Kuba zu Gast bei Rosa

Auf der diesjährigen Luxemburg-Konferenz wird die Befreiung der Cuban Five gefeiert.

Auf jeder der bislang zwanzig von der jungen Welt ausgerichteten Rosa-Luxemburg-Konferenzen war das sozialistische Kuba präsent, und insbesondere die Solidarität mit den Cuban Five. Am zweiten Januar-Samstag 2015 sollte zum ersten Mal einer der Fünf persönlich sprechen. René González konnte die Einladung nicht annehmen, denn wichtige Entwicklungen würden dem entgegenstehen, hatte es im November zur Begründung geheißen. Und tatsächlich, Kuba konnte am 17. Dezember 2014 den vielleicht größten Sieg der kubanischen Sache seit der zurückgeschlagenen Schweinebucht-Invasion feiern.

Heinz Langer und Héctor Corcho

Ein großer Moment auf der Konferenz.
Foto: Gabriele Senft

Gefeiert wurde auch in Berlin auf der ersten Zusammenkunft dieser Art nach dem großen Ereignis. Aber der Reihe nach.

Amboss oder Hammer

Hans Modrow und Volker Hermsdorf nahmen die Vorstellung ihres Buches »Amboss oder Hammer« (siehe Bericht in dieser Ausgabe der Cuba Libre) zum Anlass, über die aktuelle Situation in Kuba zu sprechen.

Hans Modrow betonte, dass Kuba sich mit neuen äußeren Bedingungen konfrontiert sieht, die eine großer Stärke, eine hohe Stabilität und internationale solidarische Unterstützung notwendig machen werden. Der ehemalige DDR-Ministerpräsident wies darauf hin, dass es in Deutschland mitunter an Verständnis für die strategische Bedeutung der jüngsten wirtschaftlichen Investitionen fehle. Der Containerhafen Mariel konnte dank brasilianischer Finanzierung seinen Betrieb aufnehmen. Der Kanaldurchstoß in Nikaragua erfolgte mit chinesischen Investitionen. Die US-Regierung habe erkannt, dass sie im Begriff sei, ihr Hinterland zu verlieren und reagieren müsse. In einer immer komplexeren Welt ist Lateinamerika zu einer treibenden Kraft geworden, und für Lateinamerika bleibt Kuba die Insel der Hoffnung, so Modrow.

Der Journalist Volker Hermsdorf betonte, weder er, ein früherer höherer Gewerkschaftsfunktionär, der Hartz IV nicht verhindern konnte, noch Modrow, der Konkursverwalter eines zugrunde gehenden Staates, sähen sich in der Position, Kuba Ratschläge zu erteilen.

Auch wenn ihm bewusst sei, welche Sorgen bezüglich Kubas Zukunft existierten, so sei es um so wichtiger, sich zu vergegenwärtigen, dass Kuba nicht eingeknickt sei. Hans Modrow hatte schon die symbolische Bedeutung der Gleichzeitigkeit der Ansprachen von Raúl Castro und Obama am 17. Dezember betont. Hermsdorf unterstrich, dass Kuba in allen Punkten seine über Jahre hinweg vertretenen Positionen und Forderungen durchgesetzt habe: Die Freilassung der Fünf war immer die Grundbedingung für Gespräche. Kuba hat immer die Normalisierung der Beziehungen gefordert. Das Ende der Blockade war immer eine Kernforderung – und die Freilassung von Gross stand als Angebot im Raum. Nicht Kuba sei zu Kreuze gekrochen, sondern die US-Regierung habe das Heft aus der Hand gegeben, schlussfolgerte Hermsdorf.

Jubel für die Fünf

Dann bat junge-Welt-Geschäftsführer Dietmar Koschmieder zwei langjährige Aktivisten auf die Bühne, um stellvertretend für die weltweite Solidaritätsbewegung die Begeisterung des Publikums über die erkämpfte Freilassung der fünf Antiterroristen entgegenzunehmen. Petra Wegener, stellvertretende Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba und im Netzwerk Cuba für die Koordinierung der bundesweiten Aktivitäten für die Freiheit der Cuban Five verantwortlich, sandte Glückwünsche und Danksagungen an das kubanische Volk, die kubanische Diplomatie und alle Menschen, die solidarisch mit Kuba seien. Samuel Wanitzsch von der Schweizer Kuba-Solidaritätskoordination »Cuba Sí« erklärte, als Teil der weltweit vernetzten Solidaritätsbewegung für die Cuban Five sei er auch stolz auf das Erreichte und darauf, zu der weltweiten kubanischen Familie zu gehören. Er selbst habe den historischen Moment in Havanna erleben dürfen, inmitten eines Volkes in Freudentränen. Wanitzschs Genugtuung darüber, dass Fidel diesen Moment noch erleben durfte, wurde mit großem Applaus bedacht.

Beifall auch für den Botschafter der Republik Kuba in Berlin, René Mujica. Zunächst überbrachte dieser im Namen des kubanischen Präsidenten Raúl Castro den Dank Kubas an alle internationalen Organisationen und Persönlichkeiten, die einen Beitrag zur Freilassung der 5 geleistet haben. Dann verlas Mujica ein Grußwort von Ramón Labañino, stellvertretend für die Fünf Antiterroristen, an die Konferenz, auf der sie nach eigenen Aussagen in den vergangenen Jahren stets eine Stimme hatten.

Der herzliche Empfang in Kuba habe sie ihre langjährige physische Abwesenheit bereits vergessen lassen, so Ramón. Das sozialistische Kuba sei genauso schön, wie sie es in der Zelle tief im Herzen bei sich trugen, das kubanische Volk immer noch genauso positiv, liebenswert und träumerisch. Ramón ließ allen danken, die einen Beitrag zu ihrer Befreiung geleistet haben, mit einer festen und brüderlichen Umarmung. Sein vom Botschafter überbrachtes »ˇViva!« auf den Frieden und die Solidarität unter den Völkern wurde mit rauschendem Beifall aufgenommen.

Und so wurde am Ende auch in Berlin angemessen das gefeiert, was vor Kurzem noch so weit entfernt schien. Auf ein Neues hat sich gezeigt: Es lohnt sich, durchhalten und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Hoch lebe Rosa!
Hoch lebe Kuba!


CUBA LIBRE Tobias Kriele

CUBA LIBRE 2-2015