Seit vielen Jahren sammeln Sie Medikamente und benötigte Materialien für kubanische
Einrichtungen in Holguin. Die im vergangenen November beendete Aktion 2000 wurde für Sie bisher
zur umfangreichsten. Ein ganzes Jahr lang haben Sie dafür schwer gearbeitet. Keine Apotheke, kein
Krankenhaus im Saarland war vor Ihnen sicher. Am Ende dieses "Sammeljahres" platzte ihr Keller
schließlich aus allen Nähten und zum verpacken der vielen Hilfsgüter benötigten sie ganze 3
Wochenenden. Hier ihr Bericht.
Am Tag vor unserem Flug (November 2000) wurden die Pakete (120 Kartons!!!) um 17.00 Uhr
nachmittags abgeholt. Wir waren nass geschwitzt, als wir endlich fertig waren. 4 große Reisetaschen
haben beim besten Willen nicht mehr in den Hänger reingepasst, also musste am nächsten Tag ein
Kleinbus kommen, die Taschen und unsere Koffern noch einladen und uns um 04.00 Uhr früh zum
Frankfurter Flughafen bringen. Dort angekommen, haben wir uns gleich solche großen Gitterkarren
geholt und immer so ca. 8 Kisten in die Condor-Halle gefahren. Eine nette Angestellte des Flughafens
uns erlaubt die Kisten schön aufeinander zu stapeln und zwei Polizisten, die von unserer Aktion
beeindruckt waren, haben gut auf die Sachen aufgepasst. Nun sollten eigentlich alle Kisten
durchleuchtet werden, aber als diese Herren die unmenschlich vielen Kisten sahen, waren sie der
Meinung, das ginge schon in Ordnung, wir könnten gleich zum Schalter durch. Es war ihnen schlichtweg
zu viel Arbeit. Am Schalter haben wir dann wieder geschuftet, bis wir fix und foxi waren und nach
gut 2,5 Stunden waren die Kisten eingecheckt. Wir mussten fast 11.000,-- DM an Frachtkosten zahlen,
aber Dank vieler Kubafreunde mussten wir nur noch knapp DM 1.000,-- selbst drauflegen. Nun konnten
wir beruhigt Kaffee trinken gehen. Der Flug war gut, nur ein wenig stürmisch. Nur immer die endlos
lange Sitzerei! Um ca. 16.00 Uhr sind wir in Holguin gelandet. Auf dem Flugfeld kamen uns schon
Kameraleute entgegen, die unsere enorme Fracht filmten. Relativ schnell waren wir - für kubanische
Verhältnisse durch die Passkontrolle, stürmten zum Ausgabeband und hielten verzweifelt Ausschau
nach Oscar Lugo. Oscar Lugo arbeitet für die Regierung und war Mitglied der kubanischen Delegation,
als Frau Wieczorek Zeul Kuba besuchte. Mit den Jahren sind wir dicke Freunde geworden. Und er war
tatsächlich da!!! Was haben wir uns gefreut, nun wussten wir, dass nichts mehr schief gehen kann.
Es gab viele Tränen bei der Begrüßung. Später hat er uns dann erzählt, dass er bis zum letzten
Augenblick nicht damit gerechnet hat, dass wir wirklich wiederkommen würden. Nach gut 1 1/2 Stunden
hatten wir alle Kisten vom Band geholt und schön aufeinander geschichtet. Und dann kam auch Mabel
unsere Freundin und Dolmetscherin. Sie ist bei allen Übergaben dabei. Nach vielen Umarmungen,
Küssen und auch Tränen half sie uns beim Ausfüllen der Formalitäten.
Übergabeaktionen
Oscar Lugo hat erst uns und dann Mabel durch seinen Chauffeur Toni abholen lassen und wir sind
zuerst in mehrere Schulen gefahren. Eine dieser Schulen war z.B. für geistig behinderte Kinder. Sie
waren richtig glücklich, als wir kamen und haben sich auch sehr über die mitgebrachten Spielsachen
gefreut. Obwohl diese Kinder geistig behindert sind, hat ein Mädchen perfekt Klavier gespielt. Sie
spielte Guantanamera und wir haben alle den Refrain mitgesungen. Es war sehr ergreifend. Anschließend
waren wir noch in 2 Schulen ganz auf dem Lande und in einem Gymnasium, in dem nur hoch begabte Kinder
sind. Sie lernen nicht nur dort, sondern sie versorgen sich auch selbst. Alle Kinder arbeiten neben
der Schule auf dem Feld, in der Küche, in der Wäscherei und leben dort im Internat. Sie haben ganz
gezielt Fragen an uns gestellt und wollten viel über unser Leben in Deutschland hören. Man merkte
direkt wie intelligent und wissbegierig diese Kinder waren. Zudem auch noch sehr höflich und
freundlich. Ihr Verhältnis zu den Lehrern und auch zum Direktor war sehr offen und überhaupt
nicht eingeschüchtert oder gestelzt. Auch war keines dieser Kinder verlegen oder albern. Es hat
richtig Spaß gemacht mit diesen Kindern zu sprechen und Mabel musste viel übersetzen. An einem
anderen Tag ging es zu Mildred. Sie ist Journalistin bei der Zeitung "Ahora" und wollte ein
Interview mit uns machen. Es war sehr aufregend. Wir mussten uns mit Mabel auf die Couch setzen.
Mildred setzte sich uns seitlich gegenüber und stellte das Aufnahmegerät an. Dann stellte sie
uns Frage für Frage, die Mabel übersetzte, wir antworteten und Mabel war wieder dran. Die ganze
Zeit über sprang der Fotograf vor uns herum und schoss viele Fotos. Dieses Interview konnte man
14 Tage lang auf der Web-Side von Ahora lesen und parallel dazu kam in der Zeitung ein großer
Bericht über unsere Aktion 2001. Leider liegt uns selbst die Zeitung bis heute nicht vor. Die
Journalistin wollte sie uns zuschicken, aber wir kennen ja alle den unendlich langen Postweg von
Kuba nach Deutschland! Danach kam noch Norberto Santiesteban Velasquez (der Vizepräsident von
Holguin) und wir haben gemeinsam zu Mittag gegessen. Er hat sich auch sehr darüber gefreut uns
wiederzusehen und wollte genau wissen, was wir in dem vergangenen Jahr so alles erlebt hätten.
Norberto ist ein sehr lieber Mensch, ein angesehener Politiker und er hat ein großes Herz für
alle. Nur was ihm fehlt ist Zeit. Er fährt jede Woche ein bis zweimal nach Havanna um an
Regierungsgesprächen teilzunehmen. Sein Platz ist nur zwei Stühle von dem Fidel Castros entfernt!
Danach wurde uns feierlich die Dankesurkunde überreicht und Blumen und viele Geschenke. Müde und
glücklich kamen wir gegen 17.00 Uhr wieder ins Hotel zurück.
Unser nächster offizieller Termin ging in die Klinik von Freyre. Wir wurden überall herumgeführt
und viele Ansprachen wurden gehalten. Dann legte man mir plötzlich ein 2 Tage altes Baby in den
Arm und ich musste vor Rührung weinen. Dann ging es zum absoluten Höhepunkt: Der Kindergarten von
Freyre. Wir kamen die Türe herein und mindestens 150 Kinder, die alle auf dem Boden saßen, sprangen
auf und schrien: "Herzlich willkommen Karl und Martine", dann haben sie geklatscht. Es war
unbeschreiblich. Als nächstes kam eine Tanzvorführung. Die Kinder spielten als Blumenkinder und
Sonne verkleidet und zum Abschluss des Tanzes brachte mir jedes Blumenkind eine echte Blume. Dann
nahm die Musikpädagogin des Kindergartens das Mikrofon in die Hand und sang für uns ein Lied. Diese
Frau hatte eine Wahnsinnsstimme und sie konnte singen, man kann nur sagen: Hut ab! Es war ein
wunderschöner Tag, ein Tag, den wir garantiert niemals mehr vergessen werden.
Als nächstes fuhren wir zum Playa Blanca, dem Strand für die Kubaner und Oscar zeigte uns
die Stelle wo einst Kolumbus angelegt ist. Weiter ging es zum Indianerdorf. Dort ist naturgetreu
alles nachgebaut. Wenn es nicht so schrecklich heiß gewesen wäre, hätten wir uns länger dort
aufhalten können.
Nun noch einmal zu unserer Aktion: Oscar Lugo hat uns etwas gesagt und das hat uns mit großem
Stolz erfüllt: Noch niemals hat jemand so viele Hilfsgüter nach Holguin gebracht wie wir. Es werden
öfter Medikamente mitgebracht oder geschickt, aber diese haben dann meistens schon das Verfalldatum
überschritten, oder sind kurz davor. Von unseren 75 Umzugskisten mit Arzneimitteln war alles noch
mindestens 1 Jahr haltbar!!! Noch nie hat jemand soviel chirurgisches Nahtmaterial nach Holguin
gebracht. Die kubanischen Ärzte hatten Tränen der Freude in den Augen, als sie dies sagten. Und
genau das war der Anlass, dass wir in diesem Jahr noch mehr sammeln müssen. Wir sind schon fleißig
dabei. Die ersten Pakete sind schon eingetroffen. Jeden Tag verschicken wir Bettelbriefe für
Medikamente, Verbandmaterial, Nahtmaterial und natürlich denken wir auch an die Schulkinder und
sammeln Bleistifte, Kugelschreiber, Blöcke und Schulmaterial allgemein. Unsere Arbeit für Kuba
lässt uns kaum noch Freizeit. Aber wir lieben diese Arbeit und wir machen sie mit viel Freude und
mit viel Liebe zum Detail. Nur wer schon einmal auf Kuba war, kann verstehen, dass man dieses Land
und seine Bewohner einfach lieben muss. Unser Herz schlägt für diese Insel. Die Kosten für Telefon,
Briefmarken usw. tragen wir selbst. Aber die enorm hohen Transportkosten können wir nicht alleine
übernehmen. Wir sind auf Transportkostenhilfe angewiesen. Wer uns bei unserer wichtigen Arbeit
finanziell unterstützen möchte, kann dies gerne tun. Oscar Lugo hat uns gefragt, mit was er uns
eine Freude machen kann. Wir haben einen Herzenswunsch geäußert und er wird in Erfüllung gehen:
Im nächsten Jahr werden wir ein Dankschreiben bekommen, das Fidel Castro persönlich unterschrieben
hat und darauf freuen wir uns heute schön.
Es grüßen ganz herzlich die saarländischen Kubafreunde
Karl und Martine
CUBA LIBRE 2-2001