Wer von einer Cuba-Reise zurückkehrt und auch wer sich schon länger mit dem Land beschäftigt, hat viele Fragen. Zahlreiche Informationen und Fakten bietet ein kleines Büchlein aus Cuba von Carmen R. Alfonso Hernández, das auf 100 oft gestellte Fragen eine Sammlung von aufschlussreichen Antworten präsentiert. Die Cuba Libre wird nach und nach Teile daraus veröffentlichen, weil wir meinen, dass es auch für unsere LeserInnen viel Interessantes beinhaltet.

Was Sie schon immer über Cuba wissen wollten

Wie ist die cubanische Außenpolitik?

Die neuen Bedingungen in denen Cuba des 20. Jahrhunderts lebte, habe in seiner Außenpolitik eine neue Nuance verliehen. Sie ist standhaft in ihren Grundprinzipien der Festigung der Errungenschaften der Revolution, der Verteidigung des Vaterlandes und der Stärkung seiner internationalen Position.

Als Strategie der neuen Zeiten haben sich seine außenpolitischen Dienststellen in ihren Aktivitäten darauf konzentriert, die anti-cubanischen Initiativen zu demaskieren, die Solidaritätsbewegungen zu vervielfachen, neue Beziehungen aufzubauen und den Investitions- und Kapitalfluss auf die Insel zu fördern.

Dazu wurden breite diplomatische Aktivitäten entwickelt, die sich auf alle Kontinente erstrecken. Auch wurde das begonnen, was als "Außenpolitik innerhalb des eigenen Landes" bezeichnet worden ist: Den Mitgliedern des diplomatischen Korps wurde die Realität des Landes durch systematische Besuche in unterschiedlichen Provinzen nahegebracht.

Einen weiteren wichtigen Markstein bildeten die Konferenzen "Nation und Emigration", die es ermöglichen, dass wieder eine normale Beziehung zwischen dem Land und seinen Ausgewanderten aufgebaut wurde. Dies geschah auf der Basis eines gegenseitigen Respekts vor der Wahl, die jede der Parteien getroffen hatte. Dort war das Interesse vorrangig, die Blockade und die Aggressionen gegen Cuba anzuklagen und alles zu unterstützen, was dazu beiträgt, diese Nation, seine Unabhängigkeit und Souveränität zu retten, und auch das Projekt der sozialen Gerechtigkeit, das vor über vier Jahrzehnten begonnen wurde.

Die Unterredungen, die im Zusammenhang mit den Migrationsvorfällen 1994 zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten initiiert worden waren, begünstigten die Eröffnung eines Verhandlungsdurchbruchs, der die Möglichkeit eines Dialogs zwischen beiden Regierungen bot.

Andererseits behält Cuba auf internationalen Foren seine Position der Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung. Dazu ist das Leben der entwickelten Gesellschaften viel vernünftiger zu gestalten, in denen die Verschwendung von Ressourcen ebenso alltäglich ist, wie es das Elend und die Unterentwicklung in der Dritten Welt sind.

Beim Thema Menschenrechte erinnert Cuba immer wieder daran, dass diese von Anfang an ein zentrales Anliegen der Revolution gewesen sind. Cuba kann in dieser Hinsicht ein makelloses, breit angelegtes und beispielgebendes Werk vorweisen, um vorurteilsfrei und gewiss mit viel Würde und Autorität über Menschenrechte zu sprechen.

Einer der größten Erfolge durch diplomatische Aktivitäten seitens der Insel war es, zu zeigen, dass das Land Widerstand leistet, lebt, kämpft, arbeitet, liebt und tanzt entgegen aller Vorhersagen; dass Cuba nicht isoliert ist, wie es sich in der Wiederaufnahme und der Stärkung der Verbindungen zu vielen Ländern zeigt. Das Bild des heutigen Cuba – stark und ganz im Aufschwung zu einer wirtschaftlichen Erholung – gelangt jetzt bis zu den Grenzen des Planeten.

Was für eine Position hat Cuba hinsichtlich der Beziehung zwischen Globalisierung und Entwicklung?

Es gibt kein Treffen von Wissenschaftlern, Statistik- und Wirtschaftsfachkräften, ja selbst KorrespondentInnen in dem der Begriff der Globalisierung nicht thematisiert wird. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die durch die Globalisierung in ihrer neoliberalen Ausprägung, wie sie heutzutage vorherrscht, die Welt beeinträchtigt, beunruhigt die Regierenden wie die Regierten in den meisten Ländern. Verschiedene Schulen versuchen Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung der unterentwickelten Regionen zu finden … aber sie finden sie nicht.

Der cubanische Präsident Fidel Castro trug seine diesbezügliche Analyse auf einem internationalen Treffen von Wirtschaftsfachleuten vor, das im Januar 1999 in Havanna stattfand; wir fassen sie folgendermaßen zusammen: "Die unglaubliche und nie gekannte Globalisierung, die uns beschäftigt, ist ein Produkt der historischen Entwicklung, eine Frucht, der menschlichen Zivilisation (…)

Der Mensch ist heute nicht intelligenter als es Perikles, Platon oder Aristoteles waren, zumal wir noch nicht wissen, ob er ausreichend intelligent ist, um die heutzutage außerordentlichen komplexen Problemen zu lösen."

"Handelt es sich um einen umkehrbaren Prozess?", wurde er gefragt, und seine Antwort war: "Nein."

"Welche Art von Globalisierung haben wir heute? Eine neoliberale Globalisierung, so nennen wir sie. Ist sie nachhaltig? Nein. Wird sie lange Zeit Bestand haben können? Absolut nicht. Wird es eine Frage von Jahrhunderten sein? Ganz sicher nicht. Wird es nur Jahrzehnte dauern? Ja, nur Jahrzehnte. Aber früher als später muss sie aufhören zu existieren.

"Wie wird der Übergang realisiert werden? Wir wissen es nicht. Mittels breit angelegter gewaltsamer Revolutionen oder großer Kriege? Das erscheint unwahrscheinlich, irrational und selbstmörderisch. Oder durch katastrophal tiefe Krisen? Das ist unglücklicherweise das Wahrscheinlichste, nahezu unvermeidbar und es wird durch sehr verschiedene Wege und Formen des Kampfes geschehen."

"Was für eine Art von Globalisierung wird es in der Zukunft geben? Es könnte keine andere sein als eine solidarische, sozialistische, kommunistische oder wie auch immer Sie sie nennen möchten."

"Verfügt die Natur und mit ihr die menschliche Gattung über viel Zeit, um ohne einen solchen Wandel zu überleben? Es ist sehr wenig Zeit. Wer werden diejenigen sein, die diese neue Welt aufbauen? Diejenigen Männer und Frauen, die unseren Planeten bevölkern. Welches werden die Waffen sein, die gebraucht werden? Die Ideen, das Bewusstsein."

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CUBA LIBRE 2-2008