Endlich ist es soweit – Beclomethason kann im großen Umfang in Cuba hergestellt werden.
In einem Gespräch in einer Fabrik des pharmazeutischen Unternehmens Reinaldo Gutiérrez mit dem technischen Direktor Ramiro Ledesma und der Chemikerin Dignora Berrios wurde uns detailliert geschildert, was alles nötig war, bis die eigene Produktion des Produkts durchgeführt werden konnte.
Wegen oft etwas schleppender Kommunikation war uns nicht bewusst, was da im einzelnen alles ablief und warum dies alles so viel Zeit brauchte. Wir dachten, wir liefern das Beclomethason, die füllen das in Behälter und das war's.
Als blutige Laien auf dem Gebiet konnten wir nicht ahnen, wie viel Experimente allein mit der Dosierung des Rohstoffs und dem dazu benötigten Freon Gas nötig waren. Die wurde dann, nachdem sie im Asthma Zentrum erprobt wurden, teilweise wieder verändert. Hinzu kommt ,dass die Flacons oder Aerosols nicht in Cuba hergestellt werden und deswegen von einem lateinamerikanischen Land importiert werden müssen. Die Probleme mit der Etikettierung der Aerosols waren uns ja bereits bekannt. Dieses Problem ist jetzt ganz einfach gelöst, indem der Name und die Zusammensetzung des Medikaments direkt ohne Etiketten auf den Aerosolbehälter gedruckt werden und so in Cuba ankommen.
Ein weiteres Problem ergab sich dadurch, dass der Rohstoff Beclomethason, den die Freundschaftsgesellschaft zunächst geliefert hatte, offensichtlich noch nicht ganz die Eigenschaften aufwies, wie sie die cubanischen PharmazeutInnen inzwischen als optimal herausgefunden haben. Deswegen waren zusätzliche Prozesse erforderlich. Jetzt hat man das optimale Ausgangsmaterial gefunden und man bittet uns jetzt dringend dieses zu liefern. Probeweise hatte man eine kleinere Menge des Rohstoffs mit genau dieser Spezifizierung im Ausland käuflich erworben, um zu sehen, ab alles klappt, wie man es sich vorgestellt hatte – und das tat es. Da dieser Vorgang nicht wiederholbar ist, weil er die finanziellen Mittel des Betriebes sprengt, warten sie jetzt dringend auf unsere nächste Lieferung, damit nun endlich auf breiterer Ebene den Asthma Kranken in Cuba geholfen werden kann.
Bei meinem Gespräch hatte ich den Eindruck mit einem sehr engagierten Fachmann zu sprechen, dem wirklich viel daran liegt, dass das Medikament jetzt in großem Umfang produziert werden kann. Er war sehr gut vorbereitet und kompetent und gab uns ganz genaue Anweisungen. Die beiden betonten mehrmals, dass der von uns gelieferte Rohstoff genau die von ihnen beschriebenen Eigenschaften aufweist, dass die Kühlkette von 2-5 Grad nicht unterbrochen werden dürfte und dass wir ihn auch samstags und sonntags anrufen und nachts aus dem Bett holen könnten, er würde kommen, um den Rohstoff sofort abzuholen. Ich hatte den Eindruck, er hätte mich am liebsten gleich losgeschickt, ihn zu besorgen.
Als wir ihn danach fragten, wie viel Beclomethason denn erforderlich wäre, um den Gesamtbedarf Cubas zu decken, kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort: 10 kg. Das ist natürlich eine stolze Menge (Preis pro kg: ca. 14.500 DM) und es erhebt sich die Frage, wie viel davon können wir leisten? Eine Frage die nur unsere Mitglieder, die Cuba Libre LeserInnen und alle Cubafreunde und -freundinnen, die wir mit unserer Aktion erreichen, beantworten können.
Renate Fausten
CUBA LIBRE 4-2001