Velbert Umland

"Originalton Miami" auf dem Lande

Velbert, das klingt nach viel Natur, und wirklich, das Städtchen liegt idyllisch inmitten von Wäldern irgendwo zwischen Wuppertal, Essen und Düsseldorf.

Genau hierhin verschlug es den kolumbianischen Journalisten Hernando Calvo Ospina, um sein Buch vorzustellen.

Der Veranstaltungssaal im Parkrestaurant Flora beeindruckte durch seine Größe und die zwei langen Tischreihen mit jeweils an die 25 Plätze. Bei unserer Ankunft, eine gute halbe Stunde vor der Zeit, warfen wir skeptische Blicke in den leeren Saal und über die langen Tischreihen. Als schließlich mit den Worten: "Wir können anfangen, der Saal ist voll", zur Veranstaltung gerufen wurde, hielten wir dies zunächst für einen Scherz. Durch die Erfahrungen, die wir in größeren Städten gemacht hatten, schien es uns nahezu phantastisch in Velbert Umland soviel Leute mobilisieren zu können. Aber Hartmut Meinert, dem Ansprechpartner dieser Regionalgruppe, war es gelungen.

An die fünfzig Leute hörten Hernando Calvo Ospina zu, als er über die Entstehungsgeschichte seines Buches sprach. Er definierte sich als parteiischen Journalisten. Er glaube nicht an politische Neutralität, wohl aber an Objektivität.

Er schilderte die Beweggründe über Cuba parteiisch zu berichten und stellte in drastischen Worten die Situation Cubas nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Länder des Ostens dar.

Trotz allem meinte er, selbst zu der schlimmen Zeit 1992, 1993, als die Katzen aus Havanna verschwunden waren (weil die Leute sie aufgegessen hatten) sei es ihnen dort immer noch besser gegangen, als den Menschen in seiner Heimat Kolumbien. So ernst das Thema auch war, als typischer Lateinamerikaner der Karibik, konnte er dem ganzen auch komische Aspekte abgewinnen und seine Zuhörer zum Schmunzeln bringen.

Aber immer war in seinen Worten die Sympathie und die Bewunderung des Lateinamerikaners einem Land gegenüber zu verspüren, das mit all seine Widersprüchen (von denen er eine Menge aufzählte) für die Würde eines ganzen Kontinents steht.

Er versuchte seinen Zuhörern das Wunder zu verdeutlichen, welches Cuba nach dem Zusammenbruch des Ostens vollbracht hat. Dass sich Cuba unter den verschärften Blockadebedingungen von diesem Schock wieder erholt hat, ist für ihn ganz klar eines der Wunder dieser Welt.

Die Veranstaltung muss die Leute überzeugt haben. Zwischen Ende des Vortrags und Beginn der Diskussion wurden 19 Bücher "Originalton Miami" verkauft und fast 450 DM gespendet. Daran aber hatten sicher auch die einladenden Worte von Hartmut Meinert ihren Anteil.

CUBA LIBRE


CUBA LIBRE 1-2002