Verlierer des Tages: Bacardi

Im Sport gilt als fair, wer eine Niederlage mit Würde trägt. In Wirtschaft und Politik aber ist die Retourkutsche des Verlierers üblich. Auch der US-Spirituosenhersteller Bacardi akzeptiert nichts anderes als einen »Sieg«. Kein Wunder also, dass der Konzern jetzt gegen eine Entscheidung der US-Regierung klagt, nach der der in Kuba hergestellte Rum Havana Club bei Aufhebung der Blockade auch in den USA vertrieben werden darf – obwohl Bacardi dort unter dem gleichen Namen einen eigenen Schnaps verkauft.

Mit fast 20 Prozent der weltweiten Rumverkäufe im Wert von rund 35 Milliarden Dollar (31,4 Milliarden Euro) sind die USA der größte Markt für den Zuckerrohrschnaps. Noch hält Bacardi daran einen Anteil von 34 Prozent. Doch der vom staatlichen kubanischen Unternehmen Cubaexport und dem französischen Getränkekonzern Pernod Ricard vertriebene »kultige« Havana Club ist schon jetzt weltweit die Nummer drei. Es geht im Schnapsstreit um viel Geld, aber auch um Macht und Politik.

Aus der 1862 in Santiago de Cuba gegründeten Destille der Familie Bacardi war während der Prohibition in den USA (1920–1933) durch Geschäfte mit der Schmugglermafia Cosa Nostra ein Imperium geworden. Als sich 1958 der Sieg der kubanischen Revolution abzeichnete, verließ der Clan die Insel, mischte sich aber weiter in deren innere Angelegenheiten ein. Der Konzern finanzierte zahlreiche Contra-Aktionen. Zum größten Erfolg zählte der von Bacardi-Anwälten entworfene und 1996 verabschiedete Helms Burton Act, durch den die US-Blockade zu einem Gesetz wurde, das nur der Kongress wieder abschaffen kann. Durch die Blockade steht der Verkauf von kubanischem Rum in den USA bislang unter Strafe. Bacardi profitiert davon, doch das könnte sich künftig ändern. »Es ist nicht fair, dass wir jetzt wieder in den Kampf ziehen müssen«, jammert deshalb Bacardi-Manager Rick Wilson, der sich zum Kämpfer für die »Opfer der Revolution« stilisiert.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Junge Welt, 21.03.2016