"Aus den größten Diskrepanzen entstehen die Besten Beschlüsse"
Wenn sich Cubas Intellektuelle Treffen, ist das ein nationales Ereignis. Die Führungsspitze des
Landes ist abwechselnd oder gleichzeitig präsent. Alle Protokolle werden von ihr ausgiebig studiert,
denn was die Intellektuellen zu sagen haben, beeinflusst in Cuba die Politik.
Am 2. August 1961 schlossen sich die Künstler und Intellektuellen Cubas zur "Union der
Schriftsteller und Künstler Cubas" (UNEAC) zusammen, die heute 8.000 Kulturschaffende zu ihren
Mitgliedern zählt. Vom 1. bis 4. April 2008 trafen sie zu ihrem VII. Kongress zusammen.
In einer dichten Zusammenfassung der sozialen Situation Cubas nach der Krise, die vor zwei Jahrzehnten
durch den Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden ist, sagte der cubanische Vizepräsident Carlos
Lage vor dem Kongress, dass "die Doppelmoral, die Verbote, eine Presse, die unsere Wirklichkeit nicht
so widerspiegelt, wie wir es gerne hätten, eine ungewollte Ungleichheit, eine verschlechterte
Infrastruktur, die Kriegswunden sind, aber eines Krieges, den wir gewonnen haben." Indem er
Phänomene wie die "Doppelmoral" aufgriff, (öffentlich die Regierung unterstützen
und privat eine andere Meinung vertreten) und die "Verbote" ansprach, machte er deutlich, dass
dies unausweichlich Kosten der Krise der 90er Jahre seien. Er unterstrich, dass man die Lage heute mit
Blick auf die vorangegangenen 10 Jahre analysieren müsse, mit "dem dramatischen Mangel an
Medikamenten und Nahrungsmitteln, trostlosen Strassen, dunklen Nächten und zwei
Währungen"
In der Abschlußveranstaltung sprach der cubanische Präsident Raúl Castro. Er sagte, er habe
eine Zusammenfassung aller gemachten Aussagen gelesen. Mit der Mehrheit gehe er konform, mit anderen gebe
es eine Diskrepanz. "Aber dafür kämpfen wir", sagte der cubanische Regierungschef,
"für die Meinungsverschiedenheit. Ihr habt mich sagen hören, dass aus den
größten Diskrepanzen die besten Beschlüsse entstammen."
Als Unmut unter den Delegierten entstanden war, weil der Raum für Debatten zu eng bemessen war,
handelte man sofort. Am letzten Tag bekamen die Delegierten aus allen Provinzen 24 Stunden lang Zeit,
über alles zu diskutieren, was ihnen auf den Nägeln brannte.
Im Zentrum der Debatte standen das Bildungssystem und die Medien, natürliche Themen eines solchen
Kongresses.
Dass kurze Zeit nach dem Kongress der Bildungsminister entlassen wurde, ist sicherlich kein Zufall.
Gesucht: Das Immunsystem gegen den Schund
In einem besonders beachteten Beitrag zeigt Manuel García Verdecia schonungslos auf, wo es bei der Bildung
und daraus resultierend auch in der Gesellschaft im Argen liegt.
Zu Beginn seiner Ausführung stellt er fest, dass Cuba nur geographisch eine Insel, aber kulturell
allerlei guten und schlechten Einflüssen ausgesetzt ist. Das könne man zwar nicht verhindern,
aber er ist der Meinung, dass wenigstens der negative Effekt zu mildern wäre, wenn man mit einem
intellektuellen und spirituellen Immunsystem ausgestattet wäre. Er beschreibt die Anzeichen, die
seiner Meinung nach in der cubanischen Gesellschaft stetig zunehmen und der Verwirklichung einer
harmonischen Gesellschaft entgegen stehen. Dazu gehören Gewalt in den zwischenmenschlichen
Beziehungen, in der Sprache, das unbarmherzige Eindringen in die persönlichen Rechte, die Hinwendung
zum Schund, die Vorliebe für vulgäre Filme, Videos und Videospiele. Er weist auch noch einmal
auf das auch in der Presse schon oft behandelte Thema der Belästigung der Mitmenschen hin, die zu
jeder Tages- und Nachtzeit auf unerhörte Lautstärke aufgedrehte Musik ertragen müssten, auf
Obzönitäten selbst in Hotels oder in Krankenhauswartesälen, in Läden oder sonstigen
Stellen, die Dienstleistungen anböten, bei denen man nie ein Lächeln geschenkt bekomme.
"Was ist passiert? Was passiert da gerade?", fragt er die Anwesenden.
Technisiertes Lernen – Weg in die Irre ?
Die Lösung kennt er nicht, weist aber darauf hin, dass Erziehung nicht nur eine Sache der Schule,
sondern auch der Familie und anderer sozialer Strukturen ist. In ihrer Krise widerspiegelten sich nicht
nur Defekte eines speziellen erzieherischen Entwurfs, sondern alle Unzulänglichkeiten und
Nachlässigkeiten der Gesellschaft. Trotzdem bilde die Schule die Achse, an der sich erzieherische
Handlungen orientiere, die sie systematisiere und verfeinere. Und innerhalb der Schule falle diese Aufgabe
an vorderster Stelle dem Lehrer zu.
Er fordert dringend, der Arbeit des Lehrers eine höhere Wertschätzung entgegen zu bringen. Das
sei aber nicht nur damit getan, ihn besser zu bezahlen, sondern ihm innerhalb der Gesellschaft den Rang,
den Respekt, die Anerkennung und die Möglichkeiten zu geben, die er verdient. Für ihn muss der
Lehrer ein Intellektueller sein, der aus seinem Intellekt und seiner Sensibilität heraus arbeitet. Er
müsse ein wirklicher Förderer der Kultur sein, denn durch sein Klassenzimmer eröffne sich
den Schülern die Welt in ihren diversen Möglichkeiten. Er kritisiert, dass man das Lehren zu
sehr technisiert, zu viel davon dem Computer, dem Fernseher oder dem Video überlassen habe und er
führt als Beispiel ein Gespräch mit einem kleinen Nachbarjungen an, den er gefragt hat, was er
denn so in der Klasse mache. "Videos angucken", sagte der Kleine. Auf die Frage, ob er sie
verstehe, zuckte er zweifelnd mit den Schultern. "Und was passiert, wenn du sie nicht verstehst?"
"Dann spielt die Lehrerin das Video noch mal vor."
Für ihn (Manuel García Verdedia) spielen die Literatur und die Kunst eine große Rolle bei der
Vermittlung von Fähigkeiten, die den Menschen in die Lage versetzen, eine schöne, dauerhaft auf
Gleichheit basierende Welt zu schaffen. Literatur und Kunst kämen seiner Erfahrung nach aber im
cubanischen Erziehungssystem zu kurz. Er sei erschüttert, wenn er feststellen müsse, wie wenige
Autoren und Werte die Schüler Ende des zwölften Schuljahres kennen würden.
Schulfach: Umgang mit Medien
Er kreidet dem cubanischen Erziehungssystem außerdem an, dass der Stundenplan der Schüler, die
in einer von Medienunterhaltung geprägten Welt leben, in keiner Weise vorsehe, ihnen die
Fähigkeiten zum Umgang mit diesen Medien zu vermitteln. Ihr Stundenplan sehe auch nichts vor, was als
Immunisierung gegen schlechten Geschmack dienen könne.
Er forderte dringend, dass, wenn schon die Explosion der Medienunterhaltung nicht aufgehalten werden
könne, die Jugendlichen wenigstens darauf vorbereitet werden müssten, sich im Mediendschungel
zurechtzufinden und das Konstruktivste auszuwählen, das sie weiterbringe.
"Ohne Schönheit zu sehen, wer kann da Güte empfinden", zitierte er einen Satz von
Martí.
Die Fähigkeit, das Gute zu tun, sei aber das, was die Welt brauche.
Erziehungssystem auf Abwegen
Auch Alfredo Guevara hat Schwierigkeiten, unter den gegebenen Bedingungen des Erziehungssystems das
erstrebte Projekt verwirklicht zu sehen.
"Mein Gott, wir sind eine kleine riesige Insel und wir merken es nicht, wir sind das am besten
ausgebildete Volk und Land des Planeten. Aber Ausbildung ist nicht Kultur oder zumindest nicht immer. Wir
wissen, sie ist nur ein Stadium, langsam voranschreitend. Eigentlich müsste die Zeit immer näher
kommen, in der das Land immer gebildeter wird. Es ist die Zeit des Aufbruchs."
Aber dann fragt er sich: "Kann die Grund- und weiterführende Schule (...) so wie sie jetzt
geworden ist, geleitet von wirren Kriterien und Praktiken und ignoranten pädagogischen Prinzipien,
die die Rechte der Familien verletzen, kann diese Schule die Kinder und Jugendlichen, also die Zukunft
formen? Glaubt man, dass auf diesem Wege die Generationen wachsen können, die vor die gigantische
Aufgabe gestellt sind, sich das Land, von dem wir träumen, vorzustellen. Ist diese Schule weiterhin
die Schule, die die Revolution in ihren ersten Tagen entworfen hat? Und vorher in den befreiten Gebieten?
Man kann niemals solide bauen, wenn man auf Dogmen baut, die Realität verkennt und die warnenden
Hinweise der Bürger nicht achtet. Davon bin ich überzeugt."
Die Medien, besonders aber das cubanische Fernsehen war das Thema, das die meisten Intellektuellen bewegte.
Und viele wollten nicht warten, bis die Zuschauer befähigt sind, das Schöne und Gute
auszuwählen, sondern sie wollten das Fernsehen grundlegend verändern. So titulierte der
Delegierte Desiderio Navarro einen seiner vielen Beiträge:
Mehr Realität, mehr Kritik, mehr Sozialismus
Zu Beginn seiner Rede zitierte er aus dem Bericht "Kultur und Gesellschaft", der feststellt,
dass "sich offensichtlich ein Verschieben zwischen dem kulturellen Projekt der Revolution und dem
ergeben habe, das breite Sektoren des Volkes für sich als kulturelle Bezugspunkte bestimmt haben."
Diese breiten Sektoren hätten diese kulturellen Bezugspunkte – in manchen Fällen exklusiv auf der
Basis des Angebots der nationalen Massenmedien – etabliert. Die Verschiebung sei also vor allem die Folge
der Verschiebung zwischen dem Kulturellen Projekt der Revolution einerseits und der realen Kulturpraxis der
Massenmedien auf der anderen Seite. Die Praxis verstärke sich immer weiter durch die kulturellen
Praktiken in öffentlichen Bereichen, die auf den Tourismus gerichtet sind, auf die Gastronomie, die
Kreisläufe des Schwarzmarktes und den Untergrund-Vertrieb von Kulturprodukten.
Hollywood im cubanischen Fernsehen
Es war schon immer klar, dass die Erziehung einen wesentlichen Anteil bei der Formung des Menschen habe,
man sei aber zu lange davon ausgegangen, dass die zu Erziehenden nur diesem einzigen Einfluss ausgesetzt
seien, ohne zu erkennen, dass sie jeden Morgen deformiert vom Einfluß der Medien zurückkommen
würden.
Navarro griff die Erziehung durch den Film auf. "Alle sind wir damit einverstanden" sagt er,
"dass, wenn man jemandem ein, zwei oder drei Stunden in der Woche Filme von Titón, Solás, Rocha,
Welles, Fassbinder oder Bergmann etc. anbieten würde, das schon künstlerische Erziehung ist.
Aber wenn man jemandem Hunderte von Stunden jährlich Hollywood-Filme oder deren identische Verwandte
aus Brasilien und Mexiko anbietet, was auch zur Bildung von Geschmack, Interesse, Wertemustern,
Verhaltensweisen, Verlangen nach Stereotypen, etc. führt, also auch Erziehung und Bildung ist, ist
das in diesem Fall allerdings größtenteils anti-künstlerisch.
Er führt an, dass im cubanischen Fernsehen oft kritisch darauf hingewiesen werde, wie viele
Gewaltszenen ein Kind oder ein Jugendlicher in den USA im Jahr sehe. "Hat man sich schon einmal
gefragt, wie viele dieser Gewaltszenen ein cubanisches Kind, ein cubanischer Jugendlicher sieht?"
fragte Navarro sich und die Delegierten. Das gleiche könne man über die Banalität und
Trivialität sagen, für die man die US-Filmindustrie immer so kritisiere. Und er fragt weiter:
"Ist es etwa so, dass dieselben Hollywood Filme nur schädlich für das ästhetische
Empfinden für die Psyche und für die Moral sind, wenn sie über einen US-Fernsehkanal
ausgestrahlt werden und nicht wenn das cubanische Fernsehen sie ausstrahlt".
Wo bleibt unsere Ideologie heute?
Er erinnerte daran, dass in den 70er Jahren und vor allem im Quinquenio Gris (den "grauen fünf
Jahren") für die Kontrollinstanzen alles an den Hollywood Filmen ideologisch war.
Schließlich war die westliche Kultur generell ideologisch und die suche nach der Ideologie
entwickelte sich irgendwann zur Paranoia. Damals wurde sogar Eiskunstlauf als Anstiftung zur Flucht aus
der Realität gesehen. Aber das Schlechte am sozialistischen Realismus war seiner Meinung nach nicht
dessen Sorge um das Ideologische, sondern der Dogmatismus und die Armut an Ideologie, mit der die
Fernsehproduktionen beurteilt worden seien.
Nachdem man mit Recht dieses ideologisch interpretierenden Missbrauchs müde geworden wäre, sei
es heute aber so weit gekommen, dass anscheinend nichts mehr an der nordamerikanischen Industriekultur
ideologisch sei. Nicht die rein erzählenden Filme über die Lebensart der Aristokratie, der
Millionäre, des Jetsets und der Oberklasse und auch nicht die Filme, die dramatisch die
Fähigkeit des kapitalistischen Systems zur Selbstkorrektur darstellten (FBI, CIA,...)
"Noch weniger die Filme über das neue Aschenputtel (Sekretärin, Kellnerin, Prostituierte)
mit dem millionenschweren Prinzen und all die schönen Geschichten, die zur Versöhnung aller
Klassen im Rahmen eines intakten Kapitalismus führten oder der erfolgreiche Selfmademan, für den
alle Opfer gerechtfertigt sind, die bei seinem Erfolg auf der Strecke bleiben, die 1001 Auflagen des
sozialen Lebens als Darwinismus in Reinkultur, dem unausweichlichen, aber legitimen Kampf, in dem einige
Wenige gewinnen und der Rest die Loser sind", sagt Navarro weiter.
Wenn man ein Hollywood Werk trotz aller künstlerischer Mängel ausstrahle, so lasse man es zu,
ohne sich die Mühe und Rechtfertigung zu machen: "Es ist halt einfach Unterhaltung".
Das ist seiner Meinung nach falsch, weil diese Filme und Serien voller Ideologie über das Individuum
und die Gesellschaft, die Familie, das Geschlecht und die Rasse seien. Selbst wenn etwas Progressives im
Dialog vorkommen sollte oder die Story eine progressive Botschaft enthalte, werde diese durch die Macht
der schönen Bilder und Emotionen wieder neutralisiert.
Nichts von den vielen kritischen US-Filmen erreiche je das cubanische Fernsehen, nur die Hollywood Werke,
in denen Hollywoood ein Loblied auf sich selbst singe. ...
Für ihn ist diese Medienkritik so wichtig, weil ihm schmerzlich bewußt ist, welche Rolle die
Medien nicht nur bei der Kulturellen Bildung der Bevölkerung, sondern auch bei der Zerstörung
oder dem Überleben und der Entwicklung des Sozialismus spielen. Er ist voller Verständnis,
Sympathie und Solidarität für jene Künstler, darunter viele Jugendliche, die innerhalb und
außerhalb des cubanischen Radios und Fernsehens ICRT nicht nur dafür Kämpfen, dass das
Fernsehen besser sein soll als das vor-revolutionäre oder das anderer Drittwelt- oder
Erstweltländer, sondern das es ein Fernsehen wird, das das Ideal eines sozialistischen kulturellen
Mediums zum Ausdruck bringt. Das ist seiner Meinung nach das einzige, was es zu beurteilen gibt, wenn
über das kulturelle Werk der Massenmedien im Sozialismus gesprochen werde.
"Es geht darum, dass es im cubanischen Fernsehen mehr cubanische Realität zu sehen gibt, mit
allen ihren Problemen, nicht nur ihren Errungenschaften, aber es geht auch darum, weniger Präsenz an
reaktionären Ideologien über mediale Produktionen aus den USA und deren Epigonen aus Brasilien,
Mexiko und anderen Ländern zu haben. Und vor allem soll es mehr ideologische Kritik geben, und nicht
nur rein technische oder künstlerische, ästhetische oder psychologische an diesen Filmen, die
trotz allem gezeigt werden. Um was es letztendlich geht, ist mehr Wirklichkeit, mehr Kritik, mehr
Sozialismus", schloss er seine Rede.
Strategie Banalität
Auch Alfredo Guevara entwirft ein Schreckensszenario des Fernsehens: "Man kann keinen bereichernden
Beitrag zur Vertiefung der humanistischen Werte und des Selbstwertgefühls leisten mit neo-kolonialen
Kommunikationsmedien und ihren verdummenden Programmen, die von einer solch ungeheurer Ignoranz beherrscht
werden, das sie sich noch nicht einmal als Verbündete des Kapitalismus in seiner niederträchtigsten
Offenbarung erkennen. Diese Technik wurde immer schon erfolgreich angewandt, um die Seelen, die einmal
mit Sensibilität und komplexer Information gefüllt waren, zu entleeren, um sie dann
anschließend mit Banalität zu füllen, indem sie die Sprache zerstören, um dadurch die
Bildung von Gedanken zu zerstören oder zu schädigen. Deswegen fördert sie die Vulgarität,
die vorgibt volkstümlich zu sein, aber in Wirklichkeit eine Beleidigung des Wesens eines
selbstbestimmten Volkes und seine Intelligenz ist."
Amaury: Cubanisches Fernsehen – Arbeit des Feindes?
Auch der berühmte cubanische Komponist und Liedermacher Amaury Pérez ließ sich zu einer
spontanen bissigen Kritik gegenüber dem cubanischen Fernsehen hinreißen. Er sagte:
"Von 1950 bis 1959 wusste ich, in wessen Händen das Fernsehen und das Radio waren. Sie
gehörten Goar Mestre, denn er war der Besitzer. Aber in wessen Händen lag das Fernsehen in den
letzten Jahren? In den Händen des Volkes wenigstens nicht, in den Händen des Kulturministeriums
auch nicht, so weit man hört, auch nicht in den Händen der UNEAC. Das ist meine erste Frage.
Die zweite Frage kann eine dritte mit sich bringen:
Habt Ihr einmal daran gedacht, dass die Druck- und elektronischen Medien, die unentwegt unsere kulturellen
Institutionen attackieren, unsere Führung, unsere angesehenen Künstler, die sich der Revolution
verpflichtet fühlen, niemals unser Fernsehen oder unser Radio in Frage stellen. ist es vielleicht
deshalb, weil sie der Meinung sind, das IRCT im Inneren ihre Arbeit macht, die Arbeit des Feindes, und
deswegen nicht angetastet wird?
Er endete mit den Worten: "Im Jahre 1959 übernahmen eine Gruppe von compañeros der Bewegung 26.
Juli auf Bitten Fidels das Radio und Fernsehen und brachten es in den Dienst der siegreichen Revolution.
Ich schlage heute vor, dass wir Radio und Fernsehen ein zweites Mal übernehmen.
Dr. Jekyll, Mr. Hyde
Auch der cubanische Minister für Kultur Abel Prieto ging auf die Problematik der Hollywoodproduktionen
im cubanischen Fernsehen ein. "Man kann kein Dr. Jekyll sein: revolutionär und antiimperialistisch am Morgen und dann am Abend
ein Mr. Hyde, der sich dem Schlimmsten ausliefert, das Hollywood zu bieten hat; denn wie in der
Erzählung von Robert Louis Stevenson kann der Moment kommen, an dem es zum Kurzschluss kommt und die
dunkle Seite im unpassendsten Moment nicht mehr beherrschbar wird."
Der Kongress geht weiter
Als eine Ursache für die Tatsache, dass so viele Konserven aus dem Ausland in Cuba gesendet werden,
führte der stellvertretende Minister für Kultur Fernando Rojas die Tatsache an, dass sich die
Radiosender auf 91 und die Telezentren auf 30 erhöht hätten. Es gehe jetzt darum, die nationale
Produktion anzukurbeln. Am desolatesten sei die Situation bei den Kinderprogrammen, bei denen man die
wenigsten Fortschritte gemacht habe.
Eine Arbeitsgruppe, die sich aus Mitgliedern des cubanischen Instituts für Radio und Fernsehen ICRT
und des Ministeriums für Kultur zusammensetzt, hatte schon Vorschläge erarbeitet, die jetzt auf
dem Kongress mit den Kriterien der cubanischen Intellektuellen angereichert wurden. Dieses Dokument wurde
schließlich vom Kongress verabschiedet.
Insgesamt gab es Arbeitgruppen zu 12 verschiedenen Bereichen. Seit einem Jahr wurde darin bereits in
Vorbereitung auf diesen Kongress gearbeitet. Die Dokumente der 12 Arbeitsgruppen wurden am Ende vom
gesamten Kongress verabschiedet und dienen als Richtlinien für die weitere Arbeit der UNEAC. Die
meisten der Arbeitsgruppen werden auch nach dem Kongress auf Dauer weiterwirken.
Dies kann nur ein kleiner Ausschnitt eines Kongresses sein, der weiter geht. Die Beschlüsse der UNEAC
werden umgesetzt, die Umsetzung wird regelmäßig überwacht, die Arbeitsgruppen tagen
permanent, die Zusammenarbeit zwischen ICRT, Ministerium für Kultur, der noch jungen Kulturabteilung
und der ideologischen Abteilung des Zentralkomitees sind auf eine neue Basis gestellt worden. Dazu ist ein
handlungsfreudiger Vorstand notwendig, der am Ende des Kongresses gewählt wurde.
Zum Präsidenten der UNEAC wurde der Erzähler, Dichter und Ethnologe Miguel Barnet gewählt.
Renate Fausten
CUBA LIBRE 3-2008