60. Jahrestag des Sturmes auf die Moncada-Kaserne

Der Sturm junger kubanischer Patrioten auf die Moncada Kaserne am 26. Juli 1953 war das Signal für den Beginn des bewaffneten Kampfes gegen die Diktatur der herrschenden Oligarchie und die Versklavung der Insel durch die USA. Er ist seither Nationalfeiertag.

Die Kräfte der nationalen Befreiung haben einen langen historischen Weg ihrer Formierung zurückgelegt. Dazu trugen schon Ende des 19. Jahrhunderts die anmaßenden Großmachtgelüste der Herrschenden in den USA bei.

Als die Heerscharen der spanischen Kolonialherren schon von den stolzen und aufopferungsvoll kämpfenden kubanischen Freiheitskämpfern geschlagen waren, sahen die USA ihre Zeit für eine militärische Intervention auf der Insel gekommen und vereitelten, dass die kubanischen Patrioten die Früchte ihres langen und opferreichen Kampfes ernten konnten. Die USA verhinderten sogar die Teilnahme der Kubaner an den Friedensverhandlungen und errichteten 1902 eine halbkoloniale politische und wirtschaftliche Herrschaft über Kuba, was in der Kuba auferlegten ersten Verfassung festgeschrieben wurde. Die USA erhielten u. a. das Recht, in Kuba militärisch zu intervenieren und die Insel für Militärstützpunkte zu besetzen. Es folgte eine totale Herrschaft über Kubas Wirtschaft und Naturschätze. Die nationale Souveränität wurde praktisch auf Null reduziert.

Mit diesem ersten imperialistischen Krieg der Neuzeit, wie es Lenin formulierte, wurde den stolzen, freiheitsliebenden Kubanern ein Stachel in die Seele gesetzt.

Moncada - Victoria de las Ideas

Wirtschaftliche Unterjochung und koloniale Ausbeutung

1958 besaßen US-Gesellschaften 90 % der Bergwerke und 50 % der nutzbaren Bodenfläche. Sie kontrollierten 67 % der Exporte und 75 % der Importe. (1) Über 60 % der Exporte Kubas gingen direkt in die USA und 80 % aller Importe kamen aus den USA. US-Gesellschaften hatten die Schlüsselpositionen in der Wirtschaft. So lagen 90 % der Verteilung der in Kuba erzeugten Elektroenergie in Händen einer Filiale des US-Energiegiganten »American and Foreign Power Co«. (2) Die Zuckerwirtschaft bot ein ähnliches Bild. Über 46 % der Anbaufläche für Zuckerrohr wurden von US-amerikanischen Magnaten kontrolliert. Zwei der größten von ihnen, die »La Atlantica del Golfo« und die »Cuban America Sugar Mills« besaßen ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Auch die Mehrzahl der Zuckerfabriken befand sich in Händen weniger US-Großunternehmen, wie »American Sugar«, »General Sugar« oder »United Fruit Sugar«. Natürlich bestimmten diese Konzerne auch die Marktpreise. Auch alle anderen wichtigen Wirtschaftspositionen – das Eisenbahnnetz, die Überseehäfen, das Verbindungswesen usw. – waren entweder im Besitz nordamerikanischer Unternehmen oder wurden von ihnen kontrolliert.

US-Mafiosi auf Kuba

Die berüchtigten Meyer Lansky, Lucky Luciano oder auch Al Capone und andere halbseidene Unternehmer versteckten sich auf Kuba. (3)

Widersprüche vertiefen sich

Die von den jeweiligen US-Regierungen über ein halbes Jahrhundert protegierte halbkoloniale Entwicklung verschärfte alle Widersprüche, die es zwischen einem armen, kleinen, ausgebeuteten Land und einer entwickelten, modernen kapitalistischen Industriemacht geben konnte. Es entwickelten sich darüber hinaus unüberwindliche Gegensätze zwischen der Masse des Volkes und der kleinen, überaus korrupten Oberschicht Kubas. Es kam zu Beginn der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu einer explosiven Konfliktsituation.

Kuba hatte damals weniger als sechs Millionen Einwohner. Über 70 % der kleinen Landwirte hatte keinen Besitz an Ackerland. Über 90 % der Kubaner waren Analphabeten. Die Arbeitslosigkeit lag bei 8,4 %. In den Städten herrschte Armut, extreme Korruption und Chaos.

Widerstand organisiert sich

In dieser Situation entwickelte sich bald eine einflussreiche patriotische Freiheitsbewegung kubanischer Intellektueller, Studenten und von Vertretern der Mittelschichten. Sie fanden in der 1947 gegründeten »Partido del Pueblo Cubano« – später Orthodoxe Partei – ihre politische Organisation. Diese war auch Ursprung und Hort der sich später entwickelnden Bewegung des 26. Juli.

Wahlen als Farce

Im Jahre 1952 sollte eine weitere Wahlfarce stattfinden, nachdem sich die Regierungen Grau und Prio in der Machtausübung abgelöst hatten. Sie trugen mit ihrer Misswirtschaft wesentlich dazu bei, dass sich die wirtschaftliche und soziale Situation extrem verschärfte. Die Verhältnisse im Lande spitzten sich extrem zu, als General Batista mit seinen Anhängern am 10. März 1952 mit einem gewaltsamen Putsch die Regierung stürzte und eine Diktatur errichtete. Die zu dieser Zeit anwachsenden Streikbewegungen und andere oppositionelle Regungen wurden brutal mit militärischen Mittel zerschlagen. Die politischen Parteien wurden aufgelöst und die Medien direkt in den Dienst der Diktatur gestellt. Die bürgerlichen Parteien begannen, mit der Diktatur zu buhlen.

Den Volkskampf organisieren

Fidel Castro und seine engsten Mitkämpfer des linken Flügels der Orthodoxen Partei hatten keinerlei Möglichkeiten mehr, ihre Forderungen in der Öffentlichkeit zu vertreten. Daher entstand eine neue Kampftaktik, eine neue Konzeption des Volkskampfes: Bereits vor dem Putsch hatte man an der Universität von Havanna und in der Provinz Havanna begonnen, über eintausend Jugendliche für den Kampf gegen die Diktatur anzuwerben, zu organisieren und zu schulen.

Museum Moncada Kaserne

Einer der für de Aktion eingesetzten Lastwagen steht heute im Museum der Moncada-Kaserne
Foto: Wiljo Heinen

Während der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von José Martí entschied man, mit Angriffen auf die Militärkasernen in Santiago und Bayamo ein Signal für einem allgemeinen Aufstand gegen die Diktatur zu setzen. Von den 1 200 in Havanna vorbereiteten Jugendlichen wurden für die Aktion 160 ausgewählt, 40 für Bayamo und 120 für Santiago. Als Ausgangspunkt wurde das Landhaus Siboney unweit von Santiago im April 1953 angemietet. Die Jugendlichen und 16 angemietete Pkw kamen in den Tagen vor dem 26. Juli nach Santiago und bezogen in vorher gemieteten Gästehäusern Quartier. Das vollzog sich relativ von der Öffentlichkeit unbemerkt, da die Karnevalszeit begann und viele Menschen nach Santiago kamen. In der Nacht zum 26. versammelten sich alle Kämpfer im Landhaus und erhielten von Fidel, der ebenfalls im Morgengrauen dort eintraf, die nötigen Instruktionen für die Attacke. Die taktisch gut durchdachte Aktion scheiterte aus vielerlei Gründen. 5 Kämpfer fielen im Kampf, 56 wurden gefangen, gefoltert und ermordet, Fidel konnte sich mit 19 Mitstreitern in die Berge absetzen und wurde später gefangen.

Bereits am 21. September begann in Santiago vor einem Sondergericht der Prozess gegen die Patrioten. Hauptangeklagter und auch gleichzeitig wichtigster Verteidiger war Dr. Fidel Castro Ruz.

Im weiteren Verlauf der Geschichte der Revolution zeigte es sich in der Tat, dass die Patrioten gründliche Lehren aus der bitteren Niederlage gezogen haben, aber niemals den begonnenen Weg des bewaffneten Kampfes gegen die Batista Diktatur verlassen haben. Diesen Geist der Moncada strahlte auch die Verteidigungsrede des jungen Rechtsanwalts Fidel Castro aus, die später das erste Programm der Bewegung des 26. Juli wurde.

Natürlich hat der heroische Kampf des »26 Juli« eine bleibende Ausstrahlung auf die lateinamerikanische Befreiungsbewegung.

1) Janette Habel, »Kuba die Revolution in Gefahr«. Neuer ISP Verlag, Köln, 1993, S. 19 ff
2) »Nueva Era«, Havanna, Febr. 1959, S. 3
3) P. Fontaine in: Das Schwarzbuch des Kommunismus, 4. Aufl., München

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CUBA LIBRE 3-2013