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Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. - Ausgabe 13, 15.10.2005
Woche des "Schwulen Kinos" – Schwulenfilmwoche in Havanna
Ein Gesundheitsprogramm für homosexuelle Männer (HSH) und das Projekt 23 des ICAIC (cubanisches Institut für Filmkunst und Filmindustrie) fanden sich zusammen, um die erste Filmwoche dieser Art in der Geschichte Cubas zu veranstalten. Sie fand in einem zentral gelegenen Kino im Herzen Havannas statt und trug den Namen "Sexuelle Vielfalt".
300 Personen applaudierten einem britischen Film, bei dem es um einen rüden heterosexuellen Mann und seine hübsche und gefühlvolle Partnerin geht, die in einem männlichen Körper gefangen ist. Raul Regueiro, der das HSH-Programm des Nationalen Zentrums zur Vorbeugung von Infektionen durch Geschlechtsverkehr und HIV/AIDS (Cenesex) koordiniert, will mit diesem "Sprung in die Öffentlichkeit" erreichen, dass sich jeder im Einklang mit sich selbst und der Gesellschaft, die ihn umgibt, befindet, die unter anderem auch aus homosexuellen Männer besteht. Die Annahme unserer Sexualität erhöht unsere Lebensqualität und versetzt uns in eine bessere Position, verantwortlich mit dem Schutz etwa vor AIDS umzugehen. Seit dem Jahr 2000 versuche man mit dieser Art Aktionen eine größere Bandbreite von Leuten zu erreichen, um die Anfälligkeit von Homosexuellen, Bisexuellen, Transvestiten und Transsexuellen zu vermindern und deren soziale Akzeptanz zu fördern.
Die Filmwoche ist also die Fortführung der Videodebatten und anderer Aktionen, die seit fünf Jahren zweimal pro Woche in den verschiedenen Provinzen stattfinden. Das Projekt HSH ist Teil eines vom Gesundheitsministerium angenommenen Plans und wird vom Weltfonds im Kampf gegen AIDS, TBC und Malaria unterstützt.
Wenn zu Beginn der Woche noch hauptsächlich Schwule im Kino zu sehen waren, begann ab Mittwoch ein gemischteres Publikum die Veranstaltungen zu frequentieren.
Begleitet war das Ganze mit einer Plakataktion. Ein Poster zeigt das Foto eines Vaters mit seinem Sohn. "Er gleicht dir nicht in allem, aber das macht ihn nicht anders. Achte die sexuellen Vorlieben deines Sohnes, hör nicht auf, in ihm die wundervolle Person zu sehen, die du geformt hast." heißt es in dem Text darunter. "Es liegt in deiner Hand, ihn zu verstehen und zu akzeptieren", heißt es weiter in der Kampagne.
Cuba hat bei 11,2 Millionen Einwohner 6.288 HIV-Positive. 5.034 davon sind Männer, 68% davon hatten homosexuelle Beziehungen. Die daraus sich ergebende Notwendigkeit, AIDS in der männlichen Bevölkerung vorzubeugen, war sicher ein Auslöser für die Kampagne. Aber nach Aussage von Mariela Castro sei trotz immer noch vorherrschender Machokultur in Cuba jetzt die Zeit günstig, Verständnis für die Homosexualität zu fördern.
R.F., Rebelion
Cuba kompakt, 15.10.2005
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