Gesichter unserer Bewegung: Victor Grossmann

Warum fühlst du dich gerade mit Cuba solidarisch?

Schon in den sechziger Jahren war Cuba für uns ein Land, das es schaffen konnte, trotz der stärksten Feinde, seine Unabhängigkeit zu wahren und neue, revolutionäre Wege zu gehen. Cuba bildete damit ein Hoffnungszeichen für ganz Lateinamerika, für Afrika und auf andere Weise für uns, die wir in den sozialistischen Ländern Europas lebten.

Wir liebten besonders das burschikose Trotzen gegenüber einem Protokoll und die vergleichbar spontane Begeisterung. Besonders mir, einem Exil-Amerikaner in der DDR, gab Cuba, das jahrzehntelang allen Feinden in dem Weißen Haus und in den Wolkenkratzern die Strin bot, eine besondere Genugtuung.

Nach 1989-1990, als das Experiment des Jahrhunderts niederkrachte und wir, bei allem was Gutes und Schlechtes gewesen war, über den bitteren Rückschlag in der Geschichte trauerten, war es vor allem Cuba, das in der kaum noch glühenden Asche immer noch einen Funken Hoffnung am Leben hielt. Wer rechnete damit in jenen Zeiten, dass ein sozialistisches Cuba überlebt? Doch hat es überlebt! Wir dürfen für die Armen und Unterdrückten dieser Erde weiter hoffen, träumen und kämpfen, wie es so einfach und deutlich mit einem Wort ausgedrückt wird: Venceremos!

Was wünschst du Cuba zu seinem 50. Jahrestag?

Zuallererst, dass es sich von den fürchterlichen Orkanstürmen so schnell wie möglich erholen kann. Dass es den Stürmen seiner Feinde, die aus Hass, noch mehr aus Angst, sein menschliches Experiment zermalmen wollen, weiterhin erfolgreich trotzt und dabei, trotz aller Schwächen und Probleme, das Leben seiner Menschen erleichtern und verbessern kann. Dass die Insel versteht, Fehler, die bei unseren Versuchen gemacht wurden, möglichst zu vermeiden oder sie überwinden kann, und seine Versuche, neue Wege auszuprobieren, erfolgreich fortführt. Und dass trotz aller nötigen Änderungen und auch Kompromisse dieser Staat das Wesen des Sozialismus stärker den je verteidigt und weiterreicht. Und dabei mit guten, freien Schulen, mit guten freien Ärzten, mit guter Musik, gutem Rum und vielen guten Freuden punkten kann.

Welches Symbol würdest du für Cuba wählen?

Vielleicht einen von Sturmwinden und Wellen gepeitschten Leuchtturm der unbesiegt seine Strahlen in aller Welt hinausschickt, sowohl als Warnung vor harten Felsen, wie auch als Wegweiser für schöne Häfen.

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Interview: Peter Nowak

CUBA LIBRE 4-2008