Kuba und das Internet

Oft wird Kuba hier in der Presse kritisiert, weil es keinen Internet- und Telefonzugang wie z.B. hier in Deutschland bietet.

WLANHotSpot in Havanna

Internetnutzung an einem WLANHotSpot in Havanna.
Foto: Othmar Kyas /wikimedia / CC BY-SA 4.0

Oft wird Kuba hier in der Presse kritisiert, weil es keinen Internet- und Telefonzugang wie z.B. hier in Deutschland bietet. Dies ist eine sehr, sehr einseitige Betrachtung, die viele Dinge ausblendet. Kuba ist - trotz aller sozialen Fortschritte in Gesundheitswesen und Bildungswesen - ein Entwicklungsland. Wie viele Menschen haben in Afrika oder der Karibik oder den Armenviertel in Brasilien Telefon oder gar Zugang zu schnellem Internet? Außerdem wird die Rolle der USA und ihrer Blockade völlig ausgeblendet: z.B. war der einzige Zugang für Kuba zum Internet bis vor kurzer Zeit nur über Satellitenverbindungen der USA, die zu weit überhöhten Preisen an Kuba vermietet werden. Des weiteren muss beachtet werden, dass Kuba in der Sonderperiode Ende der 80 Jahre bis Mitte der 2000er nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Europa seine Wirtschaft völlig neu organisieren musste, da 80% des Außenhandels weggebrochen waren usw. - da hatte der Erhalt des Bildungswesens, des Gesundheitswesens und der sozialen Grundstruktur für die Regierung und die Bevölkerung einfach erste Priorität.

Es tut sich was

Die Lage wird aber seit zehn Jahren Schritt für Schritt besser. Mit der Verlegung eines Seekabels von Venezuela nach Kuba wurden die Möglichkeiten des Internets erheblich erweitert. Inzwischen gibt es über 500 Hotspots in den größeren Städten in Kuba. Bei elf Millionen Einwohnern gibt es inzwischen über 3,5 Millionen Mobiltelefone in Kuba und das Mobilfunknetz wurde von GMS Standard in UMTS-Qualität ausgebaut, 2018 sind erste LTE-Strecken geplant. War noch Anfang der 90er ein Telefonanschluss in privaten Haushalten selten, verfügt heute ca. jeder zweite Privathaushalt über Telefon. Seit 2017 wird in Zusammenarbeit mit China eine erste Laptop- und Tablett-Fabrik in Kuba gebaut - zu erst einmal für Produkte für eigene Firmen und Einrichtungen, ab 2019//2020 dann auch mit Produkten für den Privathaushalt. Auch die Einführung von Mobilbanking ist nun vorgenommen. Die staatliche „Banco de Crédito y Servicios“ (Bandec) hat den neuen Service nach einer mehrmonatigen Testphase für die Öffentlichkeit freigegeben. Die rund 3,5 Millionen kubanischen EC-Kartenbesitzer können so nach der persönlichen Anmeldung über eine Smartphone-App verschiedene Bankdienste digital abwickeln. Einige der neuen Möglichkeiten richten sich auch speziell an Kunden aus dem Privatsektor. Dies soll nicht über die Probleme hinwegtäuschen und das zu deutschem Standard noch einiges fehlt. Es sollten nur die Hintergründe und die Vorgeschichte nicht vergessen werden. Das Internet und das mobile Telefonieren sind in Kuba deutlich billiger geworden. Dies führt dazu, daß hier lebende Kubaner die Mobiltelefonkarte ihrer Bekannten in Kuba mit Guthaben auffüllen, da mit dem Dienst IMO eine Stunde Videotelefonie von Kuba nach Deutschland einen Dollar kostet, während die Kosten für ein Telefonat von Deutschland nach Kuba zwischen 0.5€ bis 2€ pro Minute liegen. Ein CUC ist für Kubaner allerdings bei ca. 30 CUC Verdienst im Monat immer noch viel.

Chaos Computerclub untersuchte das Snet in Havanna

Der Chaos Computerclub bemängelte die langsame Geschwindigkeit der Verbindungen von 500 bis 600k bit pro Sekunde, war aber überrascht, was die Kubaner aus ihren Möglichkeiten machen. Auch der hohe Preis für die Kubaner wurde angesprochen (Das Surfen kostet derzeit ein US-Dollar pro Stunde – früher waren es 4,5 Dollar pro Stunde). Billiger ist DSL mit 1Mbit Geschwindigkeit mit 15 Dollar pro Monat Grundgebühr und 30 Stunden Internet pro Monat inklusive. Es gibt bisher 11.000 Kunden und soll dieses Jahr auf 38.000 ausgebaut werden - bescheidene Zahlen, aber ein Anfang und es sollte nicht vergessen werden, vor 10 Jahren war hier ein 1 MBit auch noch der Standard.



CUBA LIBRE Roland Armbruster

CUBA LIBRE 2-2018