Wie in der Cuba Libre Nr. 3/2001 bereits kurz gemeldet, starb der berühmte cubanische Fotograf Korda am 25. Mai 2001 in Paris. Alberto Diaz Gutiérrez – so sein bürgerlicher Name – wurde am 14. Sept. 1928 in Havanna geboren.
Er war einer der Pioniere der neuen Fotografie Cubas und schon in den 50er Jahren der bekannteste Fotograf der Insel. Er schaffte für seine Epoche revolutionäre Fotos in der Welt der Mode. Kennzeichnend für diese Werke war seine besondere Vorliebe für natürliches Licht. Auch als Fachmann für Unterwasserfotografie macht er sich einen Namen.
Schon zu Zeiten des Diktators Batista im Untergrund aktiv, wechselte er nach dem Sieg der Revolution sein Tätigkeitsfeld. Von der Modewelt ging er zur Publizistik über und veröffentlichte in der Zeitung 'Revolución'. Gleichzeitig wurde er persönlicher Fotograf von Fidel Castro, an dessen Seite er 10 Jahre die öffentliche und private Seite des Comandante en Jefe dokumentierte. Er begleitete Fidel auf seinen zahlreichen Reisen durch die ganze Welt und genoss das Recht, jederzeit auf den Auslöser drücken zu dürfen. Sein Anspruch war, weniger den Staatsmann als den Menschen Fidel u zeigen.
Die legendäre Fotografie von Che Guevara, die später Weltruhm erlangen sollte, wurde von Korda 1960 aufgenommen, als der Che anlässlich einer Beerdigung ein schwarzes Barett mit einem Stern trug. Seit Beginn der Fotografie hat kein anderes Foto eine so große Verbreitung gefunden. Denn dieses Porträt war und ist Symbol für eine der großen Mythen der jüngeren Zeitgeschichte:
Che Guevara, Freiheitskämpfer, Revolutionär, der 1967 von seinen Feinden in Bolivien ermordet wurde. Für mehr als eine Generation in Europa, in Lateinamerika, aber auch in Nordamerika war er Held und Vorbild im Kampf um eine bessere, eine sozialistische Welt, der seinen Idealen bis zum Tod treu blieb.
Dabei war es eigentlich nur ein Zufall, dass dieses Foto dank einer großzügigen Geste Kordas um die Welt gehen konnte. Korda selbst erzählte die Geschichte in München als in seiner Anwesenheit eine Ausstellung seiner Fotos eröffnet wurde.
Er war Ende der 60er Jahre nach Italien gereist und lernte in Mailand den Verleger Giangiacomo kennen, der 1968 zeitgleich mit dem Tricont-Verlag in München das "Bolivianische Tagebuch" von Che Guevara herausgebracht hatte. Spontan schenkte Korda dem Verleger das Che-Foto, der dann für dessen Verbreitung sorgte. Nach Feltrinellis geheimnisumwitterten Tod 1972 wurde Kordas Foto Allgemeingut. Auf Postern, Transparenten, T-Shirts, Tassen etc. war der Che als Ikone der Linken allgegenwärtig. Korda als überzeugter cubanischer Revolutionär und Kommunist war stolz darauf, dass sein Foto zum Ausdruck der weltweiten Verehrung des Che geworden war. Nie hatte er daran irgendeinen finanziellen Anteil. Wie er uns in München sagte, ist ein Geschenk eben ein Geschenk! Als jedoch im vergangenen Jahr eine britische Werbeagentur seine Bildvorlage für eine Wodka-Werbung missbrauchte, setzte er sich zur Wehr und erstritt rund 110,000 DM Schadensersatz. Das Geld spendete er zum Ankauf von Medikamenten für Cubas Kinder.
Nie werde ich meine persönliche Begegnung mit ihm vergessen. Die Eröffnung seiner Fotoausstellung im Kunstforum Arabellapark war brechend voll. Noch nie hatte eine Veranstaltung der Gruppe München eine derartige Resonanz gefunden. Alt-68er, Jugendliche, Gesinnungsgenossen, die schon seit Jahren auf keiner politischen Veranstaltung gesichtet worden waren, sie alle kamen, um den Mann zu erleben, dem wir das legendäre Che-Bild verdanken. Ich besaß eine Swatch-Uhr mit dem Abbild des Che auf dem Ziffernblatt und der cubanischen Fahne auf dem Armband.
Lange zögerte ich, ob ich ihm diese Uhr als Geschenk anbieten könne, denn ich habe, offen gestanden, einige Vorbehalte gegen solche "Devotionalien". Dann traute ich mich doch und überreichte ihm die Uhr als Erinnerung an die Münchner Gruppe der Freundschaftsgesellschaft. Er freute sich ungeheuer und umarmte mich herzlich. Später überreichte er mir mit cubanischer Grandezza einen handsignierten Abzug seines Fotos.
Sein charmantes. Liebenswürdiges Wesen, gepaart mit dem berechtigten Stolz auf sein Können und sein Werk werden allen, die ihn kennenlernen durften, in bester Erinnerung bleiben. Sein Tod während einer Ausstellungseröffnung in Paris beendete ein reiches Leben als Künstler und Revolutionär. Leiden und Siechtum blieben ihm erspart.
Inge Knoeckel
FG BRD-Kuba, Gruppe München
CUBA LIBRE 4-2001