Wer an dieser Stelle ein überraschendes Bekenntnis grüner Realos für das sozialistische Kuba erwartet hätte, muss enttäuscht werden.
In der folgenden Kurzrezension geht es viel mehr um die Biografie eines "überragenden" Menschen: des deutschen Botanikers Johannes Bisse, der viele Jahre seines Lebens in Kuba lebte und lehrte und auf Grund einer Sehbehinderung viel zu früh bei einem Unfall starb.
Mit der Biografie des in Cottbus geborenen und 1984 in Kuba verunglückten Johannes Bisse, legt die ehemalige ADN-Mitarbeiterin Edda Käding ein nicht nur für Ostdeutsche lesenswertes Buch vor. Sie beschreibt in ihm die Entwicklung des Botanikers und Kommunisten, der nach 1966 nach Kuba ging und dort in seinem Fachgebiet, außerordentliche solidarische und qualifizierte Hilfe bot.
Zu seinen Leistungen zählen zuallererst die Mitbegründung des Botanischen Gartens und die Ausbildung von 15 Jahrgängen von kubanischen Botanikern, die nunmehr an allen wichtigen Stellen des Landes wirken.
Bisse, ein moderner Humboldt, hinterließ in der Fachwelt bleibende Spuren. Anderthalb Jahrzehnte nach seinem Tode hat Edda Käding die Biografie dieses international geachteten ostdeutschen Wissenschaftlers recherchiert. Ihre Darstellung rückt nicht nur Bisses Arbeit in das Blickfeld, sondern auch die enge Kooperation zwischen der DDR und Kuba, die 1990 jäh endete. Daher ist dieses Buch nicht nur für Botaniker von Belang, sonder auch für die Freunde Kubas.
Mir, einem "Wessi" hat dieses Buch die Aspekte der wirklich partnerschaftlichen bilateralen Beziehungen zwischen Kuba und der DDR näher gebracht und ein Stück weit gezeigt, wie bedeutsam die kubanische Botanik ist. Der Band animiert vielleicht sogar dazu, einmal genauer hinzugucken, wenn man achtlos durch Flora und Fauna streift.
Edda Kädening:
Johannes Bisse. Ein deutscher Botaniker in Kuba
Edition Ost, ISBN: 3-89793-056-0
BO
CUBA LIBRE 4-2001