Cuba setzt auf erneuerbare Energien aus Wind, Wasser, Biogas und Sonne
Windparks gibt es auf Cuba erst seit kurzem und ihre Zahl soll weiter vergrößert werden. Das gilt auch für kleine und mittlere Wasserkraftanlagen, die bereits eine langjährige Tradition auf Cuba haben.
Das für die Energiewirtschaft zuständige Ministerium für Basisindustrie (MINBAS) intensiviert
die Nutzung von Biomasse zur Energieerzeugung sowie die Herstellung von Bioethanol als Treibstoff der Zukunft.
Daneben wird aber auch die Orientierung auf weitere erneuerbare Energien nicht aus den Augen verloren. Dies
betrifft den Ausbau von Wind- und Wasserkraftwerken sowie die Nutzung der intensiven Sonneneinstrahlung zur
Wärme- und Stromerzeugung. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft, Technologie und
Umwelt (CITMA) wird die Arbeit von 20 Forschungseinrichtungen und entsprechenden Projektträgern
koordiniert.
Windparks
So wurde vor einigen Jahren eine Versuchsanlage für Windkraft in Ciego de Avila auf der Insel Turiguanó
aufgebaut. Dort wurde die Einführung der Windkraftanlagen durch die Kooperation mit einem
französischen Geschäftspartner – Vergnet – der bereits Erfahrungen im Versuchsanlagen in
Neukaledonien und auf der Insel Guadeloupe einbringen konnte. In diesen Gebieten gibt es mit Cuba
vergleichbare Wind- und Klimaverhältnisse. Für Cuba wurden allerdings spezielle – umkippbare –
Türme konstruiert. Dadurch ist es möglich, diese bei einem sich nähernden Hurrikan umzulegen,
und sie weitgehend vor Beschädigungen zu schützen.
Auf der Isla de la Juventud, in Canarreos wurde im Frühjahr 2007 ein erster eigenständig arbeitender
Windpark in Betrieb genommen. Er verfügt über eine Kapazität von 1,65 MW und wurde zusammen mit
komplementären Dieselgeneratoren an das Stromnetz angeschlossen.
Im Aufbau befand sich 2007 auch ein Windpark in der Provinz Holguin – in Gibara. Dieser soll es durch sechs
Generatoren auf insgesamt 5,1 MW Kapazität bringen. Dort wurde unter Federführung der cubanischen
Akademie der Wissenschaften (Academia de Ciencias) ein neues Verfahren zum Schutz vor Sturmschäden
entwickelt: Die Rotorblätter werden ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit angehalten. Dann wird der
ganze Generatorkopf so gedreht, dass er dem Wind den geringsten möglichen Widerstand bietet. Dieses
Verfahren ist natürlich weniger aufwendig als das Umlegen der gesamten Türme.
In der Provinz Holguin ist für 2008 bereits der Bau des nächsten Windparks in Planung, der eine
vergleichbare Kapazität besitzen soll. Dabei kann Cuba bei der Beschaffung und Entwicklung neuester
Technologien inzwischen nicht nur auf französische Geschäftspartner zählen, sondern auch auf
spanische und indische. Mit Indien wurde 2007 ein Abkommen über die Zusammenarbeit in diesem Bereich aus
dem Jahr 1998 erneuert.
Grundwasserförderung und Zuckermühlen mit Windenergie
Neben den erst in jüngster Zeit errichteten Windparks zur Energiegewinnung werden aber nach wie vor auch
Windanlagen zur Förderung von Grundwasser betrieben. Diese werden meist für die Viehzucht und die
Landwirtschaft genutzt. Sie besitzen schon eine längere Tradition auf der Insel.
Schon 2004 wurden in diesem Bereich 6.685 Windanlagen betrieben- Durch ihren Betrieb wurde soviel Energie
gewonnen, dass dadurch 10.796 t Erdöl eingespart werden konnten. Die Planungen für 2008 sehen den
weiteren Bau zusätzlicher Windanlagen dieser Art vor. Für 670.000 Nutztiere soll die Wasserversorgung
auf diese Weise gesichert sein.
Eine ähnliche Anwendung der Windkraft wird durch den Einsatz von Windmühlen realisiert. So gibt es
allein in der Zuckerindustrie 270 solcher Windmühlen.
Wasserkraftanlagen
Da in Cuba aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten keine Flussläufe mit starken Gefällstrecken
und reißender Strömung vorhanden sind, ist der Bau von Großkraftwerken nicht sinnvoll. Man
konzentriert sich daher auf die Errichtung kleiner und mittlerer Wasserkraftwerke. Davon gab es im Jahr 2007
bereits 180 Anlagen, die eine Gesamtkapazität von 62 MW erreichten.
Die meisten dieser Wasserkraftanlagen – 149 Werke – liegen in schwer zugänglichen, abgelegenen Gebieten
und dienen zur Stromversorgung der jeweils umliegenden Gemeinden. So wird, hauptsächlich in den Provinzen
Granma und Guantánamo im Osten Cubas, dezentral Strom für etwa 35.000 Menschen zur Verfügung gestellt.
Die übrigen 31 Anlagen speisen den von ihnen produzierten Strom in das nationale Stromübertragungsnetz
SEN ein.
Vier zusätzliche Anlagen waren 2007 bereits in Bau und für die kommenden Jahre bis 2010 sind weitere
21 Wasserkraftanlagen in Vorbereitung. Die Gesamtkapazität soll Anfang des Jahres 2008 bei 70 MW liegen
und nach Abschluss aller Projekte 100 MW erreichen. Für die Zukunft sich nach Untersuchungen des
Ministeriums für Basisindustrie noch hohe Steigerungsraten – bis zu 552 MW – möglich. Das MINBAS
prüft beispielsweise am Stausee Granma die Bedingungen zur Errichtung von 11 neuen Klein-Wasserkraftanlagen.
Biogasanlagen
Cuba verfügt derzeit über 700 Biogasanlagen. Viele dieser Einrichtungen wurden in den 90er Jahren,
in den harten Jahren der "periodo especial" errichtet, um die Stromversorgung in den ländlichen
Gebieten aufrecht zu erhalten, nachdem durch den plötzlichen Ausfall nahezu aller vertraglich garantierten
Erdöllieferungen eine extreme Energieknappheit überwunden werden musste.
Damals führten die, zum Teil mit technologischer Unterstützung aus China errichteten, Biogasanlagen
zu einer spürbaren Entlastung im Energiesektor der bedrängten Volkswirtschaft. Viele dieser Anlagen
sind inzwischen jedoch stark überholungsbedürftig. So wurde in Jahr 2007 die Reparatur und
Modernisierung dieser Anlagen in Angriff genommen. Nach Abschluss der Überholungsarbeiten steht für
die nächsten Jahre auch ein zusätzlicher Ausbau der Biogasanwendung durch neue Einrichtungen auf dem
Programm. Beginnend mit dem Jahr 2008 sollen nach und nach 450 neue, zusätzliche Biogasanlagen errichtet
werden.
Solarenergie
Solaranlagen werden in Cuba bisher vor allem in abgelegenen Gegenden installiert, die nicht an das zentrale
Stromnetz angeschlossen sind. Vor allem die Versorgung von Schulen und Familienarztpraxen durch den Einsatz
von photovoltaischen Anlagen wrude in der Vergangenheit u.a. auch von verschiedenen Solidaritätsorganisationen
mit Cuba aktiv unterstützt. Bisher wurden 8.111 Solaranlagen auf der Basis photovoltaischer Systeme
errichtet, die eine Gesamtleistung von 2,57 Megawatt peak (MWp) erbringen.
Auf Grund der natürlichen Gegebenheiten ist die Nutzung von Solarenergie für Cuba von großer
Bedeutung und bietet große Energieressourcen, die es anzuzapfen gilt. Auf der Insel gibt es noch 120.000
Gebäude, die keinen Stromanschluss haben und für deren Stromversorgung künftig Solarstrom
genutzt werden soll. Cubanischen Planungen zufolge soll damit die Gesamtleistung aller Solaranlagen auf bis zu
10 MWp steigen.
Im Rahmen dieses Projekts wurde 2007 durch das cubanische Unternehmen Copextel mit der Installation von
Solar-Paneelen in Cayo Potrero und Punta Francés auf der Isla de la Juventud begonnen. Auch wurden
verschiedene Einrichtungen der Fischwirtschaft, die sich auf dieser Insel befinden, mit Solaranlagen
ausgerüstet.
Cubanische Institutionen, die sich aktiv an dem umfassenden Solarprogramm beteiligen, sind unter anderem
Cubaenergía, Cubasolar, genSolar, Ecosol Solar, Centro de Investigaciones de la Energía Solar (CIES) sowie das
Instituto Nacional de Recursos Hidráulicos (INRH). Hergestellt werden photovoltaische Paneele
ausschließlich in Cuba selbst. Spezialisiert hat sich das Unternehmen Ecosol Solar am Standort Pinar
del Río, das der Holding Copextel S.A. unterstellt ist.
Die dort gefertigten Paneele werden gegenwärtig auch nach Venezeuela geliefert. Mit cubanischer
Unterstützung wird aber auch in Venezuela bereits eine eigene Produktionsstätte für
photovoltaische Paneele aufgebaut und venezolanische Solartechniker werden in Cuba ausgebildet.
MS (Quellen: Granma, Handelsblatt)
CUBA LIBRE 1-2008