Washington wirft im Glashaus mit Steinen um sich

Kubanische Sicherheitskräfte vereitelten Anschläge von Terroristen aus Miami.

Nach der Methode »Haltet den Dieb« setzte die US-Regierung Kuba am 30. April zum 32. Mal in Folge auf eine Liste von Staaten, die den Terrorismus unterstützen. Damit versucht Washington nicht nur die von nahezu allen Staaten der Welt verurteilte Blockade zu rechtfertigen, sondern will auch davon ablenken, dass terroristische Banden weiterhin vom Boden der USA aus Anschläge gegen Einrichtungen und Menschen auf der sozialistischen Karibikinsel vorbereiten. Am 26. April wurden dort vier Exilkubaner mit Wohnsitz in Miami verhaftet, die Attentate geplant hatten. Ihre Hintermänner sind bekannte Contraführer, die in Florida – ungehindert von den US-Behörden – den Terror gegen Kuba organisieren.

Mordpläne gestanden

Die von den kubanischen Behörden gefassten Terroristen José Ortega Amador, Obdulio Rodríguez González, Raibel Pacheco Santos und Félix Monzón Álvarez waren geständig. Ihr Auftrag sei es gewesen, militärische Einrichtungen anzugreifen und Soldaten zu töten, um gewaltsame Reaktionen zu provozieren, sagten sie aus. Drei von ihnen waren in den vergangenen Jahren bereits mehrfach nach Kuba gereist, um die Aktionen vorzubereiten. Sie beschuldigten die ebenfalls in Miami ansässigen Contras Santiago Álvarez Fernández Magriñá, Osvaldo Mitat und Manuel Alzugaray die Anschläge geplant und ihre Reisen organisiert zu haben.

Das Terror-Netzwerk in Miami

Diese Hintermänner weisen beachtliche terroristische Karrieren auf. Santiago Álvarez Fernández Magriñá gehört zu den Gründern der berüchtigten Terrorgruppe »Alpha 66«. Er war unter anderem im April 2001 an einem Angriff auf ein Dorf in der Provinz Santa Clara beteiligt. Am 12. Oktober des gleichen Jahres landeten er und weitere Alpha 66-Mitglieder mit Schnellbooten aus Florida in dem 70 Kilometer nördlich der Stadt Holguín gelegenen Küstenort »Boca de Samá« an. Bei einem Angriff ermordeten sie zwei Anwohner, ein kubanisches Mädchen wurde schwer verletzt. Anfang 2005 schmuggelten er und sein Kumpan Osvaldo Mitat den flüchtigen Terroristen Luis Posada Carriles mit ihrem Boot »Santrina« in die USA. Der ehemalige CIA-Agent Posada Carriles ist unter anderem für den Anschlag auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug im Jahr 1976 verantwortlich, bei dem 73 Passagiere getötet wurden.

Nachdem die US-Polizei bei Álvarez und Mitat Ende 2005 ein umfangreiches illegales Waffen-, Munitions- und Sprengstofflager entdeckte, das sie nach eigenen Angaben für weitere Anschläge in Kuba vorhielten, wurden sie zwar zu Gefängnisstrafen verurteilt, nach knapp zwei, bzw. drei Jahren aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Richter hielten ihnen zugute, dass das Motiv für ihre Straftaten »der Einsatz für ein freies und demokratisches Kuba« gewesen sei. Auch der dritte Auftraggeber, Manuel Alzugaray, der bereits die von der CIA ausgebildete »Brigade 2506« und deren Invasion in der Schweinebucht unterstützt hatte, ist bis heute in mehreren terroristischen Gruppen aktiv.

Interessant sind die Verbindungen einiger in Kuba tätiger Systemgegner zu den Terroristen. So berichtete der Blog »Democratic Underground« bereits im März 2010, dass die von westlichen Regierungen unterstützte Gruppe »Damen in Weiß« nach eigenen Angaben monatlich 1500 US-Dollar von der Organisation »Rescate Jurídico« in Miami erhält, deren Präsident kein geringerer als Santiago Álvarez, der Helfer des Terroristen Posada Carriles ist.

Contras als Kriminelle bekannt

Auch die in Kuba geschnappten Contras sind keine Unbekannten. Nach Recherchen von US-amerikanischen und kubanischen Journalisten hat der 31-jährige Raibel Pacheco Santos Ende 2009 in Florida ein paramilitärisches Unternehmen mit dem Namen »Fuerza Cubana de Liberacion Inc., F.C.L.« (Kubanische Befreiungsmacht) registrieren lassen, dessen Zweck es sei, »das kubanische Volk bei der Rückeroberung seiner Demokratie und seiner Freiheiten« zu unterstützen. Wie das Portal »Cubadebate« berichtete, erklärte Pacheco damals: »Diese Organisation ist auf Wunsch von bewaffneten Kräften und Mitgliedern anderer Organisationen … gegründet worden, die sich in Kuba befinden. Einziges Ziel der F.C.L. Ist … der Sturz des Regimes.« Auch der den US-Behörden angeblich nicht bekannte Obdulio Rodríguez González, der ebenfalls in Kuba verhaftet wurde, ist kein unbeschriebenes Blatt. Er war laut der in Miami erscheinenden Tageszeitung »Diario Las Americas« vor einem Gericht in Miami-Dade County vor einigen Jahren wegen Diebstahls und häuslicher Gewalt angeklagt worden. Während auch kubanische Medien bisher keine Informationen über den Häftling José Ortega Amador veröffentlichten, machte das Online-Portal »Cubadebate« auf die Namensgleichheit des seit Jahren auf Versammlungen radikaler Contragruppen beobachteten Félix Monzón Álvarez mit dem mittlerweile verstorbenen Leiter der Fundación Nacional Cubano Americana (FNCA), Arnaldo Monzón Plasencia, aufmerksam. Der wohlhabende Geschäftsmann aus New Jersey hatte gemeinsam mit Luis Posada Carriles 1997 unter anderem eine Anschlagserie gegen touristische Einrichtungen in Kuba organisiert und finanziert, bei der der italienische Tourist Fabio di Celmo getötet wurde. Auch Monzón Plasencia war, trotz erdrückender Beweise, von den US-Behörden nicht für seine terroristischen Aktivitäten belangt worden.

Kein Bedarf an Aufklärung

Auch im jüngsten Fall geben die Behörden in Washington sich unwissend. Noch eineinhalb Wochen nach deren Festnahmen wollte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, weder eine Auskunft über die Staatsbürgerschaft der in Kuba Verhafteten noch zu irgendwelchen anderen Details geben. Mit der stereotypen Antwort »Wir wissen es nicht« blockte sie auf einer Pressekonferenz jede Frage ab. Als Beamte des kubanischen Außenministeriums Vertretern der US-Interessenvertretung (SINA) in Havanna am 8. Mai Informationen übergaben, schien das Interesse ebenfalls nicht sonderlich groß. »Wir werden die Schriftsätze überprüfen «, hieß es dort lapidar. Ein Verhalten, das an die »Kooperation« der USA Ende der 1990er Jahre erinnert, die dazu führte, dass nicht die von den Miami aus operierenden Terroristen, sondern die in deren Gruppen verdeckt ermittelnden – als »Cuban Five« bekannt gewordenen – kubanischen Aufklärer verhaftet und verurteilt wurden.

CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 3-2014