Abu-Jamal:
Auch ein Afroamerikaner

Mumia Abu-Jamal Was sind heute seine Chancen ?

Der Fall Mumia Abu-Jamal, anders als der Sieg Obamas, zeigt wie tief noch der Rassismus in der USA-Gesellschaft verwurzelt ist. Denn Mumia, zwar verhasst und gefürchtet weil er ein politischer Kämpfer war und bleibt, sitzt seit 27 Jahren in einem Todestrakt im Bundesstaat Pennsylvania doch vor allem wegen Rassismus. Falls das Unfassbare geschieht und er tatsächlich verliert, und entweder lebendig begraben oder mit einer Giftspritze ermordet werden soll – wird das nicht nur eine menschliche Tragödie und ein großer Verlust für das Land. Es wäre ein Symbol für den langen Weg, der gegen Rassismus zu völliger Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit noch immer notwendig ist.

Der Weg muß auch gegangen werden, bis die Zahl der Häftlinge – jetzt die höchste auf der Welt – und die Zahl derer, die in Todestrakten warten – nicht mehr so einseitig nach Hautfarbe gemessen wird. Das Verbrechen, wofür Mumia verurteilt wurde, das Töten eines Polizisten, ist noch immer nicht geklärt. Mehr als klar ist jedoch, dass in dem schicksalhaften Prozess im Jahre 1982 der Richter ein fanatischer Rassist war, auch der Staatsanwalt war ein Rassist, und der ganze Justizweg – wo Zeugen erpresst und bedroht wurden, um falsche Aussagen zu erreichen und wo Lügen und Einschüchterung herrschten, der ganze Weg war rassistisch – und im Großen und Ganzen bleibt es auch bis heute. Dazu gehörte auch, dass Mumia die Chance einer Revision – und einem neuen, fairen Prozess – seit fast einer Generation verweigert wurde.

Am 19. Dezember 2008 reichte Mumia Abu-Jamals Hauptanwalt Robert R. Bryan den letzten möglichen Antrag für ein neues Verfahren ein. Das ist Mumias letzte Initiative, noch jemals auf juristischem Wege frei zu kommen. Im Januar wird das höchste Gericht der USA, der Supreme Court, darüber nachdenken, ob sie mehr zu Mumias Antrag hören wollen und ihm vielleicht ein neues Verfahren geben. Das Gericht ist nicht verpflichtet, den Antrag zu hören. Mit einer öffentlichen Bekanntgabe ist laut Bryan im Februar 2009 zu rechnen.

Gleichzeitig befindet das Gericht über einen Antrag von Philadelphias Bezirksstaatsanwältin Lynn Abraham. Die als "Deadliest DA" bekannte Staatsanwältin fordert die sofortige Wiedereinsetzung der Todesstrafe gegen Mumia. Sie möchte anscheinend weder ein neues Verfahren noch die ihr vom 3. Berufungsgericht eingeräumte Möglichkeit nutzen, einen abgetrennten Jury-Prozeß alleine um das Strafmaß zu führen. Bei letzterer Variante hätte sie jedoch noch etwas Zeit, einen entsprechenden Antrag einzureichen.

Häufig nimmt der Oberste Gerichtshof heikle Fälle gar nicht an. Wenn er sich dazu entschließ, müssen die neuen auf Lebenszeit ernannten Richter dann entscheiden; vier sind äußerst reaktionär, vier sind milder, gemäßigter und gelegentlich recht fair (darunter die einzige Richterin), und einer schwankt zwischen rechts und links. Das Resultat kann man keinesfalls vielversprechend nennen, völlig hoffnungslos ist es auch nicht.

Was ist zu machen? Das einfachste Mittel im Augenblick ist, Mumia zu schreiben. Da die gesamte Post durch die Zensur läuft, bekommen die Verantwortlichen dadurch mit, wie stark das öffentliche Interesse an dem Fall ist.

Die Adresse ist: MumiaAbu-Jamal; AM8335 SCI Greene Prison,
175 Progress Drive, Waynesburg, PA 15370, USA

Sehr behilflich bei der Verbreitung der wahren Geschichte über Mumia ist auch der gute Dokumentarfilm "In Prison My Whole Life", in Englisch mit deutschen Untertiteln; er enthält auch Interviews mit vielen wichtigen Personen, z.B. Angela Davis, Anwalt Bryan und erstmalig der Bruder von Mumia. (Den Film kann man über Annette Schiffmann vom Heidelberger Netzwerk gegen die Todesstrafe beziehen (E-mail anna.schiff@t-online.de). In Zusammenarbeit mit der Roten Hilfe (http://www.rote-hilfe.de) gibt es auch neue Aufkleber und Plakate.

Natürlich bleibt eins besonders wichtig: Im Notfall wird es hoffentlich möglich, größere Demos zu organisieren. Jetzt ist es wichtig, dass möglich viele sich engagieren – und mitmarschieren !

Logo CUBA LIBRE

Victor Grossman, 08. Januar 2009

CUBA LIBRE 1-2009