Perspektiven gesucht

Cuba-Perspektiven-Kongress im sommerlichen Berlin. Laut Veranstaltern waren ca. 850 TeilnehmerInnen anwesend.

Ein Eindruck, der sich vielen TeilnehmerInnen nicht erschloss und wohl nur dadurch numerisch zu erklären ist, wenn man die ZuhörerInnen der Abendkonzertveranstaltung hinzuaddiert.

Der Kongressaal, der auf offenbar 800 BesucherInnen ausgerichtet war, war zu keinem Zeitpunkt auch nur zu 2/3 voll, manche Teilnehmende schätzten, dass insgesamt lediglich 400-500 teilnahmen, was auch ich für realistischer halte.

Von Seiten der FG beteiligten sich nach meiner Beobachtung Mitglieder aus Aachen, Bonn, Mönchengladbach, München und Regensburg. Es gab Stände von Cuba Sí, dem Arbeiterbund, Sodepaz (Spanien), FG Berlin-Kuba, Netzwerk Kuba, der Cuba-Solidarität Heidelberg, Ecomujer, der Zeitschrift Junge Welt, sowie einige weitere Verkaufsstände mit Gütern aus Cuba, Professionellen Bücherständen …

Leider war die FG in Berlin nach außen hin kaum präsent. Wir haben damit eine gute Gelegenheit vertan, uns auch mehr im ostdeutschen Raum unter CubafreundInnen bekannter zu machen. Schade. Dabei geht es bei solchen Gelegenheiten überhaupt nicht darum, etwa Cuba Sí Mitglieder abzuwerben, sondern es geht darum zu zeigen, daß es in Westdeutschland Cubafreunde und -freundinnen gibt und das wir eine herzeigbare eigene vierteljährliche Zeitschrift haben, die so in Deutschland einmalig ist. Uns allen ist es aber bisher offensichtlich nicht gelungen, junge Menschen und die Globalisierungsbewegung für Cuba zu interessieren. Eine Schwäche, an der noch zu arbeiten bleibt. In Quebec scheinen sie uns da einen deutlichen Schritt voraus.

Relativ enttäuschend war also nicht nur das Fehlen der TeilnehmerInnen, sondern auch der Ausfall diverser ReferentInnen, die vielleicht noch mehr Diskussionen und Farbe ins Geschehen gebracht hätten, so kamen die eingeladenen folgenden Gäste nicht:

Fausto Bertinotti (Rifondazione Comunista), Olaf Henkel – der allerdings einen Tag vorher beim Botschaftsempfang anwesen war und äußerte, sehr aufmerksam den Kongress und dessen Ergebnisse zu verfolgen …), Ministerin Wieczorek-Zeul, Arleen Rodriguez (Tricontinental), Frei Betto, Semou Pathe Gue, Senegal, Hermann Scheer, Shafik Handal, Moroslav Ransdorf – KP Böhmen und Mähren.

Für letzteren und für Fausto Bertinotti kamen allerdings Ersatzreferenten. Zusätzlich mit aufs Podium kam aber schließlich noch Horst Schmitthenner von der IG Metall. Sehr erfreulich war natürlich die große Beteiligung der cubanischen Companer@s, die z.T. Extra aus Cuba herreisten. Angeführt wurde diese Delegation vom CTC-Vorsitzenden Leal.

Insgesamt darf man aber über die Beteiligung an dem Kongress nicht zufrieden sein und man kann die im Vorfeld geäußerte Kritik an der gleichzeitigen Terminierung des Kongresses mit dem UZ-Pressefest und dem dortigen Cubaprogramm nur unterstreichen, allerdings bliebe offen, wie viele Cubafreunde tatsächlich alternativ nach Berlin gefahren wären. Nach Beobachtung einiger Teilnehmer scheint auch die Feststellung zutreffend, dass die PDS und Cuba Sí in Berlin nicht genügend mobilisiert haben oder nicht genügend motivieren konnten hinzugehen.

Die Durchführung an sich verlief unspektakulär, aber leider gelegentlich etwas monoton, d.h., es gab die gewohnten Statemants insbesondere von den cubanischen Companer@s, die z.T. Wiederholend Grundsatzreferate hielten. Diplomatische Vorsicht waltete offenbar auch hier bei den cubanischen Companeros, wer kann es ihnen in solchen Zeiten auf kapitalistischen Terrain groß verübeln? In den AG's am späten Nachmittag hingegen, war dann immerhin 2 Stunden Zeit Fragen zu stellen. Hier muss man anmerken, dass leider so manche Teilnehmer (hier aus Polen und GB) auch mit ellenlangen Grundsatzstatements "glänzten", ohne dass Zeit war z.B. die Bacardi-Kampagne konkreter weiter zu diskutieren.

Am nächsten Vormittag fanden daher auch nur 2 AG's mit relativ geringer Beteiligung statt und ich brachte nach einer Darstellung der international geführten Barcadi-Kampagne durch einen belgischen Companero von Oxfam dabei die Bemühungen der FG und unsere Materialangebote zum gleichen Konzern ein. Auf meine anschließende Frage nach den Inhalten des angekündigten und umworbenen Kooperationsabkommens, antwortete Laura Gonzalez (span. EU-Abgeordente) nur sehr kurz und meinte, dass Cuba dadurch immerhin besseren Zugang zu Krediten bekäme, aber ansonsten keine weiteren Vorgaben und konkreten Pläne für ein solches existierten.

Schließlich gab es zwei Resolutionen, eine die sich für die Freilassung der 5 cubanischen Verurteilten in Miami aussprach und eine, die sich eben für den Abschluss dieses Kooperationsabkommens aussprach.

Aus den Äußerungen von Sergio Corrieri gegen Ende des Kongresses hin konnte man nach meiner Einschätzung ein wenig auch dessen Enttäuschung üben relativ unkonkreten Ausgang und die eher vagen Perspektivaussichten vernehmen, aber schließlich bedankte er sich ausdrücklich für das eingebrachte und für Cuba unerlässliche Engagement der europäischen Linken als Waffe gegen die US-Blockade. Die Fraktion der Vereinigten europäischen Linken/Nordische Grüne im EP hofft, das in der Zeit der belgischen Ratspräsidentschaft der Antrag auf das Kooperationsabkommen durchgehen wird, danach wird’s wieder etwas schwieriger, da unter spanischer Federführung ein solches wohl weniger zu realisieren sei.

Bis dahin will man aber noch fleißig Unterschriften für dieses Abkommen sammeln. Mittlerweile umfasst es immerhin schon ein paar Tausend Unterzeichner: Also auf zum Sammelendspurt Freunde und die Bögen umgehend an das Netzwerk zurückgesandt sonst ist es zu spät. Die Bögen sollen am 10.10.2001 an Romano Prodi übergeben werden !!!

Her mit unserer Mindestforderung: Kooperationsabkommen EU-Cuba jetzt !!

CUBA LIBRE
B.O.

CUBA LIBRE 4-2001