Teurer Genosse Leonid Iljitsch Breshnew!
Teure Delegierte!
Teure Gäste!
Die neue Welt, in der die alten Kolonialreiche zusammengebrochen sind, die Welt, in der der Sozialismus erstarkt und sich ausbreitet, die Welt, die die in der Geschichte einmalige Ära der Freiheit und Unabhängigkeit der Völker eingeleitet hat, diese Welt wurde möglich dank der Existenz der Sowjetunion, ihrer festen und prinzipientreuen marxistisch-leninistischen internationalistischen Politik und letzten Endes dank ihrer Stärke, die der Imperialismus nach wie vor in Kauf nehmen muß.
Gerade deshalb schenkt die Menschheit in diesen Tagen dem XXVI. Parteitag der sowjetischen Kommunisten besondere Beachtung. Alles hier Gesagte, die Beschlüsse, die auf dem Parteitag gefaßt werden sollen, werden das internationale Leben stark beeinflussen. In einer Situation, da die Kriegsgefahr erneut aufkommt, da über den Völkern der Schatten der Aggression und die Gefahr einer Intervention schweben, treten die Sowjetunion und ihre ruhmreiche Kommunistische Partei, die Sie hier repräsentieren, erneut als die Hoffnung des Friedens, als die Gewähr dafür auf, daß es den Imperialisten nicht gelingen wird, ihre Weltherrschaftsanmaßung Wirklichkeit werden zu lassen und ihren dreisten Hochmut durchzusetzen.
Wie bedauerlich das auch sein mag, aber die Lexik des kalten Krieges kehrt nun erneut in den Sprachgebrauch des führenden Landes der kapitalistischen Welt von heute. Die Entspannungspolitik wird über Bord geworfen, und an ihrer Stelle wird die unsinnige Doktrin der militärischen Überlegenheit kultiviert. Statt der Erfüllung der vereinbarten SALT-Abkommen wird auf die Produktion von immer vollkommeneren Waffenarten gesetzt, was nur zu einem zügellosen Rüstungswettlauf führen kann. Mit der ihnen eigenen Ignoranz versuchen die US-amerikanischen Imperialisten, in Westeuropa 572 nukleare, gegen die Sowjetunion gerichtete Mittelstreckenraketen zu stationieren. Sie haben erneut begonnen, von der Neutronenbombe zu sprechen, sie blähen sagenhafte Rüstungshaushalte auf und bauen gleichzeitig die Ausgaben für die inneren sozialen Programme und die kärgliche Hilfe für die Entwicklungsländer ab; somit bekunden sie ihren extremen Egoismus, treten sie von den Positionen der &Uml;berheblichkeit und der Stärke auf.
Der Beginn der neuen Runde im Rüstungswettlauf und die Rückkehr zum kalten Krieg werden die schwere Krise, unter der heute die Weltwirtschaft leidet, jäh verschärfen. Die Hoffnung darauf, den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt durchzusetzen, die Schlacht gegen Hungersnot, Unwissen und Krankheiten unter den Bedingungen des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit zu gewinnen, würde für die meisten auf unserem Planeten lebenden Völker endgültig schwinden. Die Zahl der sozialen Kollisionen und Spannungsherde sowie die Kriegsgefahr nehmen zu. Eine solche Politik ist ein schweres Verbrechen an der Menschheit.
Die US-Imperialisten versuchen jetzt auch, die nationale Befreiungsbewegung, den Kampf der Völker für soziale Veränderungen in der Welt dem Terrorismus gleichzusetzen. Ein Revolutionär, fortschrittlich gesinnter Politiker oder Kämpfer für Demokratie ist für sie mit einem Terroristen identisch. Durch diese Lüge und Falschheit werfen sie endgültig das Feigenblatt des Schutzes von Menschenrechten weg und treten mit aller Unverschämtheit erneut als Weltgendarm auf.
In Lateinamerika drohen sie mit einer Intervention und schmieden aggressive Pläne, in erster Linie gegen die Patrioten von E] Salvador und Guatemala; sie rüsten in diesen Ländern blutrünstige Regierungen aus, die eine regelrechte Völkermordpolitik betreiben, Gleichzeitig entfesseln sie eine niederträchtige Lügenkampagne gegen die sozialistischen und anderen fortschrittlichen Länder und suchen den Nachweis dafür zu erbringen, daß die Ereignisse in Mittelamerika nicht auf die gerechte Entrüstung der Völker über die Verbrechen, über die jahrelange Unterdrückung und gnadenlose imperialistische Ausbeutung, sondern angeblich auf internationale Verschwörungen zurückzuführen sind. In der gleichen Zeit stören und bedrohen sie das revolutionäre Volk von Nicaragua und versuchen, es einzuschüchtern. Sie unterstützen und bewaffnen die korruptesten und verbrecherischen Diktaturen auf unserem Kontinent, untergraben die Tätigkeit jeder Regierung, die ihre eigene Sprache zu sprechen gewillt ist oder versucht, das Leben des eigenen Volkes zu verbessern. Auf diese Weise bekunden sie ihr Ziel, über die gesamte Hemisphäre das grausamste Herrschaftsregime zu errichten.
90 Meilen von unserem Heimatland entfernt erklingen Stimmen, die erklären, es sei notwendig, uns zu vernichten. Man droht uns unverblümt mit der Errichtung einer Militärblockade. Im Bestreben, das Beispiel des sozialistischen Cuba aus Lateinamerika zu verdrängen, das cubanische Volk für seine Freundschaft mit der UdSSR und der sozialistischen Staatengemeinschaft, für seine unabänderliche Solidarität mit den Völkern Afrikas, mit der weltweiten revolutionären und fortschrittlichen Bewegung zu bestrafen, werden auch härtere Maßnahmen in Erwägung gezogen.
Die gleiche Aggressions- und Drohpolitik trägt der Imperialismus im Süden Afrikas, im Indischen Ozean, in Südostasien und im Nahen Osten zur Schau.
Hier, im Herzen Europas, ist er bestrebt, das mit uns verbrüderte Polen von der sozialistischen Gemeinschaft loszureißen, provoziert er offen eine politische Destabilisierung dieses Landes, was den Söhnen dieses edlen und selbstlosen Volkes unermesslichen sozialen, moralischen und materiellen Schaden zufügt.
Diese "Allmachtspolitik" würde für die Völker eine neue Unterdrückung verheißende Zukunft bedeuten, hätten Kräfte des Friedens und der nationalen Befreiung heute nicht die machtvollen und unerschütterlichen Kräfte des siegreichen Sozialismus an ihrer Seite. Das edle Werk des Sozialismus, das Streben nach einer gerechten, freien, friedlichen und humanen Welt können niemals ausradiert werden.
Wir wissen, daß das Sowjetvolk und seine Kommunistische Partei den Frieden lieben. Die Forderung nach dem Frieden war der erste Appell der vom genialen Lenin geführten Sowjetmacht an die Menschheit in den Tagen, als die ruhmreiche Oktoberrevolution gesiegt hatte. Der Frieden bildet das Motto und das Kernstück der auf dem XXIV. und dem XXV. Parteitag ausgearbeiteten Programme. Und, wie es der ruhige, feste und mutige Bericht und die neuen großartigen Initiativen des unermüdlichen Verfechters dieser edlen Prinzipien, Leonid Iljitsch Breshnew, zeigen, bleiben der Friedenskampf und das Bestreben, ihn allen Völkern zu erhalten, auf diesem, dem XXVI. Parteitag weiterhin im Blickpunkt der Kommunisten. Der Sozialismus braucht weder Kriege noch Wettrüsten. Darin besteht denn auch einer der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus.
Die Welt will den Frieden und fordert den Frieden. Dies wurde vor wenigen Tagen von Repräsentanten der 92 Länder und nationalen Befreiungsbewegungen auf der Außenministerkonferenz der nichtpaktgebundenen Staaten in Delhi bekräftigt. Gerade deshalb hat der Parteitag der sowjetischen Kommunisten, auf der Wahrheit der Sache des Sozialismus und auf der Stärke dieses großen Landes aufbauend, erneut gezeigt, daß die UdSSR heute wie gestern das Hauptbollwerk des Friedens und der Unabhängigkeit der Völker ist.
Der Sozialismus hat gezeigt, daß er sich zu verteidigen weiß, daß er vor keinem Feind zittert. Um ihr Recht auf das Leben und die Unabhängigkeit, auf das Wohlergehen und den Frieden der jetzigen und der künftigen Generationen zu schützen, werden die revolutionären Völker ohne Zögern die Opfer bringen, die die Umstände erfordern werden! Ernst und entschlossen bauen wir die neue, sozialistische Gesellschaft auf. Wir sind dem schöpferischen Aufbauwerk uneingeschränkt ergeben, doch mit der gleichen Entschlossenheit bereiten wir uns darauf vor, das Heimatland zu verteidigen, um dessen Befreiung mehr als hundert Jahre lang gerungen wurde. Wir werden für jeden Fußbreit unseres Bodens auf Leben und Tod kämpfen, sollte es der Imperialismus wagen, unsere sozialistische Heimat zu überfallen. Wir werden den Palmenzweig nicht zurückweisen, sollte er uns gereicht werden, doch in der gleichen Zeit werden wir vor einer Aggression nicht zurückweichen. Die Prinzipien werden nicht preisgegeben!
In dieser Schlacht um unsere Souveränität, in unseren ständigen Bemühungen um die Sicherung der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft erwiesen uns die Sowjetunion, ihr Volk und ihre Kommunisten stets brüderliche, internationalistische Hilfe. Deshalb möchten wir hier, auf dem XXVI. Parteitag der KPdSU; erneut unser Gefühl des ewigen Dankes bekunden. Darüber hinaus danken wir nicht nur für all das, was für uns getan wurde, sondern auch dafür, was dieses große Land und sein großes Volk für die ganze Menschheit getan haben.
Der 2. Parteitag unserer Partei hat der ganzen Welt stolz bekundet, daß die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Cuba ein Musterbeispiel der auf gegenseitiger Achtung beruhenden brüderlichen Freundschaft sind. Wir sind Freunde des freigebigen und heroischen Volkes,. das uns so riesengroße Hilfe hat angedeihen lassen, und wir werden stets seine treuen Freunde sein. Undank, Opportunismus oder Verrat werden niemals in unsere Herzen einschleichen!
Mit dem Gefühl der unverbrüchlichen Freundschaft begrüßen wir im Namen der cubanischen Kommunisten und im Namen unseres ganzen Volkes, das ebenfalls dem kommunistischen Ideal folgt, den Parteitag Ihrer Partei und sagen Ihnen:
Es lebe Lenin!
Es lebe die ruhmreiche Kommunistische Partei der Sowjetunion!
Es lebe der proletarische Internationalismus!
Es lebe der Frieden!
Heimat oder Tod! Wir werden siegen!
CUBA LIBRE 4-1980