Cuba – die Insel der manche gerne nachsagen, dass in den gesellschaftlichen Strukturen der Machismo
verankert sei und ein eher konservatives Familienbild – setzt die Welt in Erstaunen.
Während in den USA Präsident Bush öffentlich eine Verfassungsänderung zu einem
neuerlichen Verbot eingetragener schwuler/lesbischer Lebenspartnerschaften fordert, schlägt Cuba
eine fortschrittliche Richtung ein.
Dieser Prozess gesellschaftlichen Umdenkens setzte bereits 1993 ein mit der Produktion des Films
"Erdbeer und Schokolade", der sogar für den Oscar nominiert war, eine unbequeme
Freundschaft zwischen einem heterosexuellem Mann und einem Schwulen schildert und auch die Homophobie,
gegen die sie beide ankämpfen mussten.
Seitdem hat sich die Haltung in der cubanischen Regierung, wie in der Bevölkerung, gegenüber
Homosexuellen – Schwulen und Lesben – hin zu größerer Toleranz verändert. So konnte
bereits vor zwei Jahren ein erstes Homo-Filmfestival organisiert werden.
Mit Vorurteilen aufräumen
"Wir müssen jede Form von Diskriminierung gegen diese Personen abschaffen", sagt Ricardo
Alarcon, Präsident der cubanischen Nationalversammlung. "Wir versuchen jetzt zu sehen, wie das
zu tun ist, ob wir ihnen das Recht zu heiraten zugestehen sollten oder Lebenspartnerschaften."
Alarcon erklärte weiterhin, dass er erwartet, dass Cubas Regierung bald ein Gesetz verabschieden
wird, um das Eine oder das Andere zu institutionalisieren.
"Wir müssen das Konzept Ehe neu definieren", sagt er, "Sozialismus sollte eine
Gesellschaftsform sein, die niemanden ausgrenzt".
USA: Verfassungsänderung soll gleichgeschlechtliche Ehen verbieten
US-Präsident Bush hat bereits mehrfach die Forderung nach einer Verfassungsänderung zwecks
Verobt gleichgeschlechtlicher Ehen erhoben. "Unsere politik sollte darauf zielen Familien zu
stärken, nicht sie zu unterminieren, und die Definition der Ehe zu ändern würde die
Familienstruktur unterminieren", so Bush im Juni 2007.
Nur ein Staat, Massachusetts, lässt schwule Ehen zu. Und nur vier Staaten, die sich an die
Definition von Ehe nicht heranwagen, aber schwulen Paaren bestimmte gesetzliche Rechte zugestehen,
erlauben eine Form von Lebenspartnerschaft.
Wie ironisch ist das? Während ein Land das aufeinanderfolgende US-Regierungen als totalitären
Staat bezeichnet haben, mit der Erweiterung der Rechte von Schwulen und Lesben beginnt, möchte der
Präsident der USA, der "führenden Demokratie der Welt [sic!], ihre Rechte einschränken.
Einflussreiche BefürworterInnen
In Cuba machen die Einstellungen der Leute innerhalb und außerhalb der Regierung einen enormen
Wandel durch, was Schwule und Lesben angeht. Das mag daher kommen, dass eine der führenden
BefürworterInnen von Schwulenrechten in Cuba Mariela Castro ist, eine Nichte von Fidel Castro und
die Tochter seines Bruders, des vorübergehend die Amtsgeschäfte führenden Präsidenten
Raul Castro.
Sie leitet Cubas Nationales Zentrum für Sexualerziehung (Centro Nacional de Educación Sexual).
"Aufgrund unseres kulturellen Erbes ist die cubanische Gesellschaft intolerant gegenüber
Homosexuellen.", sagte Ruben Remigio Ferro, Präsident von Cubas Oberstem Gerichtshof,
"Aber es hat einen Wandel im Denken gegeben. Wir sind dabei, ein Programm zu entwickeln, um Leute
über sexuelle Orientierung aufzuklären. Aber das ist kein Problem, das schon gelöst
wäre." Allerdings ist es ein Problem, das die cubanische Regierung zu lösen entschlossen
ist.
MS
(Quelle: usatoday, Übersetzung B. Brosig)
CUBA LIBRE 1-2008