Akzeptanz wächst für lesbische Partnerschaften

Mónica und Elizabeth heißen die beiden Partnerinnen, die auf Cuba am 23.12.2007 als erstes lesbisches Paar mit Unterstützung einer staatlichen Organisation ihre Hochzeit gefeiert haben.

Es ist nicht die erste – symbolische – Hochzeit eines lesbischen Paars, das Besondere aber ist, dass das Cubanische Staatliche Zentrum für Sexualerziehung (Cenesex) diesmal maßgeblich an der Realisierung mitgewirkt hat. So konnten die Trauungszeremonie und die anschließende Feier im Innenhof dieses Instituts stattfinden. Es waren etwa 60 Personen aus dem Freundeskreis, dazu StudentInnen der Kunsthochschule Cubas (ISA) und eine kleine Abordnung des staatlichen Instituts gekommen.

"Es war für uns logisch, dass wir unsere Türen dafür geöffnet haben, auch wenn dies eigentlich kein Veranstaltungsort ist – denn wo könnte man eine Erfahrung wie diese besser erleben?", so Norma Guillard, die Vizepräsidentin der Abteilung für sexuelle Vielfalt in der Cubanischen Gesellschaft, Interfakultative Studien der Sexualität (Socumes).
Norma ist seit drei Jahren gleichzeitig die Koordinatorin einer offenen Begegnungsstätte des Cenesex für lesbische und bisexuelle Frauen.
Die Öffnung des Zentrums ist für sie absolut angemessen für eine Institution die aufgeschlossen ist und den Vorurteilen gegenüber Homosexuellen den Kampf angesagt hat.

Eine Untersuchung hat zu Beginn dieses Jahrzehntes gezeigt, dass die soziale Ablehnung gegenüber lesbischen Frauen größer ist als gegenüber homo- oder bisexuellen Männern. Für die Frauen ist es viel schwieriger sich in der Familie oder im sozialen Umfeld zu outen, da ihnen die traditionellen Rollenbilder der Ehefrau (eines Mannes) und Mutter zugeschrieben werden.
Unverständnis gibt es gelegentlich sogar in der Gay-Szene selbst, da auch unter homosexuellen Männern der Machismo eine große Rolle spielt. So denken nicht wenige von ihnen, dass allein der Mann sein Leben gestalten kann, wie er es will – bei der Frau sei das eine andere Sache.
So stießen auch Mónica und Elizabeth auf manches Unverständnis.
Elizabeth wagte erst gar nicht, ihrer Familie von der Hochzeit zu erzählen, während die Mutter Mónicas den beiden zwar bei allen Vorbereitungen half, ihre Tochter aber nicht zu der Feier begleiten wollte. Das war für die junge Kunststudentin sehr schwer.

Ein Vorschlag für eine Gesetzesänderung wurde durch das Cenesex und die Vereinigung der Cubanischen Frauen (FMC) bereits angestoßen. Darin wird die Anerkennung bestehender homosexueller Partnerschaften angeregt, die Garantie gleicher Rechte für hetero- und homosexuelle Paare, die Möglichkeit der Adoption und, wenn es sich um Frauen handelt, der künstlichen Befruchtung.
Diese Gesetzesinitiative wurde 2007 bereits den höchsten Instanzen des Landes vorgelegt und sie könnte schon in diesem Jahr – 2008 – im Parlament behandelt werden. Wobei allerdings noch niemand vorhersagen kann, wie lange der Entscheidungsfindungsprozess bis zu einer Abstimmung dauern kann.
Daher hat das Cenesex auch von der Kommunistischen Partei die Orientierung erhalten, in der Bevölkerung vorbereitend tätig zu sein und dazu die Kommunikationsmedien zu nutzen.

Aldo Díaz, einer der Trauzeugen meint: "Eine Hochzeit wie diese müsste eine ganz normale Sache sein. Jede/r lebe nach seinem/ihrem Geschmack. Aber zur Zeit gehört noch großer Mut dazu."

Entnommen aus: Website der (span.) Solidaritätsbewegung mit Cuba: Cubasolidaridad
Übersetzt und bearbeitet: M. Schweinesbein


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CUBA LIBRE 1-2008