Oxfam-Bericht:

Grundbildung für alle in weiter Ferne

"Grundbildung für alle bis zum Jahr 2000" - diese Ziel setzten sich 155 Länder 1990 auf einer UNO-Konferenz in Jontien, Thailand. Die Frist läuft ab, und das Ziel ist nach wie vor in weiter Ferne, wie aus einer Studie der britischen Hilfsorganisation Oxfam hervorgeht.

125 Millionen Kinder – ein Drittel davon lebt in Afrika, südlich der Sahara und zwei Drittel sind Mädchen – haben laut Oxfam noch nie eine Schule besucht; das entspricht der Gesamtzahl der 6- 14jährigen Kinder in Europa und Nordamerika.

Dabei gibt es durchaus arme Länder mit vergleichsweise hohem Bildungsetat. Zur Beurteilung der Bildungspolitik eines Landes hat Oxfam den 'Education Performance' Index entwickelt, dem drei Indikatoren zugrunde liegen: Einschulungsrate, Geschlechtergleichheit bei der Einschulung und Zahl der Grundschulabschlüsse. Kuba, Sri Lanka und China schneiden besonders gut ab. Erfolge kann laut Oxfam auch Uganda vorweisen: Dort wurden in den letzten zwei Jahren die Ausgaben für Bildung deutlich erhöht und die Schulgebühren abgeschafft; die Einschulungsrate hat sich daraufhin verdoppelt. In den meisten Entwicklungsländern hängt der Bildungsetat freilich von der internationalen Hilfe ab, und die Zuweisungen der Geberländer für Bildung liegen im Durchschnitt nur bei 1,4% ihrer jeweiligen Entwicklungshilfe.

Untersuchungen in mittelamerikanischen Ländern hätten gezeigt, dass das Einkommen eines Arbeiters im informellen Sektor für jedes absolvierte Bildungsjahr durchschnittlich um 5% bis 10% steigt. Und jedes zusätzliche Grundschuljahr einer Mutter verringere das Risiko, dass ihr Kind frühzeitig stirbt, um 8%; Gebildete Mütter haben leichter Zugang zu Informationen über Gesundheit und Ernährung, und sie geben ihre Kinder früher in ärztliche Behandlung als weniger gebildete.

Um dem ziel einer qualitativ hohen Grundschulbildung für alle bis zum Jahr 2015 näher zu kommen, fordert Oxfam einen "Globalen Aktionsplan" für Grunderziehung. Dazu würden jährlich rund acht Milliarden US-Dollar benötigt, was den globalen Rüstungsausgaben von vier Tagen, den Umsätzen auf den internationalen Devisenmärkten von sieben Tagen oder den jährlichen Ausgaben in Europa für Computerspiel entspreche.

Da die höchst verschuldeten Länder diejenigen sind, deren Bildungssysteme die meisten Defizite aufweisen, fordert Oxfam zudem einen schnellen und umfassenden Schuldenerlass und die Reservierung eines Teils der frei werdenden Mittel für Investitionen in die Grundschulbildung.

Die Entwicklungsländer fordert Oxfam auf, mindestens 3% ihres Bruttosozialprodukts für Grundschulbildung auszugeben, Gebühren für soziale Basisdienste abzuschaffen und die Qualität ihrer Bildungssysteme zu verbessern. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass IWF und Weltbank ihre Strukturanpassungsprogramme reformieren und in deren makroökonomischen Vorgaben soziale Aspekte stärker berücksichtigen.

CUBA LIBRE Natalia Matter Quelle: Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung; Entwicklung und Zusammenarbeit (E+Z), Nr. 10,

CUBA LIBRE 1-2000