Heute ist der 54-jährige die wohl bedeutendste Stimme des "Neuen Lateinamerikanischen Liedes". Er singt von Unterdrückten, von Furcht und angst aber auch von Freude und Hoffnung. Das Engagement seiner Lieder, die er mit exzellenter Gitarrenbegleitung vorträgt, spürt man besonders dann, wenn er über die ermordeten Volkshelden Camilo Torres und Soledad Barret singt: "Solange sich eine Stimme erhebt und ihre Namen nennt, solange ist ihr Kampf nicht umsonst gewesen". Wiederholt gastierte er auch in Kuba. Der Mann im grauen Strickpullover versteht es. Politisches Geschehen gefühlvoll in seine Musik zu übertragen. Er, Anwalt und Kritiker Lateinamerikas, öffnet die Ohren seiner Zuhörer für die Stimmen der Unterdrückten in der ganzen Welt.
1984, nach 11 Jahren Exil, in Montevideo von 30.000 Zuhörern begeistert gefeiert, entsteht als Live-Mitschnitt seine erste LP. Inzwischen sind es 17 geworden. In Europa erhielt er den "Großen Preis der Schallplattenkritik" (BRD) und den "Grand Prix de l'Academie Charles Cros (Frankreich). Er schrieb Musik zu filmen und Theaterstücken z.B. zu "Volpone" (Ben Jonson) und zu "Furcht und Elend des 3. Reiches (Brecht). Nahezu alle namhaften südamerikanischen Interpreten hatten bzw. haben Werke von Viglietti in ihrem Repertoire, von Victor Jara über Isabel und Angel Parra bis zu Mercedes Sosa und "Quilapayun".
CUBA LIBRE 4-1993