Heute vor genau 100 Jahren ist Salvador Allende, hierzulande wohl fast niemandem mehr ein Begriff, geboren. Doch jener chilenische Staatspräsident stand für einen friedlichen und demokratischen Weg zum Sozialismus in Lateinamerika. Bis zu seiner Ermordung 1973 kämpfte er stets gegen das Elend der Welt und in seinem Land Chile, gegen Ausbeutung und Armut.
Angefangen hat das alles am 26. Juni 1908 in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso, in der Allende an jenem Tage geboren wurde.
Schon in den 20er Jahren wurde der junge Man politisch aktiv, er beteiligte sich an den Protesten gegen die Diktatur von Oberst Carlos Ibáñez del Campo und wurde zum Stellvertretenden Präsidenten der Föderation chilenischer Studenten (FECH) gewählt. 1929 wurde er Mitglied der Freimaurer. Kurz darauf, 1933, wurde er Sekretär der Sozialistischen Partei, für welche er 1937 ins Parlament gewählt wurde. Nach mehreren Präsidentschaftskandidaturen und Niederlagen belegte er einige öffentliche Ämter, u.a. wurde der junge Mediziner Gesundheitsminister Chiles.
1969 hat sich die "Unidad Popular" ein Parteienbündnis mit der sozialistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Partei gegründet.
Mit der "Unidad Popular" errang Allende bei der Präsidentschaftswahl 1970 schließlich die Absolute Mehrheit und wurde damit der erste frei gewählte Staatspräsident Lateinamerikas der sich zum Marxismus bekannte.
Kurz nach seiner Wahl überlebte er nur knapp einen von der CIA mitfinanzierten Mordanschlag.
Chile war damals noch ein unterentwickeltes Entwicklungsland, ein Agrarstaat in dem das Frauenwahlrecht erst 1949 Einzug fand. Allende hat hier Großes bewirkt.
In seiner Regierungszeit wurden die Löhne für die Mittel- und Unterschicht bis zu 60% erhöht, während die Preise für Miete und Grundnahrungsmittel stagnierten. Schulbildung und Gesundheitsversorgung wurden kostenfrei angeboten. So bekam jedes Kind Schuhe sowie täglich einen Liter Gratismilch. Die Kindersterblichkeitsrate sank um 20%. Die Arbeitslosigkeit sank von 8,8% bei Allendes Amtsantritt auf 3,7%. Im Jahr 1971 wuchs die Wirtschaft um 11%.
Schwerpunkt seiner Wirtschaftspolitik war jedoch die Enteignung der Großkonzerne und die damit einhergehende Vergesellschaftung der Bodenschätze. Sämtliche Großkonzerne wurden in gesellschaftliche und demokratische Hand überführt und das Kapital somit aus Chile vertrieben.
Kurz darauf erklärte die USA ein Handelsembargo gegen Chile und die Wirtschaft stürzte in eine schwere Krise: Es kam zu Streiks und Massendemonstrationen im Juni 1973. Fast zur selben Zeit fand jedoch auch die größte Massenkundgebung Chiles mit 700.000 Personen statt, die allesamt für die Regierung Allende demonstrierten.
Doch das hat die US-Geheimdienste scheinbar wenig beeindruckt: Am 11. September 1973 begannen die CIA zusammen mit dem chilenischen General August Pinochet einen Putsch gegen die demokratisch legitimierte Regierung Allendes.
Um 8:00 Uhr Morgens wurde eine Erklärung der Putschisten, die sich als Militärregierung bezeichneten, im Radio verlesen. Erst hier gab sich General Pinochet als Putschist zu erkennen. Kurz darauf erhielt Allende einen Anruf der Putschisten. Sie forderten seinen Rücktritt und boten ihm im Gegenzug an, ihn sofort mit seiner Familie außer Landes zu fliegen. Er lehnte dies entschieden ab.
Zur Mittagszeit wurde dann begonnen den Präsidentenpalast sowie Regierungsfreundliche Radiosender zu bombardieren, um 14 Uhr wurde das Gebäude von den Militärs erstürmt und Salvador Allende fand seinen Tod als Märtyrer für den Sozialismus.
Kurz darauf bekannte sich US-Außenminister Henry Kissinger dazu, "die größtmöglichen Voraussetzungen" für den Putsch geschaffen zu haben:
Das Kapital jubelte, während der Faschisus an die Macht kam. Der grausame Militärdiktator Augusto Pinochet, einst General unter Allende, errichtete Konzentrationslager und ein bestialisches Terrorregime über welches die CDU hierzulande in Jubel ausbrach. Folter und Todesstrafe waren an der Tagesordnung, Oppositionelle wurden in die Wüste geschickt oder erschossen. Auch in den 80er Jahren wurden zu Massendemonstrationen über 100.000 Menschen vom Pinochet-Regime festgenommen, bespitzelt und verfolgt, welches bis zu dessen Ende 1990 von den USA unterstützt wurde.
Aus dem demokratischen, sozialistischen Chile wurde mit US-Amerikanischer Unterstützung über Nacht ein Terrorregime das nur des Profits wegen Jahrzehnte andauern sollte.
So geriet Allende langsam in Vergessenheit, insbesondere in den westlichen Ländern, wurde er kaum geehrt, während in Ost-Berlin ein Stadtviertel nach ihm benannt wurde.
Erst Jahrzehnte später, 1998, sollte in Lateinamerika mit Hugo Chávez wieder ein ebenbürtiger Präsident einen neuen Sozialismus für Lateinamerika schaffen, der sich seit über einem Jahrzehnt zu bewähren scheint.
Deshalb: Gerade zu seinem 100. Geburtstag, am 26. Juni 2008 sollten wir diesem großen Menschen gedenken, der auch vor seinem eigenen Todesopfer nicht zurückschreckte um den Faschismus zu bekämpfen und Freiheit und Sozialismus zu schützen.
Marcel Kunzmann, Erstveröffentlichung auf indymedia.org
CUBA LIBRE 3-2008