100 fragen + antworten

Was Sie schon immer über Cuba wissen wollten ...

Wer von einer Cuba-Reise zurückkehrt und auch wer sich schon länger mit dem Land beschäftigt, hat viele Fragen. Zahlreiche Informationen und Fakten bietet ein kleines Büchlein aus Cuba von Carmen R. Alfonso Hernández, das auf 100 oft gestellte Fragen eine Sammlung von aufschlussreichen Antworten präsentiert. Die Cuba Libre wird nach und nach Teile daraus veröffentlichen, weil wir meinen, das es auch für unsere LeserInnen viel Interessantes beinhaltet.

Prolog zur 8. Auflage, 1999


Dass die Cubanische Revolution ihren vierzigsten Jahrestag erleben würde, konnte manche verwundern, aber nicht uns, die wir hier leben. Wir wissen warum und wie es gewesen ist. Wir sind privilegierte Akteure eines in der Menschheit nicht wiederholbaren Epos. Ein heroischer David, permanent konfrontierte von einem mächtigen Goliath, der darauf beharrt, uns zu zerstören.

Cuba lebt, liebt und leidet und lacht. Die Kinder besuchen weiterhin ihre Schulen mit dem Pioniertuch um den Hals, die Frauen lächeln, während sie in den wissenschaftlichen Zentren oder auf dem Feld arbeiten, die Jugendlichen unterstützen die Wirtschaft und die Verteidigung mit der Vitalität und Stärke, die ihnen eigen sind, die Älteren werden immer zahlreicher, weswegen sie eine hohe Beachtung durch den Rest der Gesellschaft erfahren.

Vier Jahrzehnte des Widerstands gegen einen ökonomischen, politischen, bakteriologischen, absolut ungerechten, bestialischen und kriminellen Krieg sind vergangen. Die Blockade, die die nordamerikanischen Behörden gegen das cubanische Volk verhängt haben und die sie durch verschiedene Gesetzgebungen zu internationalisieren versuchen, erschwert unsere Versorgungssituation und verlangsamt die graduelle Erholung. Aber man kann dadurch weder unsere Würde beeinträchtigen, noch dem Mut, der in unsere Wurzeln eingeprägt ist. Man kann die vielfältige und tiefgreifende Unterstützung des Volkes für eine sozialistische Revolution nicht verletzen, die uns einen heroischen Eintrag in der Geschichte Amerikas gebracht hat.

In dieser neuen Auflage von "100 Fragen und Antworten über Cuba" wollen wir Ihnen schildern, wie das cubanische Volk lebt, seine Geschichte und seine Kultur. Wir werden einige der Transformationen erläutern, die unternommen wurden, um die Wirtschaftskrise, die die Völker betrifft, abzumildern und die uns einen langen und beständigen Marsch auf dem Weg der Erholung ermöglicht haben.

Durch die Seiten dieses Buches werden Sie die Gründe verstehen durch die wir einfach unüberwindabr sind. Wir haben die Aufgabe und das Recht die Hoffnung der Elenden aufrecht zu erhalten.

1. Wie ist Cuba?

Im karibischen Meer, an der Zufahrt zum Golf von Mexico gelegen, umfasst die Republik Cuba eine ausgedehnte Inselgruppe, die gebildet wird aus der Insel Cuba, der Insel der Jugend und etwa eintausendsechshundert kleineren Inseln und Riffs mit einer Fläche von 110.922 Quadratkilometern.

Auf Grund ihrer bevorzugten Lage zwischen den beiden Amerikas wurde sie der Schlüssel zum Golf genannt. Ihre geografischen Grenzen sind die Meerenge von Florida und der Kanal der Bahamas im Norden, das Karibische Meer und Jamaika im Süden, die Meerenge von Yucatán im Westen und die Republik Haiti – abgetrennt durch die Meerenge der Winde – im Osten.

Die Insel Cuba ist mit einer Länge von 1.250 km und einer Breite, die zwischen 191 m und 31 km liegt, die größte der Antilleninseln. Langgestreckt und schmal befinden sich an ihren Küsten Buchten und Lagunen sowie Kaps, Landzungen und Halbinseln. Jedoch lässt ihre Gestalt die Existenz großer, wasserreicher Flüsse nicht zu. Die Strände sind einladend und schön, sandbedeckt oder gebildet aus schroffen Steilküsten, wo sich die Wellen in kraftvoller Bewegung brechen. Einige Gebirgsketten von geringer Höhe ziehen sich durch verschiedene Teile des Landes. Die Pflanzenwelt der Insel ist vielfältig und ihre Tierwelt reichhaltig.

Unter Berücksichtigung von Zielen der Politik und Verwaltung ist die Republik Cuba seit 1977 organisatorisch aufgeteilt in 14 Provinzen und 169 Gemeinden, darunter die besondere Gemeinde der Insel der Jugend. Die Provinzen heißen – von Westen nach Osten – Pinar del Río, La Habana (Landkreis), Ciudad de La Habana, (Stadtgebiet), Mantanzas, Villa Clara, Cienfuegos, Sancti Spíritu, Ciego de Avila, Camagüey, Las Tunas, Holguín, Granma, Santiago de Cuba und Gunatánamo.

Die offizielle Sprache ist Spanisch, die Nationalität cubanisch und die Staatssymbole die Fahne mit dem Stern der Solidarität, die Hymne von Bayamo und das Wappen mit der Königspalme.

Seit der Annahme der gültigen Verfassung, die 1976 durch 97,7% der Bevölkerung über 16 Jahre bestätigt wurde, ist die Republik Cuba ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern und der übrigen manuell und intellektuell Arbeitenden.

2. Wie ist das Klima in Cuba?

Das cubanische Klima ist tropisch feucht mit einer mittleren Jahrestemperatur von 24°C, bei 27°C im Sommer und 21°C im Winter.

Cuba erstreckt sich über einer tropische Randzone zwischen 74°7'52'' und 84°57'54'' westlicher Länge sowie 19°49'36'' und 23°17'9'' nördlicher Breite, sehr nahe am Wendekreis des Krebses. Unter den Sternbildern unter denen Cuba liegt, befinden sich die wüstenhaftesten Regionen der Welt, wie die Sahara und die arabische Halbinsel. Stärker beeinflussen außerdem die Cuba umgebenden Meeresströme das Klima, weil der größte Teil seines Territoriums eine lange und schmale Insel bildet.

Über die Insel wehen Passatwinde, die im Allgemeinen Regen bringen; doch dies hängt ab von der Ausbreitung des nordatlantischen Antizyklons, der bekannt ist als der Diktator des cubanischen Wetters. Andere, weniger starke Winde, die auch tagsüber vom Meer auf das Land hin wehen, bilden die Meeresbrisen, die auf Grund der landschaftlichen Beschaffenheit in Cuba praktisch überall hin kommen.

Die Verteilung der Niederschläge im Verlaufe eines Jahres ist bezeichnend für die bestehenden zwei Jahreszeiten: Die Trockenzeit und die Regenzeit. Die erste erstreckt sich vom November bis zum April und die letztere von Mai bis Oktober. Natürlich verhält es sich mit den Niederschlägen nicht in jedem Jahr gleich. Der Durchschnitt liegt bei 1.370 mm jährlich und die relative Luftfeuchtigkeit liegt bei 80%.

Es gibt Zonen, die die mittlere Jahrestemperatur übertreffen, sie Trinidad, Sancti Spíritus, Florida (Provinz Camagüey) und der Südosten dieser Provinz, sowie Manzanillo, das Mündungsgebiet des Rio Cauto, die Nordküste der Ostprovinzen, das Küstenband von Santiago de Cuba bis nach Guantánamo sowie die Insel der Jugend.

Durchschnittlich niedrigere Temperaturen als der Mittelwert weisen die Zonen im Landesinneren auf, Pinar del Rio, La Habana und Mantanzas, auf das Gebiet, das zwischen den Höhen Trinidads und Sancti Spíritus liegt, bis hin zum Norden. Ebenso das Binnenland von Santiago de Cuba, Holguín und Gunatánamo. Dezember, Januar und Februar sind die kältesten Monate und die heißesten sind Juli und August.

3. Wie ist die Pflanzenwelt Cubas beschaffen?

Auf dem cubanischen Boden wächst eine vielfältige und reiche Pflanzenwelt, die mehr als 8.000 Arten umfasst. Herausragend und typisch für die cubanische Landschaft sind die Königspalme und das Zuckerrohr.

Infolge der landwirtschaftlichen Vielfalt sind die Anbauflächen heute sehr ausgedehnt: es gibt Zitrusfrüchte, Bananen und Ananas; Getreidearten und Hülsenfrüchte, besonders Reis; Gemüse und Wurzelfrüchte, vor allem die Tomate bei den ersteren sowie die Kartoffel bei den letzteren sind zu nennen.

Eine der bekanntesten ursprünglichen Pflanzenarten ist der Tabak, der zur Herstellung von Havanna-Zigarren verwendet wird. Die Anbaugebiete um Vueltabajo, in der Provinz Pinar del Rio, haben für die Qualität ihrer Tabakblätter internationale Anerkennung gefunden.

Die cubanischen Holzarten – darunter Ácana, Mahagoni, Cubajaní, Ebenholz, Juquí... - haben sich traditionell durch hervorragende Qualität ausgezeichnet. Das uneingeschränkte und systematische Fällen der Wälder hatte zur Folge, dass die Aufforstung seit dem Sieg der Revolution eines der vorrangigen Ziele ist. Während zur Zeit der Eroberung schätzungsweise 60% des Territoriums bewaldet waren, waren es in der Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch 13%.

Eine neue Analyse zeigte in den 80er Jahren, dass es notwendig war, die Anstrengungen für die Aufforstung der Berge mit Naturholz- und Obstbäumen zu verstärken. Der Manatí-Aufforstungsplan – benannt nach der Gemeinde, in der er erprobt worden war – wurde auf den Weg gebracht und seit damals wurden mehr als 3 Milliarden Setzlinge gepflanzt. Unglücklicherweise überlebte davon nur die Hälfte, aufgrund einer schlechten Qualität bei einigen Arten, dadurch dass in der Baumschule selbst keine angepasste Technik angewandt wurde und das Hauptaugenmerk auf das Setzen und nicht auf die forstwirtschaftliche Betreuung gerichtet war.

Auch der Mangel an Brennstoffen und anderen Ressourcen, der mit der 'periodo especial' auftrat, führte zu unkontrolliertem Fällen der Wälder, den entgegengewirkt wird, indem der Bevölkerung Alternativen geboten werden.

Ein Versuch, welcher 1995 mit dem so genannten Plan der Forsthöfe begonnen wurde, durch den Familien Waldflächen zur Hege und Pflege übergeben wurden, weist positive Ergebnisse auf. Gegenwärtig besitzt die größte Antilleninsel etwa 2 Millionen Hektar Baumbestand und unterstützt ein Programm zur nachhaltigen Forstentwicklung, das bis ins Jahr 2015 reicht. Dann soll diese Fläche auf 2,5 Millionen Hektar angewachsen sein, wodurch 27% des cubanischen Bodens von Bäumen bestanden wäre – eine wichtige Größe in der gegenwärtig so geschädigten Welt.

Mehr als 1.500 Forstingenieure haben während der letzten dreißig Jahre ihren Universitätsabschluss erreicht und alles in allem arbeiten gegenwärtig etwa 40.000 Beschäftigte für den Nutzen der cubanischen Wälder in dem Bemühen, das Land zu begrünen.

Die charakteristische Blume Cubas ist die Mariposa – Hedyehius coronarium – die an den Ufern der Flüsse zu finden ist. Ihre Blütenblätter sind weiß, von bewundernswerter Zartheit.

In systematischer Weise verpflichtet sich Cuba, seine Umwelt zu schützen, trotz all der Zwänge, die die Entwicklung fordert und unter den Wechselfällen, verursacht durch die gegenwärtige ökonomische Krise. Ein Beispiel um dies aufzuzeigen: Cuba war das erste Land der Antillen, welches – sofort nach Durchführung des Umweltgipfels in Rio de Janeiro – in seine Verfassung das Recht auf eine unversehrte Umwelt aufgenommen hat.

Obwohl fünf Jahre später die Erfüllung der 1992 verabschiedeten Beschlüsse nicht absehbar war, legte Cuba seinem Parlament ein neues Umweltgesetz vor, welches einen breit angelegten Rahmenplan für seine Umweltziele beinhaltete.

Bald darauf – Mitte 1998 – wurde das Forstgesetz verabschiedet und danach wiederum werden die Gesetze zur territorialen Anordnung und zur Bodennutzung diskutiert und analysiert. Dies charakterisiert eine Kultur des Erhaltens, die den Umweltschutz für die cubanische Inselgruppe ernst nimmt.

CUBA LIBRE
(Übers. a.d. Span. M. Schweinesbein)

CUBA LIBRE 4-2001