Von Osana Osoria Arrue, aus Radio Rebelde vom 16. Januar 2009
La Habana, Cuba – Tito Núñez Gudás ist ein leidenschaftlicher Anhänger der ökologischen
Küche. Ich kenne ihn schon seit Jahren und traf ihn kürzlich wieder bei einer Tagung des
Dachverbands der kulinarischen Vereine Kubas in Havanna.
Zur Zeit arbeitet Tito als Berater des Dachverbands und als Geschäftsführer des Öko-Restaurants
"El Romero" in der Gemeinde Las Terrazas, einem touristischen Entwicklungsprojekt mitten im
Biosphärenreservat der Sierra del Rosario, in der Provinz Pinar del Rio.
Tito erläutert bei unserem Treffen, dass sich die Kubaner an eine sehr eigene Art der Ernährung
gewöhnt haben und dass es wenige Möglichkeiten gibt, andere Speisen und Rezepte in Kuba
auszuprobieren.
Verschiedene Gewohnheiten erschweren die Durchsetzung von Projekten für gesunde Ernährung, obwohl die
Verbreitung chronischer Krankheiten weiter steigt und auch die Umweltschäden zunahmen. Beide Erscheinungen
sind für Tito die Folgen von Ernährungsgewohnheiten.
Vor 5 Jahren bot sich ihm die Gelegenheit, das Projekt eines Ökologischen Restaurants umzusetzen, das eine
ausgewogene Ernährung anbietet auf der Grundlage von Pflanzen und ihrer essbaren Bestandteile.
Wie zu erwarten war, machte sich zu Beginn seines Projekts im Jahre 2003 die einheimische Dorfbevölkerung
über sein Vorhaben lustig. Sie dachte es handele sich nur um ein vegetarisches Restaurant, wie sie damals
überall entstanden.
"Viel Zeit ist vergangen. Heute haben die Dorfbewohner das Restaurant in die lokale Küche integriert.
Sie konnten feststellen, dass das neue Unternehmen erfolgreich ist und Prestige bringt. Ein Beweis dafür
waren die Erwähnungen innerhalb der kulinarischen Verbände, die Akzeptanz und die Nachfrage aus dem
Publikum wie auch die positiven Eintragungen ins Gästebuch des Öko-Restaurants von Kunden, die aus
allen Teilen der Welt kommen".
Heute sind es die Dorfbewohner selbst, die "El Romero" als die beste Küche allen ankommenden
Touristen und Besuchern empfehlen. Sie lassen sich dort auch Tische reservieren, um die wichtigen Ereignisse
ihres Lebens zu feiern.
Damit die Kühe, die Hühner, die Fische, ..., und alle unsere Verwandten gut leben.
Diese Motto fasst das Ziel und die Bedeutung dieses einzigartigen Öko-Restaurant-Projekts zusammen, das
sich dynamisch weiterentwickelt und immer besser wird.
Es bietet nahrhafte, einfallsreiche, gesunde und natürlich auch schmackhafte Küche an mit Gerichten,
zu denen Tito selbst die Rezepte entwickelt hat.
Das Restaurant baut seinen Service in Harmonie mit der Umwelt auf: Dies umfasst den eigenen Anbau und die Ernte
der meisten Zutaten, die Reinigung des Trinkwassers, den Einsatz von Sonnenenergie (z.B. für das trocknen
einiger Zutaten, für die Fermentierung der Liköre, für das aufwärmen von Wasser sowie
für das Kochen einiger Gerichte). In Zukunft sollen auch die eigene Elektrizität erzeugt und alle
Rohstoffe verwertet werden.
Zur Herstellung der Gerichte kann "El Romero" auf einen Garten mit organischem Anbau
zurückgreifen: er besteht aus verschiedenen Hochbeeten und einem kleinen Acker; einige Pflanzungen sind
eingezäunt, da die Tiere frei herumlaufen und in ihrer Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt sind.
Im Kräutergarten wächst eine breite Vielfalt an Gewürz- und Heilkräutern. Andere
einheimische Pflanzenarten wachsen wild an den Seen in den Bergen der nahen Umgebung. Man erntet sie zu
Fuß mit dem Fahrrad und mit Hilfe eine Schubkarrens oder eines Maultiers.
Die gut ausgestattete Küche ist zum Gästebuch hin offen und erlaubt den Einblick in eine Sammlung
von Samen, die dem weiteren Anbau von Früchten dienen.
Aufgrund seiner Erfahrungen ist Tito der Meinung, dass die vegetarische Lebenseinstellung eine neue Bedeutung
erhalten muss. Er möchte die Begriffe Vegetarier und Vegetarismus nicht verwenden, sondern arbeitet an
der Verbreitung eines ökologischen Ernährungsmodells, das auf folgenden Säulen des organischen
Landbaus beruht:
- Aufforstung der Gebiete, die infolge jahrelanger intensiver Viehzucht entwaldet wurden
- Einschränkung des Fischfangs, der das Leben in den Meeren und Ozeanen bedroht
- Vermeidung des Konsums von schadstoffhaltigen Lebensmitteln, die der Gesundheit schaden und das Land verschmutzen
Auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Ziele fordert Tito uns auf, eine gesunde, nachhaltige und vor allem
schmackhafte Ernährungsweise zu unterstützen, damit wir uns weiter am reich gedeckten Tisch der
Natur laben können.
(Quelle: Vortrag von Tito Núñez)
CUBA LIBRE 2-2009