Cuba: Historische Eckdaten der letzten 50 Jahre

Die cubanischen Bauern und ArbeiterInnen, die die Revolution unterstützt hatten, erwarteten nach der siegreichen Machtübernahme weitergehende Ergebnisse als das Wiederinkrafttreten der Verfassung von 1940

1959: Erste Agrarreform


Die sozialen Inhalte der Revolution sollten umgesetzt werden. Als wichtigstes Projekt wurde damals die Agrarreform angesehen, dies wurde deutlich in großen Massendemonstrationen, die zum Handeln drängten. In dieser Situation wurde Fidel Castro am 13. Februar 1959 zum Premierminister bestimmt.

Nachdem zunächst die Güter Batistas und seiner Mitarbeiter eingezogen und die Mieten um 30% - 50% gesenkt worden waren, trat – unterschrieben von Präsident Urrutia und Premierminister Fidel Castro – am 3. Juni das Agrarreformgesetz in Kraft.

Der private Grundbesitz wurde durch das Gesetz auf 402 Hektar Land begrenzt. 10.000 Großgrundbesitzer mussten die Ländereien, die dieses Limit überschritten, an den Staat abgeben. Dieser übergab das Land an 150.000 Bauernfamilien. Viehfarmen wurden in staatlicher Verwaltung weitergeführt und Zuckerplantagen wurden zu Produktions-Kooperativen umgewandelt.

1961: Alphabetisierung

Vor der Revolution hatte über die Hälfte der Kinder gar keine Schule besucht. Dies sollte sich nach deren Sieg grundlegend ändern. Im ganzen Land wurde das Erziehungswesen reformiert und noch im ersten Jahr 10.000 neue Schulklassen eingerichtet.

Zur Abschaffung dieses historischen Erbes eines weit verbreiteten Analphabetismus startete 1961 eine breite Kampagne, an der sich alleine 100.000 Schülerinnen und Schüler, dazu weitere 150.000 Lehrkräfte, und des Lesens Kundige aus allen Bereichen. Ihnen gelang es in gemeinsamer Anstrengung innerhalb eines Jahres 707.000 Erwachsenen Lesen und Schreiben zu lehren. Die Rate des Analphabetismus sank schlagartig auf 3,9% und in den Folgejahren bei der Bevölkerung über 10 Jahre auf 1,9%.

1961: Invasion in der Schweinebucht

Die US-Regierung bekämpfte nach der Revolution den cubanischen Staat und seine Reformen mit zunehmender Aggressivität in einem nicht erklärten Krieg. Bekannt geworden ist z.B. das Programm der verdeckten Aktionen gegen das Castro-Regine“, vom März 1960. In diesem und weiteren Dokumenten wurden Angriffe aus der Luft und vom Meer her, sowie die Unterstützung von Konterrevolutionären innerhalb Cubas, detailliert ausgearbeitet.

Im April 1961 explodierten terroristische Bomben in Havanna, wurden durch 8 B-26 Bomber Militärflughäfen zerstört in Havanna, San Antonio de los Baños und Santiago de Cuba und fand schließlich die bewaffnete Invasion in der Schweinebucht statt.

Von der CIA bezahlte, trainierte und bewaffnete exilcubanische Einheiten – insgesamt 6 Bataillons mit zusammen 1.500 Mann – landeten am 17. April nachts in der Bucht, mit dem Ziel eine provisorische cubanische Regierung einzusetzen und die Macht an sich zu reißen.

Weniger als 72 Stunden später war der Angriff zurückgeschlagen. 200 tote – darunter 4 US-Piloten – und 1.197 gefangene Invasoren bedeuteten eine große Schmach für die USA. Die Gefangenen wurden vor Gericht gestellt und 20 Monate später gegen Medikamente im Wert von 53 Mio. Dollar ausgetauscht.

1963: Zweite Agrarreform

Die erste Agrarreform war ein Bündnisangebot an die Mittel- und Großbauern gewesen, mit der neu gebildeten Staatsführung zusammenzuarbeiten. Dieses Angebot war nicht angenommen worden, daher wurde in einer zweiten Agrarreform die Grenze für privaten Landbesitz auf nunmehr 64 Hektar festgelegt. Das war für Tausende von Großgrundbesitzern und Unternehmern der Anlass nach Miami zu emigrieren, da sie auf der cubanischen Insel ihren Einfluss schwinden sahen. Große Ländereien, die jahrelang brach gelegen hatten, wurden nach der zweiten Agrarreform der Bewirtschaftung durch Kleinbauern zugeführt. Auf der Basis absoluter Freiwilligkeit schloss sich ein großer Teil dieser Bauern in den folgenden Jahren zusammen zu land- und viehwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, die effektiver wirtschaften konnten.

1972: Vollmitgliedschaft im RGW

Bereits seit den schwierigen Anfangsjahren musste Cuba mit der immer schärfer werdenden Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade fertig werden. Dabei mussten Herausforderungen gemeistert werden, wie die ökonomische Unterentwicklung, das Fehlen von Fachkräften in allen Bereichen, fehlende Naturressourcen, die sozialen Umbrüche beim Entstehen der neuen Gesellschaftsordnung u.v.m.

Daher bedeutete es eine große Unterstützung, als es 1972 dem Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) der sozialistischen Staaten um die UdSSR beitreten konnte. Durch gleichwertige Austauschbeziehungen, die auch die Ausbildung von Fachkräften umfassten, wurde die ökonomische Entwicklung Cubas stabilisiert. Die Nickelvorkommen konnten wieder abgebaut werden, die Mechanisierung der Zuckerproduktion wurde weiterentwickelt, Viehzucht und Fischereiwirtschaft wurden ausgebaut und ein neues Infrastruktursystem entwickelt, das z.B. Straßenbau und Energiegewinnung durch Stauseen umfasste.

1975: Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit der BRD

Die cubanische Außenpolitik war stets darauf ausgerichtet, freundschaftliche Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Anerkennung zu möglichst vielen Ländern zu haben. Dadurch ist es den USA auch nie gelungen, Cuba in die Isolation zu treiben, wie sie es mit ihren vielfältigen Embargomaßnahmen beabsichtigten. Auf dieser Basis war es auch ein Erfolg für Cuba als 1975 die diplomatischen Beziehungen so wie in vielen anderen europäischen Staaten nun auch mit der BRD wieder aufgenommen werden konnten.

Zahlreiche CubafreundInnen vor Ort hatten diese Entwicklung begleitet und sich für die diplomatische Anerkennung Cubas von Seiten der BRD eingesetzt.

1975: Cubanische Soldaten unterstützen Angola

Eine besondere Verpflichtung hat das cubanische Volk immer auch in der Solidarität mit bedrohten Völkern gesehen, die von keinerlei eigener wirtschaftlicher oder politischer Zielsetzung bestimmt war. So haben sich beispielsweise über 300.000 Cubaner in Angola engagiert, als dieses Land seine nationale Unabhängigkeit gegen Angriffe des südafrikanischen Apartheidregimes verteidigen musste. (Siehe dazu den folgenden Artikel)

1984: Beginn der Rectificación

Der Begriff Rectificación bezeichnet die Berichtigung von Fehlentwicklungen, die die weitere Entwicklung bremsen. In Cuba gab es drei Etappen:

1. Negative Tendenzen werden bewusst wahrgenommen (1984/85);
Fidel Castro wendet sich am 8. Dezember 1984 an die cubanischen OberschülerInnen und ruft sie auf „an die Zukunft zu denken, das im sozialen Bereich Erreichte zu konsolidieren und eine intelligente und kluge ökonomische Strategie zu entwickeln, die uns in der Zukunft größere Möglichkeiten bietet.

2. Kritische Analyse der Probleme (3. Parteitag der KP Cubas, 1986);
In dem Bericht an den Parteitag werden nicht nur Fortschritte sondern auch schonungslos Fehler z.b. in der Leistung und Leitung der Wirtschaft offengelegt, z.B. im schleppenden Wohnungsbau.

3. Suche nach Lösungen und Entwicklung konkreter Aktionen (ab 1986);
Die Bevölkerung bringt sich mit ihren Massenorganisationen in eine politische Bewegung ein, mit dem ziel, Maßnahmen zu entwickeln, die geeignet sind, die analysierten Fehlentwicklungen zu korrigieren. ( z.B. Einsatz von Mikrobrigaden im Wohnungsbau)

1989: Eintritt in die Periodo Especial

81% des Exports und 85% der Importe waren bis 1989 mit den sozialistischen Staaten abgewickelt worden. Beim schlagartigen Zerfall dieser Staaten und ihrer Wirtschaftsgemeinschaft RGW stand Cubas Ökonomie vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Cuba verlor seine gleichberechtigten Wirtschaftsbeziehungen, wie gerechte Preise, Kredite, langfristig planbare Service- und Lieferverpflichtungen und musste sich den brutalen Weltmarktbedingungen unterwerfen, nach denen die hochentwickelten Länder die weniger entwickelten dominieren, manipulieren, erpressen.

Der absolute Tiefpunkt der folgenden Rezession war 1993 erreicht. Doch der negative Trend konnte gestoppt und umgekehrt werden durch eine Vielzahl wohl überlegter Maßnahmen, die die Wirtschaftsstruktur qualitativ verbessert und die Lebensqualität der Bevölkerung hatten.

Bereits 1994 konnte ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,7% erzeilt werden. 1995 waren es schon 2,9% und 7,5% im Jahre 1996.

Durch höhere Ölpreise und sinkende Zuckerpreise wurden 2002 nur 1,8%, aber 2003 bereits wieder 3,4% Steigerung erreicht. Trotz Naturkatastrophen wie Wirbelstürme und extreme Trockenheit wurden 2004 5,4% erzielt, ein positiver Trend, der in den Folgejahren anhielt.

Quellen: adelante kuba, H.-E- Groß / K. Thüsing (HG) – Kuba, die lebendige Revolution, H. Langer – Märchen von Kuba, H. Weiß – Cuba, W. Huismann, H.J. Kröger (HG)

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CUBA LIBRE 1-2009