CTC (Confederación de Trabajadores de Cuba)

Bericht über den Besuch einer Brigadedelegation im Hauptsitz der CTC (Confederación de Trabajadores de Cuba) am 30. Juni 1976 in Havanna.

Zunächst wurden wir von drei Sekretären der CTC-Zentrale herzlich begrüßt. Anschließend erhielten wir von ihnen einen Bericht über die augenblickliche Situation der Gewerkschaft in Kuba:

In dieser 1939 gegründeten Bewegung sind 2.165.000 Kubaner organisiert, davon ca. 640.000 Frauen, Das sind 92,2% aller arbeitenden Kubaner, wobei versucht wird,auch den übrigen 7,8% das für den Beitritt erforderliche Bewußtsein zu vermitteln. Die Mitgliedschaft in der CIC steht jedem gegen Bezahlung arbeitenden Bürger zu, Es gibt 23 Gewerkschaftsgruppen, wobei die der Landwirtschaft mit 550.000 Mitgliedern die größte und die der Luftfahrt die kleinste ist. Von den 211.000 Funktionären der CTC sind 72.000 Frauen und 139.000 Männer.

Verhältnis zu den anderen Organisationen

Die Doppelmitgliedschaft in der CTC und der PCC (Partido Communista de Cuba) ist möglich, Ausgeschlossen ist das Zusammenfallen von Leitungsfunktionen in beiden Organisationen in einer Person; so kann z.B. in einem Betrieb nie derselbe der Partei- und Gewerkschaftsführung angehören; abwechselnd ist dies allerdings möglich, Die Beziehungen zwischen CTC und PCC sind eng. Von den 211.000 Funktionären der Gewerkschaft sind 10.000 in der PCC und 20.000 in der UJC (Union de Jovenes Communistas).

An der neu zu schaffenden Verwaltungsorganisation der Poder Popular nehmen die Arbeiter über die Gewerkschaft als Vertreter ihrer Interessen teil.

CTC und FMC (Federacion de mujeres de Cuba) verbindet die gemeinsame Anstrengung um die soziale Stellung der Frau, um bessere Ausbildung und um eine wirksame Unterstützung der Frauen, die sich neben ihrer Arbeit noch um Familie und Haushalt kümmern müssen.

Teilnahme an der staatlichen Planung

Die Teilnahme der CTC an der Planung ist in der neuen kubanischen Verfassung verankert. Die Leitung der CTC arbeitet eng mit den staatlichen Planstellen zusammen. So ist der Generalsekretär der CTC Mitglied im Ministerrat Kubas, In jedem Ministerium ist die CTC an der zentralen Planaufstellung beteiligt, Die jeweiligen Planvorstellungen werden in den Betrieben diskutiert und mit Stellungnahmen wieder an die Planungsstellen zurückgegeben. 1975 haben sich mehr als 1.260.000 Arbeiter an der Diskussion um den Wirtschaftsplan beteiligt.

In den Betrieben ist es Aufgabe der CTC, die verabschiedeten Planziele mit durchzuführen und evtl. notwendig werdende Korrekturen zu erreichen, Dabei ist jeder Arbeiter aufgerufen, aus seinem Arbeitsbereich etwaige Anregungen bei Kollegen, auf Betriebsversammlungen oder bei der Gewerkschaft vorzubringen. Die Gesamtheit dieser Mitarbeit der Arbeiter fließt so wieder in die staatliche Planung ein.

Zur Zeit des Aufenthalts der Brigade in Kuba fand in den Betrieben eine breite Diskussion über die Möglichkeiten der Materialeinsparung statt.

Weitere Aufgaben

Neben der Planaufstellung und -kontrolle hat die CTC die Aufgabe, Unstimmigkeiten im Betrieb zu klären und zu lösen, Wenn z.B. ein Arbeiter mit einer Maßnahme der Betriebsleitung nicht einverstanden ist, kann er sich an den Betriebsrat wenden, der die Angelegenheit dann regelt.

Ein wichtiges Moment im kubanischen Wirtschaftssystem sind die Normen, Nachdem seit der Revolution zunächst einige Varianten erprobt wurden, ist man in Kuba seit kurzem zu einem Norm- und Plansystem übergegangen, das sein Vorbild in den sozialistischen Staaten Europas hat. Die Gewerkschaften arbeiten mit bei der Aufstellung und Durchführung der Normen, Sie veranstalten Diskussionen in den Betrieben über Sinn und Zweck der Normen und ihrer Ausführung und bringen die dabei gewonnenen Erkenntnisse wieder in die Normplanung ein.

Weitere Gewerkschaftsaufgaben sind: Kultur-, Sport- und Sozialarbeit; Schulung der Mitglieder in ökonomischen Fragen; Jugend- und Ferienbereich; Internationale Probleme; Zeitschrift für alle Arbeiter "Los Trabajadores" (erscheint wöchentlich).

Lohnsystem

Es gibt grundsätzlich acht Lohngruppen von 85 bis 283 Pesos,. Hinzu kommen Zulagen von 15 bis 75 Pesos, z.B. für besonders schwere Arbeit, Das Durchschnittseinkommen betrug 1975 140 Pesos,- wobei eine Umrechnung auf unsere Verhältnisse fast unmöglich ist, da weite Bereiche der Daseinsvorsorge wie ärztliche Versorgung, Ausbildung, Kleidung, Essen, Sport, Mieten, Transportmittel praktisch kostenlos sind. .Mittlerweile wird etwa die Hälfte der Arbeiter nach Produktionskennziffern entlohnt, d.h. hier wurde nach umfangreichen Untersuchungen eine genaue und gerechtere Einstufung der jeweiligen Arbeit vorgenommen, was deshalb notwendig war, weil einmal vor der Revolution ein Lohnsystem bestand, das nur die Absicherung der Ausbeutung bezweckte und weil in den ersten Jahren nach der Revolution die erbrachten Arbeitsleistungen wegen organisatorischen Mängeln zu ineffektiv waren.

Soziale Sicherheit

Bei Krankheit erhielt ein Arbeiter vor der Revolution neun Tage Lohnfortzahlung und das auch nur höchstens einmal im Jahr; heute erhält er 26 Wochen lang seinen Lohn weiter und wird anschließend auf der Basis von Krankengeld weiter bezahlt, das sind 75% des Lohnes, wenn er zu Hause liegt.

Rente kann der kubanische Arbeiter heute ab 60 Jahren (55 Jahren bei schwerer Arbeit) und die kubanische Arbeiterin ab 55 Jahren (bei schwerer Arbeit ab 50 Jahren) beziehen, Bis 1972 waren dies 100% des letzten Lohnes, was aber die Leistungsfähigkeit des Systems überforderte, Nach einer breiten Diskussion über dieses Problem wurde dann folgendes beschlossen: Die Pension beträgt 50% des durchschnittlichen Lohns in den letzten fünf Jahren und für jedes Arbeitsjahr ab dem 25, gibt es 1% mehr, bei schwerer Arbeit 1,5%.

Bei Weiterbildung und höherer Qualifizierung wird der Lohn zu 100% weitergezahlt. Die Arbeitszeit beträgt täglich 8 Stunden (44 wöchentlich, 190 halbjährlich), zu denen Überstunden hinzukommen, wobei aber 10 Stunden täglich (50 Stunden wöchentlich) nicht überschritten werden dürfen.

Brigade-Info / Ein Reisebericht aus Kuba - 1976