Die Übergabe der 'Korallen' als Preisverleihung gab dem letzten Internationalen Festival des Neuen Lateinamerikanischen Kinos von Havanna in diesem Jahrtausend den Schlusspunkt.
Die Vorsitzenden der verschiedenen Jurys nannten der Presse die Ergebnisse ihrer Auswertungen einige Stunden vor der Prämierung im Theater Karl Marx. Der bolivianische Filmproduzent Jorge Sanjiés verlas das Protokoll über die Preisverleihung an die konkurrierenden 37 Spielfilme und zwölf Kurzfilme.
Die argentinische Filmkunst war zwar bisher immer eine der am meisten prämierten in Havanna, doch diesmal kehrte sie mit fast allen Korallen nach Hause zurück. 'Garaje Olimpo' (Garage Olymp) von Marco Bechis, Argentinien, gewann die 'Erste Koralle' "für seine herbe Ästhetik, die stets am Platze war, um den Schrecken einer Erinnerung zu vermitteln, der um nichts in der Welt vergessen werden darf".
Weitere Korallen, die nach Argentinien gingen: der Sonderpreis der Jury für 'Mundo Grúa' (Kranwelt) von Pablo Trapero, "für die kluge und schlichte Konzentration auf die Kinosprache, damit die Wahrheit der Dinge nicht verwischt wird", und eine 'Dritte Koralle' für 'Yepeto' von Eduardo Calcagno, "für die bemerkenswerte erzählerische Bearbeitung und die solide Verfilmung", so dass es nicht überraschte, dass dem Streifen auch die 'Koralle' für das beste Drehbuch (Roberto Cossa) zuerkannt wurde.
Zudem verdiente das argentinische Kino ein besonderes Lob der Jury für "einen Film, der mit seinen menschlichen Werten eine Erzählung in einer Sprache aufbaut, die sich an die gesamte Menschheit richtet": 'Solo Gente' (Nur Leute) von Roberto Maiocco, dessen Hauptdarsteller Pablo Echarri die 'Koralle' für den besten Schauspieler erhielt.
Mexiko kehrte auf die Liste der Gewinner zurück, indem es die 'Koralle' für den zweiten Preis erhielt. Ausgezeichnet wurde 'Un dulce olor a muerte' (Ein süßer Geruch nach Tod) von Gabriel Retes, wobei die Jury "seinen Mut", belohnte, "auf die Verlockung der Technik zu verzichten, um ein menschenwürdiges Kino zu machen, wobei er mit Talent von den Abgründen des Machismus erzählt". Außerdem ging der Preis für das beste Erstlingswerk in dieses mittelamerikanische Land. 'Ave María' von Eduardo Rossof, der zudem die 'Koralle' für die beste Regie erhielt, führt uns mit seinem "Charme und seinem intelligenten, maßvollen und aufrechten Handwerk, in die Hölle der Intoleranz".
Das große brasilianische Kino tröstete sich mit der 'Koralle' für die beste weibliche Darstellung in den Händen von Denise Fraga für ihre Rolle in dem Film 'Por detrás del telón' (Hinter dem Vorhang). Der kubanische Film wurde mit 'Un paraìs bajo las estrellas' (Ein Paradies unter Sternen) mit den 'Korallen' für den besten Ton (Carlos Fernández und Carlos Faruolo) und die beste Musik (José María Vitier), ausgezeichnet. Außerdem wurde die Filmentdeckung Laura Ramos für ihre Darstellung in der kubanisch-argentinisch-spanischen Koproduktion 'Operación Fangio' (Operation Fangio) und der kubanisch-spanisch-venezolanischen Koproduktion _Las profécias de Amanda' (Amandas Prophezeiungen) geehrt.
Brasilien und Kuba filmten gemeinsam den Kurzfilm 'Habanao' unter der Regier von Danie Rocha, der die 'Koralle' "für seine Fähigkeit, die Einsamkeit des Menschen zu vermitteln" erhielt.
Die 'Koralle' für den besten Film eines nicht lateinamerikanischen Regisseurs über ein lateinamerikanisches Thema ging an 'El niño que querìa ser oso' (Der Junge, der ein Bär sein wollte) von Anja Dalhoff (Dänemark).
Zu den Dokumentarfilmen stellt die Jury in einer Erklärung fest, dass dieses Genre "hier seine Vitalität und Gültigkeit, die Fähigkeit, heute Zeugnis und Anklage zu sein, gezeigt hat", und verlieh die 'Koralle', Borges, los libros y la noches' (Borges, die Bücher und die Nächte), von Tristán Bauer aus Argentinien.
Die 'Koralle' für einen nicht lateinamerikanischen Dokumentarfilm über die Region ging gleichermaßen an 'Sueño Nuevorriqueño' (Neurikanischer Traum) von Laurie Collyer und an 'La doble vida de Ernesto G´mez Gómez' (Das Doppelleben des Ernesto Gómez Gómez) von Catherine Ryan, beide aus den USA, für ihre unterschiedliche, jedoch ergänzende Betrachtung des menschlichen, sozialen und kulturellen Dramas der Puertorikaner "in der widersprüchlichen Beziehung zu ihrem Land und den USA".
Der Sonderpreis in dieser Kategorie ging an 'La esquina caliente' (Die heiße Ecke) von William O'Neill und Michael Skolnik aus den USA, "weil durch den Film der politische Dialog, der bei den Begegnungen von Baseballmannschaften aus den USA und Kuba zustande kam, angeregt wird.
Die 'Koralle' für den besten Zeichentrickfilm fiel auf 'Lombriz en la cabeza' (Wurm im Kopf) von Alexander Geifman aus Brasilien, und die das beste Plakat, 'Delolvido al no me acuerdo' (Vom Vergessen bis zum Ich-erinnere-mich-nicht) von Pablo Rulfo aus Mexiko.
Das 22. Festival des Neuen Lateinamerikanischen Kinos wird im Jahr 2000 wie immer im Dezember stattfinden.
Mireya Castañeda
Granma Internacional
CUBA LIBRE 2-2000