"Eines Tages werden wir vielleicht länger leben als Methusalem"

Fidel Castro über die Erfolge im kubanischen Gesundheitswesen - "Wir werden Afrika 30, 40 oder 50 Jahre helfen müssen"

Havanna, den 23.3.1979, 2047 GMT (RADIO 5AYARNA, span.)

Bei der Einweihung eines Krankenhauses in der Stadt Cienfuegos am 23.3. hat der kubanische Staats- und Parteichef Fidel Castro eine Rede gehalten, in der er sich ausführlich mit den Erfolgen im Gesundheitswesen seines Landes befaßte. Er sagte unter anderem:

(Auszüge) "Verehrte Gäste, verehrtes Volk von Cienfuegos, soweit ich sehe, muß man hin und wieder hier nach Cienfuegos kommen (Gelächter und Beifallsrufe). Es gibt immer ein neues Projekt, eine neue Fabrik, eine Schule, ein Stadion...

Es gibt nicht viele Statistiken für die Jahre 1956, 1957 und 1958, weil es zu jener Zeit weder Krankenhäuser noch Informationen gab. Was es gab, war eine Menge kranker, hilfloser Menschen, viele Epidemien und Tote, und vor allem viele Kinder, die vor ihrem ersten Geburtstag starben. In den Jahren der Revolution wurden zahlreiche Krankheiten ausgelöscht. Die erste war die Kinderlähmung Die Tuberkulose wurde im wesentlichen ausgelöscht und unter Kontrolle gebracht. viele Krankheiten wurden entweder ausgelöscht oder auf ein Minimum reduziert, und jene, die noch verbleiben, werden zäh bekämpft, und die Ergebnisse sind wahrhaft ermutigend.

Zum Beispiel eine Statistik: Wir glauben, daß die Lebenserwartung für jemanden, der vor der Revolution geboren wurde, ungefähr 50 Jahre betrug. Bereits in den ersten Jahren der Revolution, zischen 1960 und 1965, stieg die Lebenserwartung auf 63 Jahre für Männer und 67 für Frauen. (Beifall) Wie Sie sehen können, scheint es, daß die Frauen aus einigen Gründen (Gelächter und Beifallsrufe), es scheint, daß sie mehr aufpassen und in der Gesundheitspflege disziplinierter sind. Aber unter anderen auch deshalb, weil sie mehr gebraucht werden (Beifallsrufe), leben sie länger. (Beifallsrufe) Jetzt, von 1975 an in der Fünfjahrperiode von 1975 bis 1980 ‚ist die Lebenserwartung bereits auf 70,2 Jahre für Männer und 73,5 Jahre für Frauen gestiegen. (Beifallsrufe) Sehen Sie, wie glücklich die jungen Mädchen sind. (Gelächter und Beifallsrufe), die erwarten, mindestens 73,5 Jahre zu leben. Wir hoffen, daß die Lebenserwartung steigen wird, weil sie sich von Jahr zu Jahr verbessert...

Die Geburten in Krankenhäusern betragen bereits 98,2 Prozent, fast 100 Prozent der Babys werden in Krankenhäusern geboren. Manchmal haben, durch Zufall oder wegen Schwierigkeiten, etwa 44,5 Prozent nicht die Zeit, ins Krankenhaus zu kommen. (Gelächter) Jetzt ist die Kindersterblichkeit auf 22,3 von 1.000 Lebendgeburten gesenkt worden. Wir schätzen, daß sie vor der Revolution bei 66 (auf 1.000 Lebendgeburten - MD) lag. Dies stellt uns bereits auf ein sehr hohes Niveau. Zum Beispiel sind wir in der Lebenserwartung bereits ungefähr auf dem Niveau von Kanada und den Vereinigten Staaten. Trotz all ihres Reichtums und ihrer technologischen Entwicklung, der Blockade unseres kleinen Landes und all dessen waren wir bereits in der Lage, eine Lebenserwartung zu erreichen, die der Kanadas und der Vereinigten Staaten ähnlich ist. In der Kindersterblichkeit sind wir bereits sehr nahe an das Niveau der entwickelten Länder herangekommen.

"Niedrige Sterblichkeitsraten"

Die Vorschulsterblichkeit, zwischen einen und vier Jahren, liegt bei 1,1 Prozent auf 1.000 Einwohner. Die Sterblichkeit im Schulalter, zwischen fünf und 14 Jahren, liegt bei 0,4 auf 1.000 Einwohner. Die Müttersterblichkeit liegt bei 4,5 auf 10.000 Lebendgeburten. Eine weitere Zahl, die zeigt, daß Verbesserungen auf anderen Gebieten gemacht wurden, ist die folgende: 1962 betrug die Sterblichkeitsrate bei akutem Durchfall 57,5 auf 100.000 Einwohner, und heute beträgt sie 4,9 auf 100.000 Einwohner. Das ist die Rate von 1978 als Folge der Schlacht, die gegen diese Arten von Krankheiten geführt wurde. 1959 betrug die Sterblichkeitsrate bei Tuberkulose 16,6 auf 100.000 Einwohner, Heute beträgt sie 2,2 auf 100.000 Einwohner. Wie Sie sehen können, ist es zunehmend schwieriger, von diesen Krankheiten zu sterben, und infolgedessen wird das Leben verlängert. Wenn wir diesen Weg fortsetzen, werden wir vielleicht eines Tages länger leben als Methusalem, der berühmte Methusalem. (Gelächter)

Für jedes Kind, das geboren wird, wird die Mutter vom Arzt durchschnittlich zehnmal untersucht. Einige mehr, andere weniger, aber der Durchschnitt liegt bei zehn Untersuchungen. Wie Sie sehen können, erhalten die Kinder vor der Geburt medizinische Fürsorge. 1978 gab es 315.065 Blutspenden. Als wir die Kampagne zum Blutspenden begannen, gab es nur wenige tausend, nicht einmal 10.000. Ich kann mich erinnern, als wir die 100.000 erreichten, und jetzt heben wir die 300.000 pro Jahr überschritten...

1959 hatten wir 6.000 Ärzte, fast alle von ihnen in der Stadt Havanna. Keiner von ihnen war auf dem Lande, und ungefähr die Hälfte von ihnen wurde uns genommen. Bis 1978 hatten wir 14.642 Ärzte. (Beifall) Die große Mehrheit von ihnen wurde im Sozialismus mit anderen Konzepten ausgebildet. Wir haben jetzt einen Arzt auf 662 Einwohner. Es gibt 3.514 Zahnärzte. Wir haben jetzt 26.79 Krankenschwestern. (Beifall) Die Anzahl der Techniker auf mittlerer Ebene - ohne Krankenschwestern - beträgt 22.564.

Die Anzahl der Studenten, die in den medizinischen Schulen für da: Halbjahr 1978-1979 eingeschrieben sind, beträgt 11.039. Ungefähr 3.500 bis 4.000 neue Studenten schreiben sich jedes Jahr ein, und diese Zahl wird weiterhin zunehmen. Wir werden eine medizinische Schule in jeder Provinz, in jeder der 14 Provinzen haben. Einige von ihnen werden mehr als eine haben, die gleich nach den Krankenhäusern wie dieses gebaut werden. Der Tag wird kommen, wo wir jedes Jahr so viele Ärzte von der Schule entlassen, wie es im Lande gab, als die Revolution triumphierte. (Beifall)

"Bald 5.000 bis 6.000 Ärzte jährlich"

Der Tag wird kommen, wo wir 5.000 bis 6.000 Ärzte jedes Jahr von der Schule entlassen. Das Gesundheitsministerium verfügt über 255 Krankenhäuser, 129 zahnärztliche Kliniken, 371 Polikliniken, 57 Krankenhäuser auf dem Land, 53 Altenheime, 131 medizinische Stationen auf dem Land, 37 öffentliche Gesundheits- und epidemiologische Laboratorien, 22 Blutbanken, was insgesamt 1.055 medizinische Einrichtungen im ganzen Land ausmacht.

Wir haben jetzt sieben medizinische Schulen, aber wir werden mehr als 20 haben. Unsere Ärzte, Krankenschwestern und Techniker arbeiten nicht nur in Kuba, sondern in ungefähr 20 anderen Ländern, Ländern der sogenannten Dritten Welt, in Afrika, Asien und der Karibik. Dieses Jahr werden wir 1.167 Ärzte und Zahnärzte in folgenden Ländern arbeiten haben: Angola, Algerien, Benin, Kapverden, Kongo, Äthiopien, Polisario-Front, Guines-Bissau, Guinea, Äquatorialguinea, Guyana, Irak, Jamaika, Libyen, Mali, Mosambik Sao Tome und Principe, Tansania, Südjemen und Vietnam. (Beifall) Zusätzlich zu den Ärzten werden wir 635 Krankenschwestern und 535 Techniker haben, die im Ausland arbeiten, was eine Gesamtzahl von 2.337 Gesundheitsarbeitern ausmacht.

Diese Anzahl wird gewiß ansteigen, weil sich die Beziehungen entwickeln und neue politische Prozesse entstehen, wir wissen zum. Beispiel, daß einige jener Länder eine schreckliche Situation erleben. Der Fall Äthiopien ist sehr ernst. Sie hatten insgesamt 125 Ärzte für 35 Millionen Einwohner. Im Vergleich: wir haben 414.000 Ärzte für fast zehn Millionen Einwohner, das heißt 120 Mal mehr Ärzte, als sie haben mit einem Drittel ihrer Bevölkerung.

Es gibt aber Länder, Kamputschea zum Beispiel, wo eine schreckliche und unmenschliche Politik des Völkermordes betrieben wurde, die zum Tode von Millionen von Menschen führte. Dieses Land hat, glaube ich, nur zwei Ärzte. Es ist eine sehr schwierige Situation für viele Länder, einige Länder haben mehr wirtschaftliche Ressourcen als andere. Einige haben mehr wirtschaftliche Ressourcen. Sie zahlen für die medizinische Zusammenarbeit, und wenn die Länder keine wirtschaftlichen Ressourcen haben, liefern wir ihnen kostenlos medizinische Hilfe. (Beifall)

"Hilfe für Äthiopien"

Zum Beispiel ist Äthiopien einer dieser Fälle. Dieses Jahr werden wir bereits 139 Ärzte, 87 Krankenschwestern und 84 Techniker dort haben, also insgesamt 310 medizinische Arbeiter haben. Und dies ist eine Zusammenarbeit, die die Länder sehr anerkennen. Unsere Ärzte sind durch ihre Arbeitshingabe, und weil sie ihre Dienste in weit entlegenen Ländern und in den entlegenen Ecken in diesen Ländern anbieten, sehr beliebt. In einigen Fällen wie im Jemen helfen wir, Universitäten zu errichten, so daß sie ihre Ärzte ausbilden können.

Auch in Äthiopien werden wir mit ihnen bei der Entwicklung ihrer medizinischen Fakultät zusammenarbeiten, so daß sie ihre Ärzte ausbilden können. Natürlich wird es Dutzende und Aberdutzende von Jahren dauern. Es könnte 30, es könnte 40, oder es könnte 50 Jahre dauern, bis das Niveau der Ärzte pro Einwohner erreicht wird, das wir im Augenblick haben..."

CUBA LIBRE
(SCH)

CUBA LIBRE 1-1980