Die griechisch-cubanische Freundschaftsgesellschaft lud ein nach Thessaloniki:

Europakonferenz der Cuba-Solidarität

Solidarischer Erfahrungsaustausch, Diskussionen über Aktionsformen, die europäische José-Martí-Brigade und natürlich die aktuellen politischen Entwicklungen standen im Mittelpunkt des zweitägigen Treffens

Sehr herzlich waren die angereisten Delegierten bereits am Vorabend im Hotel „Rotonda“, wo die meisten untergebracht waren, begrüßt worden. Dabei ergaben sich ganz zwanglos erste Kontakte untereinander und auch zu den ICAP-RepräsentantInnen. Am Samstag, den 13. Oktober, wurden die VertreterInnen aus Albanien, Belgien, der BRD, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, der Schweiz, der Türkei, der Tschechischen Republik, der Ukraine und Zypern auch ganz offiziell von verschiedenen Vertretern des politischen Lebens in Griechenland, und speziell der Hafenstadt Thessaloniki begrüßt.

In verschiedenen Redebeiträgen wurde betont, dass sich viele BürgerInnen Griechenland seit dem Fall der griechischen Diktatur im Jahre 1974 für Gerechtigkeit und Solidarität unter den Völkern der Welt einsetzen und daher gerade dem Kampf des cubanischen Volkes gegen die Blockade und für die Verwirklichung der Menschenrechte mit großer Sympathie verfolgen und nach ihren Kräften auch unterstützen. Cuba ist Orientierungspunkt für fortschrittliche Länder in aller Welt, dieser Gedanke wurde mehrfach aufgegriffen und von verschiedenen RednerInnen betont.

Ricardo Rodríguez, Vizepräsident des cubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), erinnerte an die Zerschlagung der demokratischen Salvador Allende Regierung im September 1973 in Chile. Er führte aus, dass sich die Ungerechtigkeit der gegenwärtigen Weltordnung immer krasser zeigt und dass Cuba dagegen genauso kämpft wie gegen die Blockade.

Im Mittelpunkt der cubanischen Delegation stand auch die Ärztin Aleida Guevara, Tochter des unvergessenen Che Guevara. Sie nahm Stellung zu den Ereignissen des 11. September und erläuterte, dass ein solcher Terroranschlag auch vom cubanischen Volk auf das Schärfste verurteilt wird. Gerade dadurch, dass Cuba selbst oft genug Ziel von terroristischen Aktivitäten (ausgehend meist allerdings vom Boden der USA) wurde, lehnt es den Terror, von wem auch immer er ausgeübt wird, entschieden ab. Aleida erinnerte an die vielen Opfer des ungesühnten Flugzeugattentats von Barbados, dem auch die gesamte cubanische Fechtmannschaft zum Opfer fiel, eine Wunde, die in den cubanischen Herzen immer noch blutet.

Die weiteren Beiträge waren waren vor allem dem intensiven Erfahrungsaustausch der hier versammelten Freunde und Freundinnen Cubas gewidmet. Beispiel für eine sich ausweitende politische Kampagne ist der Aufruf zum Bacardí Boykott, der in verschiedenen Ländern bereits aktiv und phantasievoll verbreitet wird. Eine Entwicklung einer ebenfalls länderübergreifenden Solidaritätskampagne für die Freilassung der 5 in den USA inhaftierten cubanischen Bürger, die unter großem persönlichen Einsatz versucht hatten, Terroraktivitäten aus Miami zu vereiteln, wurde angeregt.

Als eine europaweit breit unterstützte Aktion wurde auch die Prodi-Initiative mit ihrer Forderung nach Aufnahme normaler Handelsbeziehungen zu Cuba seitens der Europäischen Union als sehr wichtig eingeschätzt. Sie sollte nach Meinung der Anwesenden mit einer baldigen Übergabe der Unterschriften stringent zu Ende geführt werden.

Um zu einer noch intensiveren Zusammenarbeit – über die europäischen Grenzen hinweg – zu kommen, wurden von verschiedenen Seiten Anregungen zu einer europäischen Koordination in die Debatte gebracht und auch lebhaft diskutiert. Dieses Thema wird sicher noch bei künftigen Treffen der Cuba-Solidaritätsbewegung in Europa weiter bearbeitet werden.

Aus technischen Gründen wurden keine Arbeitsgruppen gebildet, sondern die vorab festgelegten Themen nacheinander im Plenum behandelt: 1. Der Kampf gegen die Blockade (Samsat) und 2. Solidaritätsarbeit (Sonntag).

Elió Gamez, zuständig für den europäischen Bereich des ICAP, gab einen kleinen Überblick über die Vielfältigkeit der Möglichkeiten, von den politischen Solidaritätskampagnen, dem kulturellen Austausch durch Vortragsreisen oder Musikgruppen über die Spendensammlungen bis hin zu den Solidaritäts-Brigaden.

Gerade zu dem letzten Thema kamen eine Reihe von Redebeiträgen. Elió hatte nämlich Schwierigkeiten auf der letzten José-Martí-Brigade bestätigt, die durch Überfüllung, Dolmetscher- und sanitäre Probleme verursacht waren. Eine der Maßnahmen zu einer Verbesserung des Brigadelebens war die Reduzierung von 3 auf 2 Wochen Brigadeaufenthalt. Hierzu kam jedoch Unverständnis aus den Reihen der Delegierten und viele sprachen sich für eine Beibehaltung des bisherigen zeitlichen Umfangs aus, vor allem da der Charakter der Arbeitsbrigade sonst mehr touristischen Touch bekommen würde. Diesen Argumenten konnte sich Elió nicht verschließen und so wurden die 3 Brigadewochen zum Schluss der Debatte von ihm auch für die Zukunft zugesagt.

Ein Teilnehmerlimit wird es geben, um künftig Überfüllungen auszuschließen – so erfreulich das zunehmende Interesse an der Brigade auch ist – und dies bedeutet auch zahlenmäßige Limits für die einzelnen Länder. Für die gesamte BRD wurde eine TeilnehmerInnenzahl von maximal 15 benannt, sie erhält damit eines der größeren Kontingente. Dies bedeutet natürlich, dass es künftig wichtig ist, sich frühzeitig für die Brigade anzumelden, um einen der begehrten Plätze zu erhalten.

Eine Lösung der Übersetzungsprobleme soll in Cuba versucht werden. Gleichzeitig wurden aber von verschiedenen Delegierten Argumente gebracht, dass der Nutzen wenigstens geringfügiger Sprachkenntnisse den BrigadistInnen schon bei ihrer Anmeldung vermittelt werden kann und muss.

Hingewiesen wurde auf eine neue Form zur direkten Informationsweitergabe aus Cuba. Das ICAP – das noch nicht über eine eigene Website verfügt – gibt seine Infos an die schwedische Website und von da aus stehen sie allen Organisationen zur Verfügung.

Für Aktionen und zur Schwerpunktsetzung für die nächsten Monate wurden noch einige Daten verbreitet:

Im Juni 2002 ist der 100. Geburtstag von Nicolas Guillén.

Die Durchführung des nächsten Welttreffens der Cubasolidarität im November 2002 muss noch bestätigt werden. Vom 27.-29. Januar 2003 findet zu José Mart´s 150 Geburtstag eine spezielle Konferenz in seinem humanistischen Geist statt: "World Equilibrum". - Da das Gleichgewicht in der Welt zur Zeit schwer gestört ist.

Zum Abschluss verwunderte es nicht, dass nach den ausführlichen und immer solidarischen Diskussionen, die in einem aufgeschlossenen Arbeitsklima geführt wurden, einstimmig die hier dokumentierte Erklärung und das Aktionsprogramm verabschiedet wurden.

Marianne Schweinesbein


Abschlusserklärung des Euro-Solidaritäts-Treffens vom 13.-14. Oktober in Thessaloniki, Griechenland


Wir, 91 Teilnehmer aus 20 europäischen Ländern, Vertreter verschiedener Freundschaftsorganisationen mit Kuba, haben uns am 13. und 14. Oktober 2001 in Thessaloniki, Griechenland, in einem extrem schwierigen Augenblick für die Menschheit versammelt.

Wir lehnen den Terrorismus, wo immer er auftritt, in jeder Hinsicht ab, wie es auch Kuba schon auf dem letzten Iberoamerikanischen Gipfeltreffen in Panama im November 2000 erklärt hat.

Wir lehnen ebenfalls den Staatsterrorismus und jeden kriegerischen Akt ab, wie schwere Bombardements, Interventionen und Invasionen. Kuba ist kein terroristischer Staat, im Gegenteil, es ist seit 42 Jahren ständiges Opfer einer kriminellen Blockade, von Terrorakten, Sabotagen und Attentaten, die das Leben von mehr als 3.000 seiner Kinder gekostet hat. Zurzeit sind 5 kubanische Patrioten ungerechtfertigter weise in Gefängnissen der Vereinigten Staaten, weil sie für die Vermeidung von Terrorakten gegen Kuba gearbeitet haben.

Im Gegenteil, die Vereinigten Staaten treten die Charta der Vereinten Nationen und das internationale Recht mit Füßen und ignorieren den schon siebenmal vorgebrachten Antrag der Vollversammlung der UNO, der fordert, diese Terrorakte, wie auch die Blockade gegen Kuba einzustellen.

Wir beklagen die Opfer jeder Art von Terrorismus, des Staatsterrorismus und desjenigen im Auftrag der internationalen Wirtschaft, der seit vielen Jahren immer alles beherrschender wird.

Wir bekräftigen unsere Unterstützung und Solidarität mit dem Kampf des kubanischen Volkes und dem aller Völker der Welt, für ihre Unabhängigkeit, die nationale Souveränität und ein Leben in Würde. Wir bekräftigen unsere Unterstützung des Rechtes aller Völker auf den eigenen, selbstgewählten Weg der Entwicklung.

Wir rufen die europäischen Regierungen zu fairen Verhandlungen mit Kuba auf, ohne irgendwelche Vorbedingungen. Wir rufen die Europäische Union dazu auf, ihre Haltung gegenüber Kuba zu ändern und sich an das Protokoll für die Zusammenarbeit zu halten, wie bei allen übrigen lateinamerikanischen Ländern.

Wir rufen die Einwohner Europas dazu auf, Kuba zu unterstützen, sich mit ihm zu solidarisieren, zu einer Mobilisierung mit allen Mitteln innerhalb ihrer Region und den ihnen möglichen Formen, um noch einmal mehr zu demonstrieren, dass Kuba nicht allein ist.

Wir versprechen, uns alle erneut zu der nächsten Solidaritätskonferenz aller Länder des europäischen Kontinents mit Kuba in Wien zu treffen.

Allgemeine Übereinkunft / Aktionsplan

1. Koordination zahlreicher verschiedener gemeinsamer Aktionen gegen die Blockade.

2. Kampf für die Zurückweisung jeder Art von Terrorismus und für die Befreiung der 5 kubanischen Patrioten, die ungerechtfertigterweise in den Vereinigten Staaten gefangen gehalten werden.

3. Kampf gegen Desinformation und für die Verbreitung der Wahrheit über Kuba in ganz Europa, unter Verwendung sowohl der bereits existierenden web-sites als auch einer noch einzurichtenden für ganz Europa.

4. Die Übergabe der gesamten Unterschriftenlisten mit der Forderung nach einer fairen Behandlung Kubas durch die europäische Union, ohne Bedingungen.

5. Einflussnahme auf die europäischen Parlamentsabgeordneten in unseren Ländern, für die Ablehnung der Blockade gegen Kuba zu stimmen.

6. Information der europäischen Öffentlichkeit über das Unternehmen Bacardí, das u.a. den Helms-Burton-Akt gegen Kuba unterstützt.

7. Unterstützung des Medi-Cuba-Projektes mit dem Ziel, Geld und Rohstoffe für die Produktion von Medikamenten in Kuba.

8. Verstärkte Bemühungen um mehr Mitglieder in der Solidaritätsbewegung mit Kuba, weil jede ehrliche Person guten Willens aufgenommen werden sollte.

9. Verstärkte Anstrengungen dafür, die Zusammenarbeit und Koordination zwischen allen Solidaritätsorganisationen mit Kuba auf dem europäischen Kontinent auf den höchsten möglichen Stand zu bringen, wobei der Verein des jeweiligen Gastgeberlandes dem nächsten Treffen als Zentrum dient.

CUBA LIBRE
Übersetzung: Dirk Brüning

CUBA LIBRE 1-2002