Hamburg 1.12.1979
Meine Damen und Herren, verehrte Gäste, liebe Freunde, Delegierte, compañeras y compañeros !
Zu Beginn der zweiten Bundes-Delegierten-Konferenz der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba möchte ich herzlich unsere Gäste begrüßen, Anwesend ist der kubanische Botschafter in unserem Lande, der compañero Alberto Boza Hidalgo-Gato, sowie der 1. Sekretär der kubanischen Botschaft, compañero Rafael Fernandez. Zur Teilnahme an unserer Konferenz sowie der heute abend stattfindenden Großveranstaltung ist der berühmteste lateinamerikanische Filmemacher, Santiago Alvarez, in die Bundesrepublik gekommen. Für seine Anwesenheit möchte ich ihm herzlich danken.
Liebe Freunde !
In diesem Jahr besteht unsere Gesellschaft fünf Jahre, und dies möchte ich zum Anlaß nehmen, etwas eingehender die Grundlagen unserer Tätigkeit darzustellen, und damit den gesellschaftspolitischen Rahmen abzustecken, in dem wir tätig sind. Zwanzig Jahre nach dem Sieg der Revolution kann das kubanische Volk eine beeindruckende Bilanz vorweisen. Die Errungenschaften im Schulwesen, im Gesundheitswesen sind bekannt, Arbeitslosigkeit Ist unbekannt, jeder Jugendliche erhält eine Ausbildung gemäß seinen Fähigkeiten.
Die wirtschaftliche Entwicklung schreitet voran, wenngleich auch gerade in diesem Jahr Kuba mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Wirbelstürme verursachten riesige Schäden, Pflanzenschädlinge haben beträchtliche Teile des Zuckerrohrs und des Tabaks befallen. Gerade jetzt bei den steigenden Weltmarktpreisen für Zucker ist der Schaden beträchtlich. Trotzdem sind die Erfolge beachtlich. Beeindruckend ist auch die Entwicklung der Demokratie in Kuba. Durch die Organe des Poder Popular ist die gesamte Bevölkerung in einem beträchtlichen Umfang in den Prozeß der Leitung des Staates einbezogen. Die Verankerung der Revolution in der kubanischen Bevölkerung ist beeindruckend, ein bedeutsames Beispiel dafür ist der Dialog mit den Exilkubanern. Fast eine Millionen Kubaner leben im Ausland, und standen bis vor kurzer Zeit der Revolution ablehnend bis feindlich gegenüber. Heute reisen Tausende Exilkubaner jede Woche in ihre Heimat, man redet wieder miteinander - in der Tat ein deutliches Zeichen der Stärke und der Verankerung der kubanischen Revolution.
Seit 1959 stand Kuba an der Seite der Befreiungsbewegungen in der ganzen Welt, stets war der Internationalismus ein hervorragendes Element der kubanischen Politik.
Die Ausstrahlungskraft und die prinzipienfeste Haltung der kubanischen Revolution kam zum Ausdruck in der Wahl von La Habana als Tagungsort der VI. Gipfelkonferenz der Bewegung der nicht-pakt-gebundenen Staaten. Der US-Imperialismus, in vertrauter Zusammenarbeit mit den Machthabern in Peking, versuchte die Tagung zu verhindern. Als dies nicht gelang, wurden deutlich Anstrengungen zur Spaltung der Bewegung unternommen. Trotz der unübersehbaren Heterogenität der ideologischen Positionen innerhalb der Bewegung der nicht-pakt-gebundenen Staaten ist dies nicht gelungen, nicht zuletzt dank der kubanischen Bemühungen ist diese Bewegung gestärkt aus der Beratung in La Habana hervorgegangen.
Die ökonomische Ausplünderung der unterentwickelten Länder durch die imperialistischen Großmächte ist zu stark, als daß sie überdeckt oder weggeredet werden könnte, $o ist auch die Forderung nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung eine Starke Klammer in der Bewegung der nicht-pakt-gebundenen Staaten. Diese Fragen hat Fidel Castro in seiner Rede vor den Vereinten Nationen eindrucksvoll dargestellt. Der Applaus des vollbesetzten Plenums unterstrich erneut, daß Fidel Castro nicht als kubanisches Staatsoberhaupt gesprochen hatte, sondern als Vertreter der Hungernden, der Unterdrückten und Ausgebeuteten dieser Welt, die auch einen Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben haben. Hier zeigte sich wieder deutlich die bedeutsame Rolle Kubas bei der Behandlung der wichtigsten Fragen unserer Zeit. Deshalb wird auch das Ansehen Kubas und so auch das Interesse an den kubanischen Positionen in Zukunft nicht abnehmen, sondern stark zunehmen.
Liebe Freunde,
seit der letzten Bundes-Delegierten-Konferenz haben sich in ganz Lateinamerika wichtige Prozesse ereignet. Der Sieg des Volkes Nikaraguas über die Somoza-Diktatur ist nur der am deutlichsten sichtbare Ausdruck des veränderten politischen Kräfteverhältnisses. In vielen Ländern, besonders in Zentralamerika, haben die Kämpfe für die Befreiung erheblich zugenommen. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, daß zahlreiche Staaten immer deutlicher ihre Unabhängigkeit von den USA betonen. Besonders erwähnt sei hier das Volk Panamas, das in diesem Jahr einen deutlichen Schritt vorwärts zur vollen nationalen Souveränität auch über ihren Kanal zwischen Atlantik und Pazifik vollzog. Hervorheben möchte ich auch das mutige Verhalten zahlreicher lateinamerikanischer Länder in der OAS, als sie durch ihr Votum eine Intervention der USA zugunsten von Somoza in Nikaragua verhinderten. Dabei vergessen wir nicht die Völker, die immer noch grausam unterdrückt werden, stellvertretend für sie nenne ich das heldenhafte Volk Chiles. Aber auch Chile wird eines Tages den Faschismus besiegen, so wie in Nikaragua die jahrzehntelange Somoza-Diktatur auch besiegt wurde.
Viele grundlegende Veränderungen zeichnen sich in Lateinamerika ab, und nach wie vor ist einer der wichtigsten politischen Faktoren in Lateinamerika die kubanische Revolution, Die engen und brüderlichen Beziehungen zwischen Nikaragua und Kuba sind ein deutliches Zeichen dafür. Solidarität mit der kubanischen Revolution ist auch Solidarität mit dem Befreiungskampf der Völker Lateinamerikas, Ein wichtiger Schlüssel für das Verständnis der Veränderungen in Lateinamerika ist und bleibt damit das Verständnis der kubanischen Revolution.
Dies zeigt sich auch am Verhalten der USA. Mehrere künstliche Krisensituationen wurden entfesselt im verzweifelten Versuch, Kuba zu diskreditieren und einzuschüchtern, Zuletzt ging es um eine angebliche Kampfbrigade Aus sowjetischen Soldaten. Weltweite Kampagnen werden gegen Kuba initiiert, die völkerrechtswidrige Wirtschafts-Blockade gegen Kuba immer noch aufrechterhalten. Dies zeigt deutlich, daß Kuba nach wie vor der Solidarität der fortschrittlichen Menschen bedarf. Weiterhin ist aber auch deutlich, daß auch in unserem Lande das Interesse an Kuba, seinem Volk und seiner Revolution nicht abnehmen wird, sondern im Gegenteil: Das Interesse an Kuba nimmt zu.
Dies wird auch deutlich an der Intensität der diplomatischen und parlamentarischen Kontakte zwischen der BRD und Kuba. Im Juni dieses Jahres war der kubanische Außenminister Malmierca in Bonn, zahlreiche andere Delegationen besuchten unser Land. Bundestagsabgeordnete nicht nur der SPD besuchten Kuba, weitere Reisen von Mitgliedern des Bundestages sind vereinbart. Eine besondere Kuba-Parlamentariergruppe ist im Gründungsprozeß. Auch ein Besuch von Außenminister Genscher in La Habana steht an, voraussichtlich im kommenden Jahr. Die wirtschaftlichen Beziehungen entwickeln sich nicht rasant, aber doch stetig. In diesem Jahr hat Kuba die Palette seiner Exportprodukte stark vergrößert, und so öffnen sich auch neue Perspektiven für die Ausweitung der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Ebenso haben sich in diesem Jahr die kulturellen Beziehungen gegenüber dem Vorjahr. merklich verstärkt. Die Auftritte des kubanischen National-Balletts mit Alicia Alonso sowie der Aufenthalt von Alejo Carpentier anläßlich der Frankfurter Buchmesse waren sehr erfolgreich, und im kommenden Jahr werden voraussichtlich weitere Tourneen stattfinden. Die Anzahl der Touristen, die Kuba besuchten, war auch in diesem Jahr relativ gering. Mit dem Ausbau der Infrastruktur für den Tourismus in Kuba und der Aufnahme von Reisen nach Kuba in das Angebot großer Touristik-Unternehmen kann davon ausgegangen werden, daß in Zukunft erheblich mehr Bürger unseres Landes Kuba besuchen werden. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, daß sich die Beziehungen zwischen der BRD und Kuba nicht sprunghaft und sensationell, aber doch stetig und gemächlich im positiven Sinne weiterentwickelt werden.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch wieder in dem Interesse, das der FG von offizieller Seite entgegengebracht wird. Vor rund einem Jahr nahm das Auswärtige Amt Kontakt zu uns auf, es erfolgte ein Gespräch von Mitgliedern des Vorstandes mit dem zuständigen Abteilungsleiter des Auswärtigen Amtes. Bevor der neue Botschafter der BRD in Kuba, Dr. Freitag, nach La Habana abgereist ist, fand mit ihm noch ein reger und intensiver Gedankenaustausch statt. Sehr positiv ist zu verzeichnen, daß unser Botschafter in Kuba die Teilnehmer der diesjährigen Arbeitsbrigade bei ihrer Arbeit besucht hat.
Diese Entwicklung wird genau beobachtet. Entspannungsfeindliche Kräfte versuchen, gegen die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba vorzugehen. Gegen den Vorsitzenden wurde bereits seit längerer Zeit ein Berufsverbot ausgesprochen. Das zuständige Arbeitsgericht befand jedoch in erster Instanz, daß dieses Berufsverbot rechtlich nicht zu vertreten sei und verurteilte das Land Niedersachsen, die Einstellung vorzunehmen.
Am 16. November beschäftigte sich der Bundestag mit der Freundschaftsgesellschaft. In der Fragestunde wollte der CDU-MdB Dr. Jentsch (Wiesbaden) von der Bundesregierung wissen:
Trifft es zu, daß die entscheidend kommunistisch beeinflußte „Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba‘, zu deren Vorstand u.a. die DKP-Funktionäre H. E. Gross, F. Noll, U. Schüler und X H. Vach gehören, Gesprächspartner des Auswärtigen Amts ist oder war?
Welche unmittelbaren oder mittelbaren Zuwendungen aus Bundesmitteln hat die „Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba’ bisher erhalten, und weiche sind in Aussicht genommen ?
Zu Frage A 114:
Das Auswärtige Amt informiert sich über die Tätigkeit aller bilateral tätigen Organisationen. Der für die deutsch-kubanischen Beziehungen zuständige Referent hat deshalb der Freundschaftsgesellschaft eine Kontaktaufnahme vorgeschlagen, zu der ihn dann drei Herren des Vorstandes am 14. Dezember vergangenen Jahres aufgesucht haben. Diese gaben einen kurzen Überblick über die Arbeit der bereits 1974 gegründeten Gesellschaft. Der Vertreter des Auswärtigen Amts drückte bei dieser Gelegenheit sein. Bedauern über die mangelhafte und entstellende Berichterstattung kubanischer Medien über die Bundesrepublik aus mit der Hoffnung, daß die Gesellschaft ihren Einfluß bei ihren kubanischen Gesprächspartnern geltend machen möge, damit eine realistischere Darstellung der Wirklichkeit in der Bundesrepublik Deutschland erreicht werde.
Zu Frage A 115:
Die "Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba" hat bisher weder unmittelbar noch mittelbar Zuwendungen aus Bundesmitteln erhalten, noch sind solche in Aussicht genommen.
(14770* Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 187. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. November 1979)
Es ist in der Tat richtig, daß wir von der Bundesregierung kein Geld erhalten, und daß wir auch sonst keine Kofferträger empfangen, weder aus Pankow noch aus Havanna. Wir sind bisher auf die Beiträge und Spenden unserer Mitglieder angewiesen, und wir werden es auch in Zukunft sein.
Eins aber möchten wir dem Herrn Dr. Jentsch ganz deutlich sagen: Er will mit seiner Floskel "entscheidend kommunistisch beeinflußten Freundschaftsgesellschaft" antikommunistische Ressentiments wecken, Im Vorstand der Freundschaftsgesellschaft sind SPD-Mitglieder, sind parteilose Gewerkschafter, sind sozialdemokratische Christen, und es sind auch Kommunisten aktiv tätig, Es wäre wohl auch ein schlechter Witz, in einer Gesellschaft zur Förderung der Freundschaft mit dem sozialistischen Kuba Kommunisten ausschließen zu wollen. Wir führen keine Berufsverbote ein, weder für Kommunisten noch für andere Gesinnungen. Jeder kann bei uns mitmachen, sein Engagement für Kuba zählt, und kein Parteibuch. Wäre es nicht so, hätten wir so unterschiedliche politische Meinungen in unserem Vorstand und in unserer Gesellschaft?
Liebe Freunde,
die angedeuteten Entwicklungen und Perspektiven lassen nur den Schluß zu, daß die Gründung der Freundschaftsgesellschaft objektiven Erfordernissen entsprochen hat. Wir haben trotz aller Schwierigkeiten und Angriffen es mit eigener Kraft geschafft, diese Gesellschaft aufzubauen. Wir haben viele Möglichkeiten, für die Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Völkern zu wirken. Gerade die Notwendigkeit, unsere Arbeit zu intensivieren und zu vertiefen verpflichtet uns aber auch, selbstkritisch unsere bisherige Tätigkeit zu analysieren, um unsere Schwächen zu analysieren und daraus Schwerpunkte für unsere zukünftige Arbeit zu entwickeln. Dazu möchte ich nun auf die Tätigkeit der vergangenen zwölf Monate anhand des Arbeitsplanes 1978 eingehen.
Bevor ich auf die einzelnen Positionen des Arbeitsplanes 78 eingehe, möchte ich die Veranstaltungen mit der größten Aussage- und Ausstrahlungskraft hervorheben. Als bedeutsamste Leistung wäre der Kuba-Stand beim Pressefest der UZ im Juni zu nennen. Während drei Tage boten wir auf rund 800 qm Fläche zahlreiche Ausstellungen, Info-Tische, Getränke-Tische an, besonders erwähnen möchte ich den Stand, an dem Zuckerrohr von erprobten Macheteros mundgerecht zerkleinert wurden. Schätzungsweise 50.000 Menschen besuchten unseren Stand, 227 neue Mitglieder konnten sofort geworben werden. Zahlreiche Delegationen besuchten unseren Stand, darunter auch der Kosmonaut Roshdestvenski, der auch Zuckerrohr probierte und höflich meinte, daß man sich an den Geschmack langsam gewöhnen müsse. Höhepunkte waren die Solidaritätsveranstaltungen mit unseren vietnamesischen Freunden. An dieser Stelle möchte ich erneut allen Mitgliedern und Freunden danken, die durch einen zum Teil aufopfernden Einsatz diesen Stand ermöglichten, besonders den 106 Helfern, die an Ständen und hinter den Kulissen halfen.
Besonders erwähnen möchte ich auch drei Groß-Veranstaltungen mit jeweils mehreren hundert Teilnehmern in Frankfurt am 3. März, am 24. März in Krefeld und am 5. Mai in Köln. Auch hier ist wieder zahlreichen Helfern zu danken. Nicht nur bei diesen Veranstaltungen zeigte es sich, was unsere Freundschaftsgesellschaft bereits leisten kann.
Nun zum Arbeitsplan 1978:
I. Teil
- Großveranstaltung in Frankfurt wurde durchgeführt.
- Tournee einer kubanischen Folkloregruppe konnte leider nicht durchgeführt werden, da kein rechtzeitiges Angebot vorlag.
- Eine Film-Retrospektive Über das Werk von Santiago Alvarez konnte nicht durchgeführt werden, wohl aber einzelne Filme gezeigt werden.
- Teilgenommen wurde an zahlreichen Veranstaltungen von Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten,
- In Zusammenarbeit mit ICAP und Hansa-Tourist haben nicht wie geplant lo, sondern 5 Reisegruppen Kuba besucht.
- Der Informations-Dienst ist nicht wie geplant viermal, sondern lediglich einmal erschienen, veröffentlicht wurde eine Broschüre über "Bildung und Kultur in Kuba".
- Erstellt wurde die Dokumentation über den XIV. Gewerkschaftstag der CTC, sowie - im Manuskript - eine Broschüre Über Gewerkschaften in Kuba.
- Die Herausgabe weiterer Publikationen wurde vorbereitet.
- Die Herausgabe von zwei Plakaten sowie eine Neuauflage konnte nicht realisiert werden.
- Das geplante "Deutsch-kubanische Forum" konnte bisher nicht eröffnet werden.
- Eine größere Anzahl von lokalen Gruppen, aber nicht alle, haben Veranstaltungen zu den Themen "20 Jahre kubanische Revolution" und "Kuba und die Bewegung der nicht-packtgebundenen Staaten" durchgeführt.
II. Teil
- Das geplante Ziel, bis zur zweiten Bundes-Delegierten-Konferenz 2000 Mitglieder zu verzeichnen wurde nicht erreicht.
- Das gesetzte Ziel, ebenfalls bis heute vierzig lokale Gruppen zählen zu können, wurde nicht erreicht.
- Im 1. Halbjahr 1979 wurde monatlich ein Rundschreiben an die Verantwortlichen der lokalen Gruppen versandt, im 2, Halbjahr waren es weniger.
- Regionaltreffen wurden wie geplant durchgeführt, allerdings ohne daß es zur intendierten Intensivierung der Arbeit der lokalen Gruppen kam.
- Die geplante vierteljährige Abrechnung der lokalen Gruppen über die kassierten Beiträge wurde so nicht durchgeführt.
- Die geplanten Treffen mit dem Botschafter der Republik Kuba wurden durchgeführt, sowie zusätzliche Treffen. Insgesamt kann eine sehr solidarische und intensive Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Kuba verzeichnet werden.
III. Teil
- Die geplante Ausstellung junger Maler aus der BRD in La Habana konnte bis heute nicht realisiert werden. - Die geplante Ausstellung "Kinder in der BRD malen ihr Land" konnte nicht durchgeführt werden, weil es uns nicht gelang, eine entsprechende Ausstellung zusammenzustellen.
- Anläßlich des 5. Jahrestages der Gründung der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba wurde auf der "Isla de la Juventud" sowie in der Provinz Matanzas eine Ausstellung der IGM über die Arbeiterjugendbewegung unseres Landes gezeigt, in Matanzas wurde die Ausstellung durch den Botschafter unseres Landes in Kuba eröffnet.
- Die vorgesehene Ausstattung zweier "Casas de la Solidaridad" des ICAP in zwei Provinzen Kubas mit Büchern und Schallplatten aus der Bundesrepublik ist erfolgt.
Die gute Zusammenarbeit mit dem ICAP sei ausdrücklich erwähnt.
Soweit die Bilanz über jeden Punkt des Arbeitsplanes 1979.
Ich möchte nun auf drei Bereiche gesondert eingehen: Mitgliederwerbung, lokale Gruppen und Publikationen.
Zuerst die Zahlen: Am 1.11.78 hatten wir 1.118 Mitglieder, am 1.12.79 1.739 Mitglieder, Das heißt: 619 neue Mitglieder wurden geworben, damit ist unser Ziel, heute 2.000 Mitglieder zu haben, lange nicht erreicht. Obwohl wir einen beachtlichen Zuwachs von 55 % erreicht haben, war es nicht genug. Eine regionale Aufteilung ergibt folgendes Bild:
Postleitzahlbereich |
11.10.78 |
26.11.79 |
Zuwachs |
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In den Regionen also, wo wir wenige und relativ starke lokale Gruppen haben konnten wir also beachtliche Zuwachsraten verzeichnen. Woran liegt das? Dazu müssen wir uns dem Komplex "lokale Gruppen" zuwenden.
Ende letzten Jahres waren wir in 32 Städten mit lokalen Gruppen vertreten, heute haben wir 37 lokale Gruppen, Also, auch hier ein beachtlicher Zuwachs, obwohl das Ziel "40 lokale Gruppen" nicht erreicht wurde. Wie ist aber der Stand der organisatorischen Festigung in diesen lokalen Gruppen, was ist eine lokale Gruppe mehr als erstmal die Kontaktadresse? Gerade hier soll ein nüchternes und realistisches Bild gezeichnet werden, um den tatsächlichen Stand der Entwicklung unserer Gesellschaft darzulegen.
Von 20 lokalen Gruppen. können wir behaupten, daß sie gefestigte und funktionierende Gruppen sind. Sie haben zusammen eine beachtliche Zahl von Veranstaltungen durchgeführt, und es findet ein teilweise beachtliches Innenleben statt. Weitere 10 lokale Gruppen könnten von der Zahl der Mitglieder her durch ein oder zwei Aktivisten durchaus zu einer kontinuierlichen Arbeit befähigt werden. Gerade hier könnten Brigade-Teilnehmer eine große Rolle spielen, und der Vorstand hofft auch Auf die Brigadisten gerade aus solchen Städten.
So wichtig wie die lokalen Gruppen auch für das Wirken und für die Ausstrahlungskraft unserer Gesellschaft sind, so konnte durch sie eins nicht erreicht werden: nämlich die Erfassung aller Mitglieder. Mitte 1979, als wir bereits über 1200 Mitglieder hatten, waren bei den 20 funktionierenden lokalen Gruppen ganze 744 Mitglieder in der Kartei erfaßt, also lediglich 62 % aller Mitglieder. Bedingt durch einen großen Einzugsbereich kann davon ausgegangen werden, daß praktisch jedes zweite Mitglied nicht durch die lokalen Aktivitäten erfaßt wurde, und damit beispielsweise auch die Kassierung nicht funktionieren konnte. Insbesondere bei den größeren lokalen Gruppen stellte sich das zusätzliche Problem, daß die Individuelle Kassierung sehr zeitaufwendig war, und deshalb größtenteils nicht geleistet werden konnte. Das ist leider die Realität. Zwei Schlußfolgerungen ergeben sich unmittelbar: Die Kassierung muß zentral erfolgen, mit einem eigenen Erinnerungs- und Mahnungssystem, und zweitens müssen die Mitglieder verstärkt mit Rundbriefen, Infor-diensten etc. versorgt werden, denn sonst haben sie keinen Kontakt zu uns. Ungeachtet davon sollen selbstverständlich die lokalen Gruppen weiter Ausgebaut werden, und verstärkt vom Bundesvorstand angeleitet werden. Das ist unbestritten. Wir müssen uns aber auch um die anderen Mitglieder kümmern, und dazu müssen wir geeignete Beschlüsse fassen.
Wir wären bereits beim dritten Komplex: Unsere Publikationstätigkeit, Lediglich ein Info-Dienst ist erschienen, weitere Materialien sind speziell zum Kuba-Stand beim Pressefest erschienen, aber im allgemeinen dann nicht mehr zu den lokalen Gruppen gelangt, Versuche, eine Gruppe aufzubauen, die den Info-Dienst regelmäßig, also etwa alle zwei bis drei Monate, herzustellen, hatten keinen Erfolg. So blieb auch diese Tätigkeit wieder bei einer Person, die noch dazu mit weiteren Aufgaben voll beschäftigt war. Ich möchte daran erinnern, daß alle Mitglieder des Vorstands ihre Tätigkeit in der Gesellschaft neben ihren sonstigen Tätigkeiten erledigen müssen, also in der Freizeit. Die Arbeitsbelastung ist also nicht beliebig steigerbar, und das Ergebnis des Wachstums mit den vielfältigen neuen Aufgaben ist auch die starke Vernachlässigung des Publikationswesens. Auch hier müssen die organisatorischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß ein regelmäßiges Erscheinen gesichert ist. Nur mit Appellen an einzelne Mitglieder, noch mehr zu machen, ist es nicht getan. Wir kommen nicht daran vorbei, eine hauptamtlich tätige Kraft einzustellen und ein Büro einzurichten. Eine solche Maßnahme wird große Anstrengungen erfordern, aber nur mit einem entschiedenen Schritt vorwärts können wir unsere Probleme anpacken und lösen.
Liebe Freunde,
Ganz ohne Zweifei stehen die politischen Möglichkeiten der FG im Widerspruch Zu ihren derzeitigen organisatorischen Fähigkeiten. Oder anders gesagt: wichtigste Aufgabe im kommenden Jahr ist die organisatorische Festigung der Gesellschaft, Wir haben darum im Vorstand den Beschluß gefaßt, ab Jan r 1980 in Bonn ein Büro der FG einzurichten, in der unsere Freundin Irene Bielitz arbeiten wird. Wir haben Born gewählt, weil wir so inmitten des politischen Zentrums unseres Landes präsent sind. Weil wir so, den direkten Draht zur Politik und zur Presse haben. Und weil wir so den unmittelbaren Kontakt zu unseren Freunden in der kubanischen Botschaft intensivieren können, Schließlich ist Bonn vom Norden wie vom Süden gleichermaßen erreichbar.
Die Geschäftsstelle in Bonn ist Organ des Vorstandes der FG und wird alle Aufgaben zu erfüllen haben, die heute noch von den Privatschreibtischen der Vorstandsmitglieder erledigt oder leider wagen Überlastung nicht erledigt wurden. Wir werden mit dem Büro kurzfristig alle Anforderungen und Briefe aus den regionalen Gruppen bewältigen können, Wir werden mobiler den Erfahrungsaustausch und die Kommunikation zwischen Vorstand und den Gruppen organisieren können. Wir werden so größere Systematik in die Informationstätigkeit der FG bringen, einmal in Richtung unserer Mitglieder und zum anderen in Richtung Öffentlichkeit. Denn auch das ist ein wichtiges Moment in unserer schnelllebigen Zeit: die FG muß rascher auf politischen Fragen reagieren und Stellung beziehen.
Die Vorteile einer solchen Geschäftsstelle liegen auf der Hand obwohl ich davor warnen möchte, nun von diesem Büro Wunder zu erwarten. Das Büro ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Verbesserung der Arbeit der FG und seine Einrichtung stellt gewiß eine neue Qualität unserer Arbeit dar — dennoch wird es nur soviel zu leisten in der Lage sein, wie wir in den regionalen Gruppen, im Vorstand zu tun bereit sind. Damit bin ich beim zweiten wichtigen Beschluß des Vorstandes für das kommende Jahr, Wir müssen ganz energisch die Finanzkraft der FG, ihre materielle Basis stärken. Auch hier klafft ein großer Widerspruch zwischen den Möglichkeiten der FG und den Realitäten.
Wir haben mit Beginn des Jahres 1978 die Markenkassierung in den Gruppen durch die Gruppensprecher eingeführt. Wir hatten uns davon eine erhebliche Steigerung des Beitragsaufkommens versprochen. Aber genau das ist nicht eingetroffen. Gewiß, es gibt einige gut funktionierende Kassierungen - aber die Mehrheit wird nicht erfaßt, Aus zwei Gründen. Die Kassierung erfolgt auf Mitgliederversammlungen, da sind in der Regel nur die Aktivisten da und zum anderen haben die Kassierer sehr selten die Gelegenheit, die einzelnen Mitglieder aufzusuchen und abzukassieren, da selbst in größeren Städten unsere Mitglieder sehr verstreut leben, auf dem flachen Land ist eine solche Kassierung schon sehr schwer möglich. Hinzu kommt, daß manche Mitglieder gar nicht durch die Gruppen erfaßt sind. Wir wollen darum wieder zum Inkasso durch Daueraufträge zurückkommen oder dort, wo ein solches Konto nicht existiert, per Postanweisung an die Geschäftsstelle in Bonn die Kassierung bewältigen, In der Geschäftsstelle wird die Mitgliederkartei geführt, von dort aus wird zügig die Beitragserfassung vorangetrieben werden müssen. Eine zweite Aufgabe besteht in der regelmäßigen Gewinnung von Spenden für die Arbeit der FG. Um es ganz realistisch zu sagen: Ohne eine gezielte Spendenarbeit, werden wir weder das Büro und die damit verbundene Verbesserung unserer Arbeit finanzieren können, noch den Gruppen eine bessere Anleitung durch qualifizierte Informationsdienste bieten können. Wir denken an die vielen Mitglieder in der FG, die Ärzte oder Lehrer oder freiberuflich Tätige sind, die gern ihren finanziellen Beitrag leisten würden, sie müssen nur angesprochen werden. Zumal uns die Gemeinnützigkeit anerkannt wurde, die Spenden also voll absetzbar sind.
Eine dritte Quelle, die PG finanziell zu stärken, sind die lokalen Veranstaltungen. Sie müssen stets auch unter dem Gesichtspunkt der materiellen Solidarität mit der FG organisiert werden. Veranstaltungen mit Defiziten können wir uns nicht mehr leisten, zumal sie nur dann materiell defizitär ablaufen, wenn sie dilettantisch und ohne Berücksichtigung der in der FG gesammelten Erfahrungen durchgeführt werden. Natürlich bleibt das oberste Ziel jeder Veranstaltung, im Sinne unseres antiimperialistischen Selbstverständnisses aufklärerisch und werbend zu wirken - aber das braucht in keinem Fall im Widerspruch zum Ringen um die materielle Solidarität zu stehen.
Eine vierte Quelle für die materielle Basis der FG stellen die von der FG organisierten Studienreisen dar. Auch hier verfügen wir über Reserven, die längst nicht ausgeschöpft sind. Natürlich sind auch auf diesem Gebiet viele organisatorische Mängel und Schwächen zu überwinden. Aber ebenso gewiß ist, wenn wir energischer diese wichtige Seite unserer Tätigkeit vorantreiben, werden wir politisch effektiver und zugleich materiell sicherer.
Für alle hier genannten Selten der finanziellen Stärkung und Konsolidierung der FG - also Beiträge, Spenden, Reisen und Veranstaltungen – wird uns die Geschäftsstelle in Bonn eine große Hilfe sein, Aber wir alle, die Aktivisten, die Gruppensprecher, die Vorstandsmitglieder, müssen unsere ganze Kraft dafür einsetzen, damit das System der Finanzierung unserer FG endlich funktioniert, Wir sind eine unabhängige, selbstfinanzierte, dem antiimperialistischen Solidaritätsgedanken verpflichtete Gesellschaft. Alles was wir tun, machen wir aus eigenem Antrieb. Darum sollten wir das große Engagement, das so viele Mitglieder in die FG führte, auch ausschöpfen.
Schließlich ein dritter Beschluß des Vorstandes, den ich hier erläutern möchte. Er betrifft die weitere Qualifizierung der Vorstandsarbeit. Wir sind stolz darauf, nunmehr fast sechs Jahre lang die FG aufgebaut zu haben, ihr politisches Ansehen verschafft zu haben, vielen unterschiedlich denkenden Kräften in der FG eine mit Kuba verbundene antiimperialistische Heimat gegeben zu haben. Das ist das Werk aller Mitglieder aber das ist Auch das Verdienst derer, die im Vorstand viele zusätzliche Aufgaben in den Jahren übernommen haben. Das wird so bleiben, denn unsere Aufgaben können nur ehrenamtlich bewältigt werden. Um aber die gewachsenen Aufgaben zu erfüllen, bedarf es rationeller Führungsarbeit. Darum wird heute der Delegiertenkonferenz vorgeschlagen, den geschäftsführenden Vorstand von bisher vier auf sieben Vorstandsmitglieder zu erweitern, mit dem Auftrag, die operativen Aufgaben zügiger zu erledigen, auf Tagesfragen rascher zu reagieren. Die Fragen, die die gesamte FG betreffen, die von langfristiger und grundsätzlicher Natur sind, diese Fragen werden vom Gesamtvorstand diskutiert und entschieden, der dann in jedem Quartal einmal zusammentritt.
Der Vorstand hat über die personelle Besetzung beraten, und schlägt daher als Kandidaten für weitere stellvertretende Vorsitzende Herbert Meyer, Fritz Noll und Ferdinand Zinn vor. Ich bitte Euch, unseren Vorschlägen zu folgen, wir haben sie im Gesamtvorstand diskutiert und wir versprechen uns davon eine größere Effektivität und Mobilität der Vorstandsarbeit.
Liebe Freunde!
Wir gehen in ein ereignisreiches Jahr, das nicht nur im nationalen Sinne eine erhebliche Politisierung des Klimas erfahren wird - auch international Stehen große Aufgaben vor uns. In Lateinamerika vollziehen sich rasche Veränderungen. Die Rolle Kubas in der Welt wächst stetig weiter an. Große Chancen ergeben sich für uns, den Gedanken der Solidarität unseres Volkes mit dem Volk Kubas voranzutreiben. Dazu bedarf es einer weiter gefestigten FG, dazu bedarf es einer organisatorisch wachsenden FG, dazu bedarf es einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit, dazu bedarf es des Engagements aller Kubafreunde.
Ich glaube, wir werden mit der heutigen Delegiertenkonferenz dafür die Wichen stellen und wir werden heute Abend auf unserer Großveranstaltung wieder einen wichtigen Schritt in die Öffentlichkeit tun.
ich bin sicher, daß die Beratungen der heutigen Bundes-Delegierten-Konferenz ein wichtiger Schritt bei der Stärkung und Entwicklung unserer Freundschaftsgesellschaft sind. Damit stärken wir aber die Freundschaft zwischen unseren Völkern und die Völkerverständigung insgesamt.
Es lebe die kubanische Revolution!
Es lebe die Freundschaft mit dem kubanischen Volk!
Hoch die internationale Solidarität!
CUBA LIBRE 1-1981