mich unsicher fühlen. Wir möchten Ihren Wunsch, als Präsident ein Kooperationsprojekt mit den USA auszuarbeiten, beratend begleiten, um zu erreichen, dass dieser Vertrag nicht die Sicherheit Ihrer Nachbarländer beeinträchtigt.

Hugo Chávez Frias, Präsident von Venezuela

Von Venezuela aus im Namen des venezolanischen Volkes bitten wir die Regierung Kolumbiens, dass sie diese Entscheidung, die uns alle betrifft, überdenkt. Wenn diese Basen installiert werden, wird weder der jetzige Präsident Kolumbiens, noch der, der ihm folgt, den Frieden garantieren. Die Saat des Krieges ist dann gesät und wird gesät bleiben.
Ich schließe mit dem Vorschlag, dass der Verteidigungsrat von UNASUR eine Kommission ernennt, die, obwohl wir wissen dass die Lösung nicht leicht sein wird, damit beginnt, etwas zu erarbeiten, das man eine Initiative für den Frieden in Kolumbien nennen könnte.

Evo Morales, Präsident von Bolivien

Bevor es UNASUR gab, gab es nur wenige Konflikte in Südamerika. Jedes Mal, wenn eine Regierung auf der Bildfläche erschien, die vom Volk unterstützt wurde, kam es zu einem Putsch. Nun wollen sie diese "Achse des Bösen" von Kolumbien aus angreifen.
Es wird keine Integration geben, solange wir nicht den US-Militärbasen endgültig ein Ende setzen.
Wenn wir uns nicht auf ein Dokument einigen können, in dem wir die Militärbasen ablehnen, lasst uns doch unsere Völker befragen, damit sie entscheiden, ob sie Basen auf diesem Kontinent wollen oder nicht.

Luis Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien

Ich habe schon gesagt, dass ich glaube, dass ein solches Treffen nicht direkt vom Fernsehen übertragen werden sollte, weil dann jeder zu seinem Publikum spricht. Das, was die Öffentlichkeit interessiert, ist das Ergebnis.
Was mir Sorgen macht, ist das, was morgen in der Presse über dieses Treffen erscheint.

Rafael Correa, Präsident von Ecuador

Was mich am wenigsten interessiert, ist, was die Presse morgen schreibt. Mich interessiert vielmehr, ob wir uns auf Kriterien für die Zukunft einigen können. Ich glaube, dafür haben uns unsere Völker gewählt, nämlich dafür, die Integration in Lateinamerika zu erreichen.

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(Quelle der Diskussionsauszüge "Cubadebate", aus dem Spanischen von UF)

CUBA LIBRE 4-2009